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Geistersturm

Geistersturm

Titel: Geistersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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niemand ließ sich blicken. Ich rechnete damit, daß zumindest Suko daran beteiligt gewesen war.
    McLean hatte sich wieder gefangen. Er konnte einfach nicht den Mund halten. »Hören Sie mir gut zu, Sinclair, denn ich sage Ihnen jetzt etwas. Sie können nichts mehr ändern. Diese Nacht ist entscheidend. Der Geistersturm braut sich bereits zusammen. Oder haben Sie den Geruch des alten Blutes noch nicht wahrgenommen? Es ist das Blut unserer tapferen Männer, die damals in der letzten Schlacht gegen die Engländer fielen. Es sickerte in den Boden ein, Culloden ist vom Blut unserer tapferen Vorfahren getränkt. Es ist uns eine Pflicht, sie zu rächen, denn ihre Seelen bereiten sich auf den Sturm vor.«
    »Nichts, aber auch gar nichts werden Sie verändern können, McLean. Der Spuk hat ein Ende.«
    »Was wollen Sie tun?«
    »Sie werden fahren. Sie werden verschwinden. Sie haben das Pech gehabt, an einen Polizisten geraten zu sein. Ich werde Sie anklagen und vor Gericht stellen, denn einem derartigen Treiben muß ein Dämpfer aufgesetzt werden. Der Geistersturm wird zum Sturm im Wasserglas.«
    »Große Worte eines Verräters. Wer glaubt schon daran, Sinclair? Ich nicht.«
    »Sie können die Zeit nicht aufhalten, McLean. Sie und Ihre Männer werden verschwinden, wobei Sie mit mir fahren werden. Ist Ihnen das endlich klar?«
    Er lachte. Zuerst leise und kichernd, dann immer lauter, und schließlich brüllte er. Das Lachen gefiel mir deshalb nicht, weil ich keinen Grund sah, aber mir fielen McLeans verdrehte Augen auf, die zum Himmel gerichtet waren.
    Obwohl ich ihn auch weiterhin mit der Beretta bedrohte, schielte ich ebenfalls in die Höhe.
    Die Veränderung war nicht zu übersehen. Ich wollte auch nicht behaupten, daß sie mir gefiel. Der Himmel war düster, er mußte dunkel sein, denn es war Nacht. Aber er hatte sich trotzdem auf eine gewisse Art und Weise verändert, denn zwischen den Wolken, wo er aussah wie ein flacher Stausee, hatte er eine andere Farbe angenommen, denn da war er heller geworden. Er zeigte eine Helligkeit, die mir nicht gefiel, weil sie einfach unnatürlich war.
    Ein düsteres Gelb, unheimlich anzusehen. Diese Farbe nahm der Himmel des öfteren bei Gewittern an. Dieses Schwefelgelb kam den Menschen dann vor wie eine Drohung.
    Hier ebenfalls.
    McLean hatte von einem Sturm gesprochen. Das war wohl ein Irrtum, weil genau das Gegenteil eingetreten war. Es herrschte eine absolute und beklemmende Windstille. Kein Lüftchen regte sich. Es war die berühmte Ruhe vor dem Sturm.
    Irgendwann würde er losfetzen, das stand fest. Es konnte sich noch Minuten hinziehen, aber auch in Sekunden vorbei sein, und ein jeder von uns schaute zum Himmel.
    »Jetzt kommen wir nicht mehr davon!« flüsterte McLean keuchend.
    »Jetzt ist es vorbei.«
    »Was ist vorbei?«
    »Du wirst es sehen, Sinclair. Du wirst es genau sehen. Und du wirst es erleben, wenn dich die Gewalten aus einer anderen Welt brutal überfallen.« Ich hatte ihn losgelassen, denn es brachte nichts, wenn ich ihn noch weiterhin festhielt. Er und ich, wir beide mußten uns der nahen Zukunft stellen, und da saßen wir in einem Boot.
    Der Himmel war wolkig. Große, düstere Flecken lagen dort wie finstere Inseln, allerdings in einer gewissen Ruhe. Nur die Farbe zwischen ihnen veränderte sich. Das Gelb verschwand zwar nicht, aber er nahm eine andere Farbe an, es wurde fahler und gleichzeitig auch unheimlicher.
    »Bald!« flüsterte McLean, wobei er in mein Gesicht schaute. »Bald passiert es. Der Sturm kann nicht mehr aufgehalten werden. Er ist unterwegs.« McLean lachte mich an, dann drehte er sich zu seinen Männern um. »Macht euch bereit, der große Kampf kommt. Ihr werdet ihn erleben, ihr seid die Auserwählten. Tod unseren Feinden!«
    »Tod den Feinden!« brüllten einige zurück.
    Plötzlich hörten wir alle eine andere Stimme, die nur für mich nicht fremd klang. Sie drang aus dem Dunkel, und es war Suko, der mich ansprach.
    »Wir decken dir den Rücken, John!«
    »Okay.«
    Er hatte in der Mehrzahl gesprochen, doch ich fragte nicht, wen er bei sich hatte, weil Gerald McLean den Kopf ruckartig drehte und in mein Gesicht starrte. »Jetzt habe ich den Beweis, Sinclair. Bei dir hat sich nichts geändert. Du bist noch immer dieser verfluchte und hinterlistige Verräterhund.«
    Ich kümmerte mich nicht um seine Beleidigungen, denn andere Dinge waren wichtiger.
    Wir alle hörten das leise Jaulen…
    Hoch über uns und fern im Westen tönte dieses Geräusch auf.

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