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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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hätte Kalona, als er verduftete, alles Licht und alle Geräusche mitgenommen.
    Irgendwie war sie ganz schön angespannt. Sie schob sich das triefend nasse Haar aus dem Gesicht und nahm ihren Mut zusammen. »Hör auf, dich zu benehmen wie ’n Huhn! Hühner sind ’n feiges Pack! Schäm dich!« Aber beim Klang ihrer Stimme erschreckte sie sich nur noch mehr, weil die Worte in dem Eis und der Dunkelheit so seltsam hallten.
    Warum in aller Welt war sie so schreckhaft? »Vielleicht, weil du was vor deiner allerbesten Freundin verbirgst«, brummte sie vor sich hin und presste dann schnell die Lippen zusammen. Ihre Stimme war einfach viel zu laut für die schwarze, eisverhüllte Nacht.
    Aber sie würde Z davon erzählen. Wirklich! Bisher war nur keine Zeit gewesen. Und Z hatte selbst so viel zu tun, da musste sie ihr nicht noch mehr Stress bereiten. Und … und … darüber zu reden war halt nicht so leicht, nicht mal mit Zoey.
    Sie kickte mit dem Fuß gegen einen abgebrochenen, eisverkleideten Zweig. Ihr war klar, dass
es ist nicht leicht
keine Entschuldigung war. Sie würde mit Zoey reden. Sie musste. Aber nicht gleich. Später. Irgendwann.
    Besser, sie konzentrierte sich erst mal auf die Gegenwart.
    Blinzelnd, die Hand als Schirm über den Augen, um den piekenden Eisregen abzuhalten, spähte sie nach oben in die Zweige. Selbst bei der Dunkelheit und dem Unwetter sah sie noch ganz gut, und ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie keine großen dunklen Leiber über sich lauern sah. Auf dem Asphalt der Einundzwanzigsten Straße, wo es leichter zu gehen war, schritt sie den Rand des Klostergeländes ab, die Augen unablässig nach oben gerichtet.
    Sie war schon fast bei dem Zaun, der das Grundstück der Nonnen von dem des Luxuswohnhauses daneben trennte, als sie es roch.
    Blut. Irgendwie falsches Blut.
    Stevie Rae hielt an. In fast raubtierhafter Weise nahm sie Witterung auf. Die Luft war von dem feuchten, dumpfen Geruch von Eis auf Erde erfüllt, vom frischen zimtähnlichen Duft der winterlichen Bäume und von der menschengemachten Ausdünstung des Asphalts unter ihren Füßen. Sie blendete all diese Gerüche aus und konzentrierte sich allein auf das Blut. Es war kein menschliches Blut, auch keines von einem Jungvampyr – es roch nicht nach Frühling und Sonnenlicht, nach Honig und Schokolade, nach Leben und Liebe und allem, wovon sie je geträumt hatte. Nein, dieses Blut roch zu dunkel. Zu schwer. Zu viel war darin, was nicht menschlich war. Aber es war trotz allem Blut, und es zog sie an, auch wenn sie tief drinnen wusste, wie falsch es war.
    Der fremde, anderweltliche Geruch führte sie zu den ersten scharlachroten Spritzern. In der stürmischen Dunkelheit vor dem ersten Tagesanbruch waren es selbst für ihre hochentwickelten Augen nur feuchte Tropfen auf der Eisfläche von Straße und Böschung. Aber Stevie Rae wusste: es war Blut. Viel Blut.
    Aber nirgendwo war ein Mensch, Tier oder sonstiges Wesen zu sehen, von dem es hätte stammen können.
    Da war nur eine Spur aus flüssiger Dunkelheit, die sich auf der Eisdecke verdichtete und von der Straße weg ins dichteste Unterholz des Wäldchens hinter dem Kloster führte.
    Sofort setzten ihre Raubtierinstinkte ein. Fast lautlos und ohne zu atmen bewegte sich Stevie Rae die Blutspur entlang.
    Sie fand es unter einem der größten Bäume, zusammengekrümmt unter einem dicken, ausladenden, frisch heruntergefallenen Ast, als hätte es sich dorthin verkrochen, um zu sterben.
    Stevie Rae durchlief ein Schauer des Entsetzens. Es war ein Rabenspötter.
    Er war riesig. Größer, als die Dinger aus der Entfernung ausgesehen hatten. Er lag auf der Seite, das Gesicht zum Boden gedreht, daher konnte sie kaum etwas davon erkennen. Der gewaltige Flügel, der vor ihr lag, sah unnormal aus, offensichtlich gebrochen, und der menschliche Arm darunter war seltsam abgespreizt und blutig. Auch die Beine hatten menschliche Form. Im Tod hatte er sie an den Körper gezogen, wie bei einem Embryo. Sie erinnerte sich, wie sie die Schüsse gehört hatte, als Zoey und ihre Leute wie eine Höllenarmee die Einundzwanzigste Straße entlang zum Kloster gesprengt waren. Offenbar hatte Darius ihn vom Himmel geschossen.
    »Mannomann«, sagte sie tonlos. »Muss ’n verflixt fieser Sturz gewesen sein.«
    Sie formte die Hände zum Sprachrohr und wollte schon nach Dallas rufen, damit er und die anderen Jungs ihr halfen, die Leiche woandershin zu schaffen – da zuckte der Rabenspötter und öffnete die

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