Gejagt
Aphrodite befreundet gewesen war. Was bedeutete, sie musste umwerfend aussehen, weil Aphrodite nichts von hässlichen Freundinnen hielt.
Okay, bevor ich klinge wie die Ober-Eifersuchtszicke, sollte ich vielleicht erklären: Erik Night ist ein atemberaubend toll aussehender Superman-Clark-Kent-Typ, und um mit dem Superman-Vergleich weiterzumachen, er ist unglaublich begabt und ein wahnsinnig netter Kerl – äh, Vampyr (seit kurzem). Außerdem ist er mein Freund. Äh, Exfreund (auch seit kurzem). Leider bedeutet das, dass ich nicht anders kann, als maßlos eifersüchtig auf jede (sogar komische rote) Jungvampyrin zu sein, für die er sich zu stark (sprich: überhaupt irgendwie) interessiert.
Zum Glück machte Darius’ geschäftsmäßige Stimme meinem inneren Monolog ein Ende. »Das Radio kann warten. Im Moment ist es wichtiger, dass wir uns um Stevie Rae kümmern. Wenn ich hier fertig bin, wird sie ein sauberes Hemd und Blut brauchen«, sagte er, während er das Erste-Hilfe-Set auf Stevie Raes Nachttisch legte, öffnete und entschlossen Watte, Alkohol und irgendwelche furchterregenden Utensilien herauszog.
Das brachte sofort alle zum Verstummen.
Stevie Rae lächelte uns allen tapfer zu. »Ihr wisst, dass ich euch wahnsinnig liebhab?« Meine Freunde und ich nickten steif. »Okay, dann versteht ihr mich hoffentlich nich falsch, wenn ich euch alle außer Zoey bitte, rauszugehen und was anderes zu machen, während Darius mir den Pfeil da rauszieht.«
»Alle außer mir? Neinneinnein, warum willst du, dass gerade ich dableibe?«
Ich sah ein Lächeln in Stevie Raes gepeinigten Augen aufblitzen. »Weil du unsere Hohepriesterin bist, Z. Du musst dableiben und Darius helfen. Außerdem hast du mich schon mal sterben sehen. Schlimmer kann das hier ganz bestimmt nich werden.« Dann stockte sie, und ihre Augen weiteten sich, als sie die Handflächen meiner immer noch trottelig-abwehrend ausgestreckten Hände sah. »Verdammt, Z, schau dir mal deine Hände an!«
Ich drehte meine Handflächen zu mir, um zu sehen, was sie meinte, und spürte, wie sich auch meine Augen weiteten. Über meine Handflächen breiteten sich Tattoos aus – genau das gleiche verschlungene, wunderschöne Spitzenmuster, das mein Gesicht und meinen Hals zierte und sich zu beiden Seiten meiner Wirbelsäule bis um meine Taille zog.
Wie hatte ich das vergessen können?
Auf der Flucht, schon fast in den Tunneln, hatte ich gespürt, wie das vertraute Glühen über meine Handflächen zog. Ich hatte erkannt, was es bedeutete. Meine Göttin Nyx, die Personifikation der Nacht, hatte mich wieder einmal als die Ihre Gezeichnet, hatte mich vor allen anderen Vampyren und Jungvampyren der Welt ausgezeichnet. Kein anderer Jungvampyr hatte ein ausgefülltes, erweitertes Mal. Das würde erst geschehen, nachdem der Jungvampyr die Wandlung hinter sich hatte. Dann färbte sich auch das Innere des Halbmondes auf seiner oder ihrer Stirn ein, und darum herum erschien ein einzigartiges, unverwechselbares Tattoo, von dem das Gesicht umrahmt wurde und das aller Welt deutlich zeigte, dass sie einen Vampyr vor sich hatte.
Mein Gesicht wies mich also als Vampyr aus, aber mein Körper sagte deutlich, dass ich noch ein Jungvampyr war. Und meine restlichen Tattoos? Also, die waren etwas, was es noch nie zuvor gegeben hatte – bei keinem Vampyr oder Jungvampyr, und ich war mir immer noch nicht hundertprozentig sicher, was es bedeutete.
»Wow, Z, die sind toll.« Das war Damien, der zögernd meine Handfläche berührte.
Ich blickte auf in seine sanften braunen Augen und suchte darin nach einem Hinweis, dass er mich plötzlich anders wahrnahm. Nach Anzeichen von Heldenverehrung oder Nervosität oder – noch schlimmer – Angst. Aber ich sah nur Damien, meinen Freund, und sein warmes Lächeln.
»Ich hab vorhin gespürt, wie es passierte, als wir hier runtergestiegen sind«, sagte ich. »Ich – ich hab’s total vergessen.«
»Typisch unsere Z«, sagte Jack. »Ich wüsste sonst keinen, der so ein Quasiwunder vergessen könnte.«
»Mehr als quasi«, verbesserte Shaunee.
»Aber ein Zoey-Wunder. Die passieren ja andauernd«, sagte Erin nüchtern.
»Klar. Mein Tattoo verkrümelt sich bei der ersten Gelegenheit, und sie wird damit zugepflastert.« Aber Aphrodites Lächeln milderte ihre Worte ab.
»Sie sind ein Zeichen der Gunst unserer Göttin und zeigen, dass du in der Tat auf dem Pfad wandelst, den sie für dich gewählt hat. Ja, du bist unsere Hohepriesterin«, sagte Darius
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