Gejagte der Nacht
zurückzuholen, fehlschlagen sollten.
»Alpha und Omega«, murmelte er.
»Nur eines.« Zorn, so gewaltig und gnadenlos wie die Abgründe der Hölle, pulsierte durch den Nebel. »Der andere Säugling befindet sich in der Gewalt der Blutsauger. Es kann ihnen nicht gestattet werden, sich erneut einzumischen. Verstanden?«
»Ja.«
»Dann wirst du die Wolfstölen und die Hexe zu dieser Wiese führen.« Es folgte ein weiteres schmerzhaftes Eindringen in Gaius’ Geist. Dieses Mal erschien das Bild eines schlanken Feenvolkmannes mit langem kastanienbraunem Haar und seltsam metallischen Bronzeaugen. An seiner Seite befand sich eine schlanke Vampirin mit dunklem Haar und blauen Augen. Beide standen mitten auf einer Wiese, die nicht weit von den Tunneln entfernt lag, in denen der Zauberer sich versteckt hielt. »Du darfst nicht zulassen, dass der Sylvermyst und die Vampirin zu Rafael gelangen, während er seine Vorbereitungen abschließt, um mir mein Kind zu bringen.«
Gaius nickte. Hatte er eine andere Wahl? »Gut.«
»Ich will, dass du mit Dolf hierher zurückkehrst, sobald das Kind zu mir gebracht worden ist.« Erneut wurde Gaius von Schmerzen durchzuckt. »Verstanden?«
»Voll und ganz.«
»Und, Gaius …«
»Mein Fürst?«
»Wenn du das nächste Mal ohne Einladung hier eintriffst, werde ich annehmen müssen, dass du hier bist, um mich herauszufordern«, warnte ihn der Fürst der Finsternis mit einer tödlich sanften Stimme. »Meine Bestrafung wird dir nicht zusagen.«
Gaius verneigte sich tief. Insgeheim gab er trocken zu, dass er sich verkalkuliert hatte. Und zwar ganz und gar.
Er hatte die Prophetin und ihren Beschützer in diese Dimension gebracht, weil er vergeblich gehofft hatte, dass der Fürst der Finsternis darüber erfreut genug wäre, ihm aus überströmender Dankbarkeit Dara zurückzubringen. Stattdessen hatte der Fürst der Finsternis seine Opfergabe kaum anerkannt und ihm, statt erfreut zu sein, grauenhafte Vergeltungsmaßnahmen angedroht, falls Gaius sich ihm je ohne Erlaubnis näherte.
Und um die ganze Angelegenheit noch schlimmer zu machen, musste er nun zu den verdammten Wolfstölen und der Hexe zurückkehren, um noch einen weiteren Magienutzer zu retten.
Dies war nicht unbedingt die beste Nacht seines Lebens.
Er schlang die Finger um das Medaillon, schloss die Augen und verschwand.
Das Gefängnis des Fürsten der Finsternis
Zwei Wochen später
Kassandra öffnete die Augen und entdeckte, dass sie in dichten Nebel gehüllt war.
Sie war nicht überrascht.
Obwohl sie durch den Zauber der Wolfstöle in einer Ohnmacht gefangen gewesen war, war sie sich doch entfernt der Tatsache bewusst gewesen, dass sie in eine andere Dimension transportiert worden war, und sie wusste, dass einige Zeit vergangen war.
Darüber hinaus hatte sie geträumt. Es waren eigenartige Träume gewesen, in denen sie eine Vampirin und einen Sylvermyst wahrgenommen hatte, die durch den Nebel schlichen, um einen Magier zu suchen, der ein bewusstloses Kind bei sich hatte.
Und dann hatte es einen schrecklichen Machtkampf gegeben, der selbst die Luft vor Angst hatte erzittern lassen.
Apropos »vor Angst erzittern« …
Kassie rappelte sich mühsam auf und rieb sich geistesabwesend die Handgelenke. Sie spürte die ungewöhnliche Weichheit. Also handelte es sich um neue Haut. Das bedeutete, dass sie verletzt worden war, während sie geschlafen hatte. Ohne Zweifel silberne Handschellen, wagte sie eine Vermutung.
Das spielte allerdings keine Rolle für sie. Nicht wenn sie unbedingt Caine finden musste.
Mit unsicheren Schritten bewegte sie sich durch den zähen Nebel. Ihre Sinne waren so gedämpft, dass sie beinahe über Caines ohnmächtig daliegenden Körper gestolpert wäre, der unter dem wallenden weißen Nebel verborgen lag.
Ihr Herzschlag setzte aus, als sie erkannte, dass er noch immer in seiner mutierten Gestalt zwischen Wolf und Mensch gefangen war.
»Caine …« Sie hockte sich neben ihn und streckte die Hand aus, um die Silberhandschellen zu berühren, die sich bis in die Knochen seiner Handgelenke eingebrannt hatten. »Nein, nein, nein!« Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Band zwischen ihnen, aber sie fand nur … Leere. Als sei nichts mehr übrig von dem Mann, den sie mittlerweile über alle Maßen liebte.
»O Götter«, flüsterte sie schluchzend. »Weshalb musstest du mir folgen, du störrischer, dummer Wolf?«
»Wie ungemein rührend.«
Kassandra, die auf die spöttische Stimme nicht
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