Gekapert
es Qasiir nur zeigen, wenn dieser bereit ist, ihnen zu helfen.
Hungrig ißt Qasiir das aufgewärmte Lammgericht, Messer und Gabel klirren gegeneinander, keiner der beiden rührt den Salat an. Nebenher unterhalten sie sich intensiv über die Rekrutierungsstrategien der verschiedenen säkularen und religiösen Gruppierungen, die in Somalia um die Macht kämpfen. Nach und nach erzählt Malik, was über Taxliils Verschwinden bekannt ist, ihre diversen Vermutungen und von Ahls schwierigem Unterfangen in Puntland. Die Familie wäre für jegliche Unterstützung Qasiirs dankbar.
»Wie kann ich denn behilflich sein?« fragt Qasiir.
»Mir schwebt eine geheime Aktion vor.«
»Das klingt aufregend«, sagt Qasiir.
»Ich denke da eher an handfeste Undercoverarbeit.«
»Könntest du bitte deutlicher werden?«
»Du könntest dabei verletzt werden«, sagt Malik. »Oder jemand anders könnte bei einem Anschlag verletzt, übel zugerichtet werden, von der Druckwelle einer Sprengfalle verunstaltet.«
Einen Moment lang betrachtet Qasiir Malik mit einer Mischung aus Entsetzen und Neugier, die dann einer erwartungsvollen Erregung weicht. Wie in einem Film tut er kund, er sei bereit, seinen Anteil an der »geheimen Aktion, der handfesten Undercoverarbeit« zu leisten. Clint Eastwood spürt einen ausgerissenen Jugendlichen auf. Wie um sich zu vergewissern, daß er fähig ist, die Rolle zu übernehmen, berührt er sein Schulterholster.
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, was ich tun soll.«
»Ich werde dir alle notwendigen Einzelheiten mitteilen«, gibt Malik zurück. »Wann und wo er zum letzten Mal gesehen wurde, du bekommst alle Informationen über ihn.«
»Und ein Foto, Fotos sind wichtig.«
»Das versteht sich doch von selbst.«
»Wann und wo fange ich an?« fragt Qasiir.
»Ich möchte, daß du alle Informationen über ihn sammelst, an die du herankommst«, erklärt Malik. »Wir wissen, daß er sich in Somalia befindet, sich wahrscheinlich der Al-Schabaab angeschlossen hat, um Sprengstoffexperte zu werden.«
Qasiir starrt Malik an, Stolz in den Augen, er entspannt sich, ein Mann, der ein Geheimnis zu lüften, einen ausgerissenen Jugendlichen ausfindig zu machen hat, furchtlos und bereit, notfalls auch Gewalt auszuüben. Aber eingedenk dessen, was von ihm erwartet wird, unterdrückt er Zeichen allzugroßen Eifers.
»Ich bin bereit.«
»Wir werden uns noch näher darüber unterhalten«, sagt Malik. »Dajaal und Jeebleh werden wir ebenfalls einweihen, und die genaue Vorgehensweise besprechen. Bis dahin kein Wort darüber.«
Es klingelt an der Tür, das erste Mal zurückhaltend, das zweite Mal stürmisch, unhöflich sowie ein drittes Mal, aufgeregt, ein greller Mißton. Als begehrte jemand, von der Meute gehetzt, Einlaß.
Dajaal kann es nicht sein, überlegt Malik, denn er ruft vorher immer an, und dieses Verhalten paßt auch nicht zu Jeebleh. Wer könnte es sein?
Er lehnt Qasiirs Anerbieten, zur Tür zu gehen, ab.
»Sei vorsichtig«, sagt Qasiir leise.
Auf Zehenspitzen schleicht Malik zur Tür, dicht gefolgt von Qasiir. Beide stellen sich so, daß ihr Schatten nicht auf den Türspion fällt. Vorsichtig legt Malik ein Auge an das Guckloch und erspäht eine Gestalt in Khakihose und Gummisandalen. Er nimmt sich mit der Einschätzung der Person auf der anderen Seite Zeit, bewegt sich nicht, sagt nichts. Nach einer Weile hört er einen gemurmelten Wortwechsel zwischen dem mit den Gummisandalen und einer anderen Person, die sich außerhalb seines Sichtfeldes befindet. Nach einigem Hin und Her erhascht Malik schließlich einen Blick auf die zweite Gestalt, einen Mann, der einen Sarong und Flipflops trägt und der seine rechte Hand hinter dem Rücken verbirgt. Malik kontrolliert, ob die Sicherheitsvorrichtungen der Wohnungstür alle am Platz sind, einschließlich Metallplatte und Verriegelung. Dann dreht er sich um, sieht, daß Qasiir seine Pistole aus dem Halfter nimmt, nickt und zeigt mit dem Daumen nach oben. Mit verstellter Stimme fragt Qasiir: »Wer ist da?«
Die sandalentragende Gestalt vor der Tür sagt: »Ich bin’s, Gumaad. Bist du das, Malik? Ich weiß, daß Jeebleh nicht da ist, ich habe mit Dajaal gesprochen, aber ich dachte, ich erzähle dir das Neueste von der Kriegsfront.«
Malik ist hin- und hergerissen, ob er die Tür öffnen soll, aber Qasiir schüttelt den Kopf und improvisiert: »Malik ist gerade nicht da. Kann ich was ausrichten?«
»Das kann nicht sein«, Gumaad bleibt hartnäckig.
»Was kann nicht
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