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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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sein?« fragt Qasiir.
    »Ohne Dajaal geht er nirgendwo hin.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Wer sind Sie denn eigentlich?« will Gumaad wissen.
    »Ich bin Klempner und repariere den Boiler. Ich habe strikte Anweisung, niemanden hereinzulassen.« Er wartet, sagt dann: »Wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen, gebe ich sie weiter, wenn nicht, dann nicht. Liegt an Ihnen.«
    »Sagen Sie ihm, daß ich vielleicht später noch mal komme, wenn ich es schaffe.«
    Nachdem Gumaad und sein Bekannter gegangen sind, beraten sich Qasiir und Malik im Arbeitszimmer. Qasiir, der so schnell nicht aufgibt, fährt fort, den Laptop mit neuen Befehlen zu füttern, variiert sie ein wenig, legt jene Hartnäckigkeit an den Tag, die Computerspezialisten zu eigen ist.
    »Was, meinst du, führt Gumaad im Schilde?« fragt Malik.
    »Er ist nicht immer ehrlich«, sagt Qasiir, »er prahlt gerne, behauptet, Journalist zu sein, obwohl er überhaupt keine derartige Ausbildung hat. Er hat nicht sehr viel veröffentlicht, kaum mehr als ein halbes Dutzend kurzer Artikel. Ich kenne solche wie ihn, solche, die ihre eigenen Lügen glauben.«
    »Ist er gefährlich?« fragt Malik
    »Besonders helle ist er nicht«, sagt Qasiir.
    »Das glaube ich sofort.«
    »Er ist nicht nur ein Lügner, sondern er läßt auch gern die Namen berühmter Persönlichkeiten fallen, die er kennt.«
    »Aber du hältst ihn trotzdem nicht für gefährlich?«
    »Jedenfalls ist er niemand, dem man Geheimnisse anvertrauen kann.«
    Maliks Handy klingelt. Dajaal ist auf dem Weg zu ihnen, falls sie einen neuen Laptop und einen Drucker kaufen wollen, könnte er sie mit dem Auto zum Laden fahren.
    Qasiir möchte kurz mit Dajaal reden, Malik stellt das Handy auf Lautsprecher. »Opa«, fragt Qasiir, »hast du heute schon mit Gumaad gesprochen?«
    »Nein, wie kommst du darauf?«
    »Weil er behauptet, mit dir gesprochen zu haben«, sagt Qasiir, »und wußte, daß Malik allein in der Wohnung ist.«
    »Er lügt«, sagt ein offensichtlich beunruhigter Dajaal, »ich habe ihn heute weder gesehen noch mit ihm gesprochen. Aber warum? Gibt es ein Problem? Geht es euch gut?«
    Malik nimmt das Handy wieder an sich und beruhigt Dajaal. »Wir sehen uns gleich.«
    Dajaal kommt herein und hat fürchterliche Laune. Er flucht, murmelt Verwünschungen und überschüttet, ohne Namen zu nennen, diese Männer, die noch nie im Krieg gekämpft haben und nun einen anzetteln, mit allen möglichen Verwünschungen. Männer, die meinen, Gott sei auf ihrer Seite und werde ihnen zum Sieg verhelfen. Die Wut verwirrt ihn, und er wiederholt die harschen, kriegstreiberischen Worte, die zwischen dem äthiopischen Premierminister, der von »sofortigen Vergeltungsmaßnahmen für die provokante Verletzung unserer Landesgrenzen« und »der unantastbaren Sicherheit unseres Landes« sprach, und einem Führer der Union fielen, dessen Replik auf diese Aussage lautete: »Ich vertraue auf die Vorsehung, daß jene, die in muslimische Länder einmarschieren, besiegt werden.«
    »Die gesamte Stadt ist nervös«, fährt Dajaal fort, »viele gehen in die Moscheen, um zu beten, oder bereiten sich darauf vor, das Land zu verlassen, andere kaufen sicherheitshalber Vorräte für mehrere Wochen ein. Kann mir einer von euch sagen, ob Gumaad davon sprach, daß er die Stadt verlassen wolle? Ist er vielleicht deshalb hier vorbeigekommen?«
    »Er meinte, er würde später wiederkommen, wenn er’s schafft.«
    »Ich frage mich, was er im Schilde führt«, sagt Dajaal.
    »Er war in Begleitung«, informiert Qasiir ihn.
    »Wer war bei ihm?«
    Schweigend zuckt Qasiir mit den Schultern.
    Malik hat genug von den Spekulationen. »Sollen wir los und einen neuen Laptop kaufen?«
    Er holt Geld aus seinem Zimmer, nimmt mehrere hundert Dollar in großen Scheinen, die sich gut verstauen lassen, und legt noch einen weiteren Man-kann-ja-nie-wissen-Hunderter dazu. Malik weiß, daß es auf den Märkten hier Geldwechsler gibt, die an niedrigen Tischen sitzen, auf der einen Seite Bündel über Bündel abgewertete Somalia-Schillinge und auf der anderen Stapel mit verschiedenen anderen Währungen, darunter amerikanische und kanadische Dollars, Euros, saudische Dirhams. Im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen die Geldflüsse streng kontrolliert werden, ist der Einkauf jeder erdenklichen Währung im heutigen Somalia so einfach wie der von Lebensmitteln.
    Malik verläßt sein Zimmer mit dem abgezählten Geld und wartet respektvoll auf Dajaal, der

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