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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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verdammt noch mal! — der erste Überfall
in meinem Leben. 66 musste ich werden, bis endlich der Raubritter in mir
gefragt ist.
    Doch er war nervös und hatte
feuchte Hände.
    »Wie geht’s dir?«, fragte Mario.
Seine Stimme klang belegt.

    »Es ist meine Idee. Und wir
ziehen sie durch.«
    Sie fuhren langsam. Beide
trugen dunkle Sachen, schwarze Jeans, schwarze Turnschuhe, anthrazitfarbene
Sommerblousons. Die Masken lagen auf der Rückbank im Fond.
    Lamia-Balsano hatten sie hinter
sich. Sie folgten der Straße ins Seitental. Hier waren die Peitschenlampen
sparsam verteilt. Eine Strecke, auf der sonst drei stehen, musste sich hier mit
zweien begnügen.
    Bevor sich das Tal endgültig
zum Flaschenhals verengt, erreichten sie das Grundstück mit der Casa Corto.
    »Was ist das?«, murmelte Mario.
»Hat er Besuch?«
    Roberto hatte sich vorgebeugt
und starrte hinüber. »Sieht so aus.«
    Die Einfahrt, ein
fadenscheiniges Tor aus Maschendraht, stand offen. Wilsons Wagen, ein kleiner
Alfa Romeo, parkte beim Haus, davor aber eine große Jaguar-Limousine, mausgrau,
und ein Volvo-Touring in ähnlicher Frustfarbe.
    In dem Natursteinhaus brannte
Licht. Wilson hatte die Holzläden, die erheblich ramponiert waren, nicht
geschlossen. Gardinen oder Vorhänge besaß er offenbar nicht. Mario und Roberto
machten eine Gestalt aus, die hinter einem der Fenster stand und jetzt langsam
zur Seite trat.
    »Vater... da! Sieh doch...«
Mario stotterte.
    »Was?«
    »Ich kann’s nicht erkennen.
Aber da... steht was auf Nancys Grab. Ja, genau darauf. Ist das ein
Felsbrocken? Oder ein Wagen?«
    Das Licht aus den Fenstern
reichte nicht hin.
    »Verdammt!«, murmelte Roberto.
»Das sieht klotzig aus. Der hat was draufgestellt.«
    »Ich fahre vorbei, ja?«
    »Was sonst?!«
    Hundert Meter weiter war die
Kurve. Die Straße führte um eine Schwindel erregende Felswand herum, wurde
dahinter noch schmaler, verfügte aber über eine Ausweichstelle, die man dem
Felsen abgerungen hatte. Hier konnten auch zwei Lkw einander passieren. Mario
parkte in der Bucht, schaltete das Abblendlicht ein und den Motor aus.
    »Ich schleiche hin, Vater, und
gucke, was los ist.«
    Roberto zögerte, willigte aber
dann ein. Mario war topfit. Zudem schien er über sich hinauszuwachsen, verlor
seine Verzagtheit, entwickelte Mut.
    Nicht zuletzt, weil es um ihn
geht, dachte Roberto, um seine Karriere, sein Image, sein Leben. Hier ist er
der bessere Indianer.
    Mario schob die kleine Pistole
in die Hosentasche und zog sich die sackartige Maske über den Kopf.
    »So falle ich weniger auf. Mein
Gesicht wird eins mit der Nacht.«
    »Lass dich um Himmels willen
nicht erwischen.«
    »Bestimmt nicht.«
    Mario spähte in den Rückspiegel
und glitt dann aus dem Wagen.
    Roberto, dem Schweiß übers
Gesicht lief, schaltete auch das Abblendlicht aus.
    Mario rannte auf der Straße
zurück und verschwand hinter der Kurve. Die Fahrbahn war voller Schlaglöcher,
die Stecke wurde wenig befahren. Um diese Zeit war mit niemandem zu rechnen.
    Drei Minuten später huschte
Mario geduckt durch die Einfahrt, mied den trüben Lichtschein, blieb im Dunkel
und pirschte zu der Totengruft.
    Hinter dem mit Zement gefüllten
Pick-up richtete er sich auf.
    Aus der Nähe erkannte er jede
Einzelheit. Der Sinn dieser Vorrichtung war klar. Wilson sicherte Nancys
Gebeine, seinen Beweis.
    Aber dazu, dachte Mario,
braucht es mehr. Mit einem seitlichen Stollen kommen wir ran. Sie liegt ja
nicht sehr tief, oder? Nein, tief habe ich damals nicht gegraben.
    Die beiden Fenster an der
Seitenwand des Hauses waren offen. Garantiert hatte Wilson keine Klimaanlage.
Mario wusste noch von früher: Gegen die Stickigkeit in der Casa Corto half nur
die milde Nachtluft.
    Stimmen drangen heraus. Mario
schlich zum linken Fenster, presste sich daneben an die Wand und riskierte ein
Auge.
    Der Wohnraum war spärlich
möbliert, wirkte trotzdem unaufgeräumt, fast schon verwahrlost.
    Drei Männer, registrierte
Mario. Sein Vater hatte Wilson beschrieben. Das musste der knochige Kerl auf
der Couch sein. Rotblondes Haar. Sommersprossen. Neben ihm — mit einem Meter
Abstand — saß ein langer, drahtiger Typ, dem offenbar die Sonnenbrille auf der
Nase festgewachsen war. Das dünne schwarze Haar hing ihm als Pferdeschwanz auf
eine helle Leinenjacke. Er hatte schlechte Haut, Aknenarben, und sicherlich
Probleme beim Rasieren.
    Der Dritte war der Jüngste,
fast so breit wie hoch und rundum behängen mit festem Speck. Kahl rasierter
Schädel. Die

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