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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Sturmwarnung vor dem schlimmsten aller Hurrikane.
Ein Blick aufs Display. Nanu!
    »Ja, Herr Fender?«
    »Hallo, Tim! Störe ich beim
Abendessen?« Die Stimme des Schiris klang flackerig.
    »Nein. Schon beendet. Leider!
Frau Glockner und Gaby haben sensationell gekocht. Helfen durften wir Jungs
nicht, aber mitessen.«
    »Schön.« Es interessierte
Fender nicht. »Ist Tatjana zufällig bei euch?«
    »Bei uns? Nein. War sie auch
nicht.«
    »Verdammt!« Fender atmete
schwer. »Sie ist zum Schwimmen gegangen. Ins Freibad am See. Um... ungefähr um
vier. Um sechs wollte sie zu Hause sein. Spätestens. Jetzt ist es halb neun.«
    Tim spürte, wie es ihm eiskalt
über den Rücken lief. »Sind Sie beim Schwimmbad gewesen?«
    »Klar. Um sieben. Die hatten
gerade geschlossen.«
    »Tatjana hat doch ein Handy.«
    »Hat sie. Hat’s aber nicht mit.
Es liegt in ihrem Zimmer.« Er stöhnte. »Mein Gott! Es wird doch nicht sein,
dass die Hooligans hier sind.«
    Die gerade nicht, dachte Tim.
Aber der Lover. Tim überlegte fieberhaft. Dann klang seine Stimme ganz ruhig.
»Wahrscheinlich gibt’s eine harmlose Erklärung, Herr Fender. Tatjana hat eine
Freundin getroffen. Oder eine Freundschaft geschlossen. Und darüber das
Abendessen vergessen. Trotzdem werden wir uns umtun. Wir wollten sowieso durch
die Gegend biken. Der Abend ist so schön.«
    »Wenn ihr nach Tatjana sucht —
das würde ich euch nie vergessen.«
    »Ist doch selbstverständlich.«
    »Ich bin mit dem Wagen
unterwegs. Immer rund um den See. Ich sage mir ja auch: Wenn die Hoolis sie
hätten, würden sie mir das hohntriefend mitteilen. Himmel, die können doch ihre
Wut auf mich nicht an meiner Jüngsten ablassen!«
    Könnten sie schon, dachte Tim.
Aber der Fall liegt anders.
    »Ich rufe Sie an, Herr Fender,
wenn sich irgendwas ergibt. Und Sie mich bitte auch.«
    »Natürlich!« Fender schaltete
aus.
    Die andern hatten aus Tims Teil
des Dialogs entnommen, was los war. Aber der TKKG-Häuptling fasste die Fakten
zusammen. »Um vier ins Strandbad und nicht um sechs wie ausgemacht nach Hause
gekommen. Hat ihr Handy nicht mit. Verdammt! Heißt das etwa, die beiden sind
durchgebrannt? Mir will’s nicht in den Kopf.«
    Frau Glockner war blass
geworden. Gaby, Karl und Klößchen blickten verstört. Tim wählte auf seinem
Handy Erik Salks Mobiltelefonnummer. Aber er bekam keine Verbindung, musste sich
mit einer Nachricht auf die Mailbox begnügen.
    »Hallo, Herr Salk. Hier ist
Tim. Bitte, rufen Sie mich an. Es ist wichtig.« Er diktierte seine Handynummer,
langsam und deutlich.
    »Ich kann mir nicht vorstellen,
dass sie miteinander durchbrennen«, sagte Gabys Mutter. »Es wäre wider jede
Vernunft. Absurd. Undenkbar.«
    »Mami, die Liebelei zwischen
den beiden ist das doch auch.«
    »Schon. Aber wenn Herr Salk zur
Vernunft gekommen ist, dann hat er es beendet. Euer Sturm im Wasserglas war
dann nur ein verbotener Kuss. Versteht mich richtig: Das ist schlimm genug.
Aber erst mal bin ich bereit, an ehrliche Einsicht zu glauben. Papi würde es
vielleicht anders sehen. Er hat mit den Schattenseiten des menschlichen
Verhaltens zu tun.«
    »Was einen nicht
unbeträchtlichen Teil des menschlichen Verhaltens ausmacht«, meinte Tim.
»Trotzdem bleibe ich Optimist. Und was ich Herrn Fender gesagt habe, soll kein
leeres Versprechen sein. Ich für meinen Teil schwinge mich aufs Bike. Eriks
Wagen suchen — und damit ihn.«
    Klößchen seufzte. »Eher findest
du die berüchtigte Nadel im Heuhaufen.«
    »Sag das nicht. Hier gibt’s
fast gar keine Tiefgaragen. Wahrscheinlich lässt die Erdbeschaffenheit das
nicht zu. Auch Hotelgaragen sind selten. Die Asphaltschnurrer stehen auf
Parkplätzen oder am Straßenrand. Wir haben eine Chance. Suchen ist allemal
besser, als hier warten und Däumchen drehen. Oder hat jemand einen anderen
Vorschlag?«

13.
Tellerminen um die Totengruft
     
    Die Nacht brach an, eine
schwüle Sommernacht. Zwischen den Bergriesen senkte sich Dunkelheit herab.
    Mario lenkte den Jeep. Roberto
saß neben seinem Sohn und starrte hinaus.
    Raubritterblut!, dachte
Roberto. Das muss sich doch bezahlt machen. Die Zivilisation hat sich
weiterentwickelt seit damals, die Welt dreht sich, aber an den Grundmustern hat
sich nichts verändert. Der Kampf geht um Macht, Einfluss, Geld. Verbrechen
werden verübt, um sich zu bereichern oder weil der Täter nicht richtig tickt
und Gefühlen nachgibt wie Rache, Eifersucht, Neid. Wir wehren uns nur gegen
einen miesen Erpresser. Aber es ist —

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