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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Narben darauf stammten ganz sicher von einem scharfkantigen
Gegenstand. Dieser Typ trug einen weißen, seidenen Sommeranzug, darunter ein
blaues Muskelshirt, aus dem oben Brustbehaarung herausquoll, und weiße
Ledersneakers mit den dicksten Sohlen, die Mario je gesehen hatte. Socken trug
er nicht. In der Hand hielt er eine Bierflasche. Er ging auf und ab.
    »...sind wir uns also einig,
Wilson«, sagte er in diesem Moment. Er sprach Englisch, aber Mario verstand
ihn. Er besaß englische Freunde, mit denen er nur in ihrer Muttersprache
redete. Wie damals mit Nancy.
    »Klar«, Wilson grinste. »Marios
Leiche im Keller, hähä, ich meine, unter dem Pick-up in meinem Garten — das ist
jetzt eure Nummer.«
    »250 000«, sagte der
Vierschrötige, »als einmalige Abfindung.«
    Er deutete zum Tisch, wo vier
dicke Geldbündel lagen, die Mario jetzt erst bemerkte.
    Wilson nickte. »Damit, Pitcher,
bin ich aus dem Spiel. Von mir hört der alte Clausen nichts mehr. Soll er
denken, ich hätte kalte Füße gekriegt.«
    » Er wird sie kriegen«, lachte der
Sonnenbrillen-Freak auf der Couch, »wenn er erst mal merkt, was wir mit den
Gebeinen vorhaben.«
    »Deine Grabplatte«, sagte der
massige Pitcher, nachdem er aus der Bierflasche getrunken hatte, »genügt aber
nicht, Wilson. Der alte Clausen wird nicht einfach stillhalten. Außerdem ist
jetzt sein Sohn hier. Sie werden gegen dich vorgehen. Und das Einfachste für
sie wäre, wenn sie dir die Überreste wegnehmen. Dazu brauchen sie gar nicht den
Pick-up wegzuschieben. Sie könnten sich von der Seite ranschaufeln.«
    Wilson nickte langsam und
machte dabei ein Gesicht, als hätte er an diese Möglichkeit noch gar nicht gedacht.
    »Ja, was machen wir denn nun?«,
feixte Mr Sonnenbrille und brach in schallendes Gelächter aus.
    Pitcher verzog keine Miene. Mit
der freien Hand rieb er über die Narben auf seinem Schädel. »Bei uns«, erklärte
er, »gibt’s eine Grundausstattung für unsere Spielchen. Andere haben
Korkenzieher, frische Wäsche und Kopfschmerztabletten immer dabei. Unsere
Grundausstattung ist Geld, nämlich unbegrenzte Mittel, Waffen, Bier, in
unbegrenzter Menge, und... kleine handliche Tellerminen. Die sind wichtig. Einzeln
sind sie schon wirksam. Gebündelt kannst du damit ein Stadion in die Luft
jagen. Weiß man denn, ob das nicht nötig sein wird?«
    Wilson riss die Augen auf.
»Tatsächlich?«
    Mario hatte begriffen und ihm
wurde flau vor Angst. Es ging um ihn. Etwas Schlimmes wurde angezettelt gegen
ihn. Dieser Pitcher schien der Boss zu sein von... ja, wovon? Dieser feiste Typ
— das waren 100 Kilo geballte kriminelle Energie. Und seine Prahlerei von den
unbegrenzten Mitteln hörte sich an, als stimme jedes Wort.
    »Das Grab wird vermint«, sagte
Pitcher. »Rundherum legen wir Tellerminen. Und wir bringen ein Schild an, auf
dem wir davor warnen, näher heranzugehen an... den Pick-up. Auch Passanten
könnten es lesen, also müssen wir die Botschaft neutral formulieren. Die
Clausens werden schon wissen, wie das zu verstehen ist. Deine Begründung,
Wilson, falls irgendein unbefugter Blödmann fragt: Der Pick-up ist ein
Kunstwerk. Ja, hiermit erklären wir ihn zum Kunstwerk. Hast ja immerhin daran
gearbeitet, Wilson: Räder ab, Zement rein.«
    Sonnenbrille feixte. »Kunst?!
Früher hatte das was mit Können zu tun. In einem renommierten Museum habe ich
jetzt einen Kackhaufen aus Pappe gesehen, in den der Künstler eine Rose
gesteckt hatte. Sein Werk hieß: Die zwei Gesichter der Schönheit. Das war Kunst.«
    Pitcher nickte und trank Bier.
»Damit kannst du konkurrieren, Wilson. Dein Kunstwerk rüttelt auf. Ein Pick-up
ohne Räder und zementschwer — das ist... äh...«
    »...ein Symbol gegen die
Verherrlichung des Autos«, ergänzte Sonnenbrille. »Gegen die Vernichter der
Atemluft, die unsere Welt kaputtmachen. He, Charly!« Er beugte sich zu Wilson
und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich wusste gar nicht, was in dir steckt.«
    »Und ein radikaler Künstler«,
nickte Pitcher, »vermint sein Werk. Stan leistet dir Gesellschaft, Wilson. Ich
fahre jetzt die Minen holen.«

    Das war das Stichwort für
Mario. Nichts wie weg! Anfangs geduckt, dann im rasenden Spurt, als müsse er
einen schlecht zugespielten Ball noch erlaufen.
    Keuchend erreichte er den Jeep
hinter der Kurve, riss die Tür auf und warf sich hinters Steuer.
    »Wirst du verfolgt?«, schnappte
Roberto.
    »Nein!« Er ließ den Motor an.
»Aber wir müssen... müssen diesen Pitcher verfolgen. Er holt jetzt

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