Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)
ich den Tag abgewartet, an dem
ich zehn Birnen für die Anstalt einkaufen gehen musste. Fjodor,
du bist erwachsen geworden und wirst diese sonderbare Aktion von mir
eines Tages verstehen können. Ich konnte dir nichts erzählen.
Konnte dir bei unserem Treffen nichts davon erzählen, dass ich
auf dem Weg zu dir und auf dem Weg zurück zu deiner Mutter bin.
Ich möchte, dass du zu mir und den Weg zu uns als Familie wieder
findest, aus eigenem Willen heraus.
Und so
verschwand sein Sohn aus seinem Blickwinkel und Nicola machte sich
zurück auf den Weg in die Anstalt. Er musste sich beeilen, um
dort nicht negativ aufzufallen. Er wird die Birnen freudestrahlend
abgeben und hoffen, daraufhin mit seiner Frau Leila in ein Zimmer
umziehen zu können. Noch heute wird er diesen Vorschlag der
Anstaltsleiterin unterbreiten. Danach werden seine Leila und er
entscheiden, wie und wo sie ihr Leben zu Ende leben werden. Er würde
selbstverständlich mit dem Trinken aufhören und sich eine
ordentliche Arbeit suchen. Wahrscheinlich ist es besser, er begibt
sich auf die Suche nach einer Wohnung in der Freiheit, obwohl
natürlich es verlockend ist, das Essen tagtäglich hier
umsonst zu bekommen. Übergangsweise könnten sie sich
natürlich bei seinem Freund Georg aufhalten, der ihn ab und an
in der Anstalt besuchen kommt und das Neueste von Olga berichtet,
besser gesagt, sie regelmäßig besucht und einige
Nahrungsmittel und Geld aus ihrer Börse mitgehen lässt. So
gesehen, wird das eine Weile dauern, bis dass Georg seinen Anteil
stets bei Nicola in der Anstalt abgegeben hat und sich ein
Startkapital für einen Neubeginn für Nicola mit Leila
ergeben hat. Aber so einfach war alles irgendwie nicht, überkam
es Nicola von Tag zu Tag mehr in den Sinn. All das Geld, dass er
unter seiner Matratze versteckte, dass ihm Georg immer wieder sehr
souverän zusteckte, war und blieb auch verschwunden. Leider
konnte sich Nicola bei niemandem beschweren, denn er müsste für
das viele vorhandene Geld eine Erklärung vorlegen und die hatte
er nicht. Seine Leila konnte nirgendwo mehr ausfindig machen, um ihr
Mut zuzusprechen und die Hoffnung, dass endlich alles gut werde.
Nicola fühlte sich alleine und vor allem, er fühlte sich
richtig gefangen. Er hatte nach seiner Meinung nach alle Aufgaben,
die ihm gestellt wurden korrekt ausgeführt, hatte sich bei der
Leiterin so gut es ging eingeschleimt, indem er sie stets angrinste,
um ihre Gunst zu erwerben, aber irgendwie wurde er nicht zu seiner
Frau in ein Zimmer gesteckt oder zumindest entlassen zu werden,
damit er in Ruhe eine Wohnung finden und generell die gemeinsame
Zukunft mit seiner Familie draußen gestalten konnte. Bei jeder
bestmöglichen Gelegenheit hatte er seine Ziele, seine Wünsche
der Leiterin geäußert, die sich leider nicht definitiv zu
einem erkennbaren Geschlecht veränderte, geschweige denn
freundlicher werden wollte und sogar im gewissen Sinne einen Bogen um
ihn herum machte, wenn er sie denn auf dem Flur oder sonst wo antraf
und auf sie breit lächelnd zuging, seine Hände ihr
entgegenstreckte und sie fast schon anflehte, sie möge ihn doch
endlich zu seiner Frau bringen, die er so sehr begehre. Nicola
verstand nichts mehr. All seine Bemühungen schienen im Sand zu
verlaufen und er wägte es tatsächlich ab, einfach wieder
aus der Anstalt zu fliehen, denn schließlich ist er freiwillig
rein und es ist sein Recht, wieder freiwillig daraus zu entschwinden.
Und wenn er denn einmal draußen war, wird ihm sicherlich noch
einfallen, wie er seine Leila aus diesem Gefängnis befreien
konnte. Nicola saß auf seinem Bett und dachte sich einen ersten
und dann den zweiten Plan aus. Als ob es ein Zeichen des Himmels wäre
stand auch sein Kumpel Georg vor ihm, der ihm dabei zu helfen hatte.
Der Tag
verabschiedete sich ohne die Nacht begrüßt zu haben.
Ebenso reichten sich Frühling und Sommer die Hand und das immer
wieder aufs Neue und eines jeden Jahres.
Mein
Kind. Gehe nur. Gehe deinen Weg, dann wirst du auch das Ende finden.
Gehe deine Straße entlang, ohne dich nach mir umzudrehen. Du
wirst niemals ankommen, wenn du nicht zu laufen beginnst. Aber ich
werde zurückgehen. Zurück zu euch. Vorbei an dem Fluss und
vorbei an der dunklen Bank. Und ich werde mich meiner ewigen Liebe
und den vielen Aufgaben in der Anstalt stellen. Diesmal werde ich
mein Glück nicht mehr vorbeiziehen lassen. Du Leila, wirst in
kein Fenster hinein blicken müssen und hoffen, dass ich zu dir
heraus komme, denn du
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