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Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition)

Titel: Gekehrte Straßen oder einfach nur darauf gespuckt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svetlana Sekulic
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je beklagt, keine. Wird
auch lange noch so bleiben. Brauche nur eine anständige
Mahlzeit, genügend Schlaf und dann kann´s losgehen. Ich
bin nicht alt, nicht bei meiner Ausdauer. Ich kann mich noch gut
erinnern an die mollige Alexandra, nicht mehr richtig gehen …..´Wo
warste wieder so lange, warste bei Flatko zocken?´ Dieses blöde
Weibsbild. Steht da wie ein Gespenst, nur um mich zu erschrecken,
dämliche Gans. `Ich dachte, du schläfst. Lass mich in Ruhe,
verschwinde.´`Ach so. Ich habe mit dem Essen auf dich gewartet.
Immer das gleiche Theater mit dir.´ Sie, meine alte Olga
steht jetzt direkt vor mir, ich rieche ihren kühlen Atem. Das
lange, dunkle Haar baumelt nervös vor meiner Nase. Was für
ein Dekolleté. `Nicola, hörst du mir überhaupt zu?´
Zu schrill ihre Stimme, ein sehr schlechtes Zeichen. Keine Szene
heute Abend, will meine Ruhe, bin müde, ausgelaugt, kaputt. `Du
stinkst nach Alkohol und nass biste von oben bis unten, haste wieder
zu viel gekippt? Du hast gesagt, um zehn biste hier, zieh doch die
Klamotten aus, machst den ganzen Boden nur nass, kannste nicht mal
pünktlich...?´ `Halt´s Maul`. Ihr Kopf kippt zur
Seite, das wedelnde Haar bedeckt für einen Moment ihr Gesicht,
ihre schmalen Hände klammern sich an der Tischkante fest. `Du
hast mir nichts zu befehlen, Olga Nasarewitsch Dostojaika, hörst
du, nie und nimmer, ich trink wo, wann und soviel ich will, hast du
mich verstanden, Weib?´ Zwei blitzende Augen stechen mich
gnadenlos aus. Mit einer unerwarteten Wucht schleudert sie die
Bierflasche vom Küchentisch. `Du Scheißkerl`. Zwei,
drei, zehn Hände hämmern wild auf mich ein. ´Du
Schlappschwanz, ein Versager bist du, ein Großmaul, Nichtsnutz
du`. `Du hysterisches Weibsbild, du bist doch total irre, hör´
auf Olga, Olga, meine verrückte Olga, du riechst so gut, deine
Lippen ganz weich und warm, verzeih mir, dein Mund brennt so heiß,
Olga, ja schlag mich, du bist böse, böse, küss mich,
du gefällst mir, wenn du wütend bist, gefällt mir ja.`
`Nicola, du bist betrunken, das wird nichts, hör auf damit, es
ist schon spät, lass mich doch`. `Rede nicht daher, komm, komm
zum Tisch, ich mag deine Titten, meine Geile, ja so ist es gut, du
bist die Beste, komm, komm meine Kleine´. Kurz darauf oder auch
kurz danach. Sie knöpft sich das Nachthemd zu, streicht sich das
zerwühlte Haar zurecht, flüstert mit einem allwissenden
Unterton in der Stimme: `Haste wieder mal verloren, nicht wahr? Ich
geh schlafen, `nacht. Kannst mit dir selbst noch weiter reden.`
    `Halt´s
Maul. Wo ist der Wein? Auf dem Boden, runter geschmissen, kaputt
gemacht, Weiber, unverständliche Kreatur.
Der hab ich es aber besorgt. Das hat sie mal wieder gebraucht,
Weiber halt. Warum hat sie es nicht gleich gesagt, was sie
braucht. Noch eine Flasche in der Kiste, na, wer sagt´s denn.
Den Dreck kann sie selber aufwischen, verrückt alle hier. Das
schmeckt. Das tut gut. Mir ist kalt. Die nassen Klamotten müssen
runter, danach ins Bett, bin hundemüde, der hab ich´s aber
gezeigt. Welche Stille. Zigaretten, wo sind meine Zigaretten. Es
hat geklingelt, so spät,...Fjodor? Bist du´s mein Junge?
Doch nicht. Du wirst mich sprechen wollen, bestimmt, eines Tages
willst du wissen wollen, was für ein Mensch dein Vater ist und
was er so treibt hier in Moskau. Ich verstehe
dich, sicherlich mein Junge, ich verstehe das, nach so vielen
Jahren. Jetzt, da du selbst ein großer Kerl bist, vielleicht
mit Frau und Kind, ja, Fjodor?...keiner dran, ich dachte nur. Ich bin
müde, von allem schon irgendwie sehr
müde , möchte nur noch schlafen,
ich dachte ja nur, das Telefon....und am liebsten nie wieder
aufwachen. Muss aber morgen gewinnen, unbedingt. Dachte nur, das
Telefon hätte geläutet, ich erinnere mich, viel zu
gut, an dich, an Leila deiner Mutter, immer und immer wieder. Sie
quälen mich die Gedanken. Sie zerreißen mich. Rede
mit mir, trotz allem. Ich weiß nicht, wo du
jetzt bist, wie es dir geht, doch damals standest du in unserer
Wohnung bei St. Petersburg. Nur du und
deine kleine Ziehharmonika. Du mein Sohn hast mich bis zur Tür begleitet und
mich dabei nicht aus den Augen gelassen. Die ganze Zeit über
spürte ich deinen zwingenden und hoffenden Blick in meinem
Nacken. Ich habe die Tür geöffnet und wieder hinter mir
geschlossen. Ich habe dich stehen gelassen mit dem leisen Spiel
auf deinem Instrument. Ich habe dich zurück gelassen mit einer
einsamen Kindheit und einer Hilflosigkeit. Ich bin auf die Straße
hinaus

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