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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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danke.«
    Sie hatten sich so oft mit einer Zeitverzögerung unterhalten, daß Justin in die alten Gewohnheiten zurückfiel und alles in einzelnen Abschnitten zusammendrängte, bei jedem Satz besorgt, der Sicherheitsdienst könne etwas einzuwenden haben. Aber hier hatte er mehr Freiheit. Das hatten sie ihm versprochen. Sie brauchten sich um niemanden Gedanken zu machen, der draußen mithörte, und sie konnten über alles reden - solang es keine Anzeichen für Fluchtpläne oder versteckte Botschaften enthielt, die aus Reseune geschmuggelt werden sollten.
    Jordan wußte von dem Projekt. Von beiden Projekten, Ari und Rubin.
    »Da bin ich froh«, sagte Jordan. »Wirklich froh. Was macht Grants Arbeit?«
    »Er hatte nie Schwierigkeiten. Du kennst doch Grant.« Und dann wurde ihm klar, wie weit diese Frage in die Vergangenheit führte.
    Vor so vielen Jahren. Grant in der Klinik. Er selbst in den Händen des Sicherheitsdienstes. Jordan, der weggebracht wurde, um in Novgorod auszusagen, bevor sie ihn nach Planys flogen.
    Seine Hand auf dem Tisch zitterte, zitterte immer noch, als er sie an den Mund führte und sich zusammenzureißen versuchte.
    »Grant... hat's ganz gut überstanden. Er ist so widerstandsfähig wie immer. Ihm geht's gut. Wirklich. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn getan hätte. Ist es dir gut ergangen?«
    »Anfangs war's schlimm. Aber es ist ein kleiner, überschaubarer Stab. Natürlich können sie kommen und gehen, und sie kennen die Bedingungen, unter denen ich hier bin, aber es macht wirklich einen Unterschied - einen großen Unterschied.«
    O Gott, sei vorsichtig. Was immer du sagst, wann immer du zugibst, daß du etwas brauchst, können sie es gegen uns verwenden. Paß auf, was du sagst!
    »...wir passen hier gegenseitig aufeinander auf. Manchmal nehmen wir uns gegenseitig unsere Belastungen ab. Ich glaube, es ist die Wüste hier draußen. Entweder dreht man durch, und sie schaffen einen raus, oder man findet Gefallen an der Ruhe hier. Sogar der Sicherheitsdienst ist ganz annehmbar. - Nicht, Jim?«
    Eine Wache hatte auf einem Stuhl in der Ecke Platz  genommen. Der Mann lachte und lehnte sich mit überschlagenen Beinen zurück.
    Kein Azi. Ein ZIV.
    »Meistens«, erwiderte Jim.
    »Es ist mein Zuhause«, sagte Jordan. »Es ist mein Zuhause geworden. Du mußt die Mentalität hier draußen verstehen. Unsere Nachrichten und viel von unserer Musik kommen von der Station. Wir sind über die Tagesereignisse auf dem laufenden. Aber unsere Kleidung, unsere Bücher, unsere Unterhaltungsbänder, all das - werden erst geliefert, wenn die da oben dazu kommen, und Bücher und Bänder gelangen nicht eher in unsere Bibliothek, als der Sicherheitsdienst sie absegnet. Deshalb ist das Personal hier ein bißchen albern - man muß sich eben irgendwie die Zeit vertreiben; und das große neue U-Band heißt Echos. Das müßte dir etwas sagen.«
    Das Band war vor drei Jahren herausgekommen. »Gott, ich hätte sie dir dutzendweise mitbringen können.«
    »Hör zu, wir werden dir für alles dankbar sein, was du der Bibliothek hier stiften kannst. Ich habe mich beschwert. Das ganze Personal hat sich beschwert. Die hiesigen Truppen behindern alles. Das Militär hat Vorrang. Und sie durchsuchen das Gepäck. Ich konnte dich nicht warnen. Ich hoffe inständig, du hast in deinen Sachen für eine Nacht nichts, was hier knapp ist, denn drüben in der Basis haben sie eine Anzahl von Soldaten zum Überprüfen abkommandiert, die richtig darauf versessen sind, alles in die Hände zu kriegen. Ganz zu schweigen von Toilettenpapier. Wir sind also nicht die einzigen.«
    Er lachte, weil Jordan, Paul und Jim, die Wache, auch lachten, denn es war ein verzweifelter, trostloser Spaß, darüber zu lachen, wenn es in dieser Isolation so viel gab, was überhaupt nicht zum Lachen war; weil es ihn so erleichterte, Planys endlich kennengelernt zu haben, nicht als ein armseliges Exil, sondern als einen Ort, wo Menschlichkeit und Humor etwas galten.
    Sie unterhielten sich und stritten über theoretische  Fragen, bis sie heiser waren. Sie gingen ins Labor, und Jordan stellte ihn Angestellten vor, die er noch nie gesehen hatte, während Jim und sein Azi-Partner Enny die ganze Zeit nicht von ihrer Seite wichen. Sie tranken ein Glas mit Lal Schwartz und Milos Carnath-Morley, die Justin seit seinem siebzehnten Lebensjahr nicht mehr getroffen hatte; und er aß mit Jordan und Paul zu Mittag - und mit Jim und Enny.
    Er hatte nicht vor, schlafen zu gehen. Jordan oder

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