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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erleichtert auf, aber seine Anspannung ließ nicht nach, die Folgeerscheinung eines Adrenalinschubs, einer Furcht, die seit dem Zeitpunkt nur gewachsen war, seit Justin ihm gesagt hatte, daß er nach Planys fliegen würde.
    Justin flog - allein, weil das eine der Bedingungen war, auf die die Administration bestanden hatte. Er hatte Justins Sorge um ihn von sich gewiesen und sich geweigert, darüber zu diskutieren, weil Justin, unter welchen Bedingungen auch immer, fliegen würde, fliegen mußte: Grant zweifelte nicht daran.
    Aber er hatte die ganze Zeit Angst, eine Angst, die um so stärker wurde, als er das Flugzeug abheben sah und allein nach Reseune zurückging.
    Zum Teil war es die übliche Besorgnis, beruhigte er sich: Er vertraute auf Justin; seit den Ereignissen um Aris Tod waren sie nicht voneinander getrennt gewesen, und eine Trennung brachte unweigerlich schlechte Erinnerungen zurück.
    Aber rechtlich war er nicht Justins Mündel. Er gehörte Reseune; und solange Justin nicht zugegen war, um die Administration aufzuhalten und Jordans Einfluß zu nutzen, um ihn zu schützen, genoß er keinen Schutz und keine Rechte. Justin ging ein Risiko ein, reiste in völliger Obhut des Reseuner Sicherheitsdienstes - der einen Zwischenfall arrangieren konnte; aber viel wahrscheinlicher war es, daß sie einen Azi nach unten in die Labors brachten, wo sie ihn ausfragen oder, wovor er sich am meisten fürchtete, ein Band auf ihn ansetzen konnten.
    Panik bringt einen nicht weiter, sagte er sich, denn es gab nichts, absolut nichts, was er daran ändern, keinen Ort, wo er sich verstecken, und nichts, was er tun konnte, um sie davon abzuhalten, wenn sie das vorhatten.
    Aber in der ersten Nacht, die er allein mit den leisen, verlorenen Geräuschen in dem übergroßen Apartment verbracht hatte, ohne zu wissen, was am anderen Ende der Welt vor sich ging, hatte er sich eine der Adrenalindosen verabreicht, die sie, zusammen mit den betäubenden Dosen an Tranquilizern, in den klinischen Verhörzimmern aufbewahrten; und darüber hinaus Kath getrunken.
    Dann hatte er sich mit verschränkten Beinen auf den Rand seines Bettes gesetzt und sich in die tiefsten Räume versenkt, die er in sich geschaffen hatte, und die Dinge Schritt für Schritt in einem Konzentrationszustand verändert, der seine Haut vor Schweiß glänzen ließ und aus dem er benommen und geschwächt erwachte.
    Er war sich nicht sicher gewesen, ob es ihm gelingen würde; er war sich dessen noch nicht sicher, als die Benebelung durch die Droge und die Anstrengung, der die Kombination von Adrenalin und der Injektoren-Droge abhelfen sollte, von ihm abließ, aber sein Herz schlug wie ein Hammer, und er war nicht imstande, viel mehr zu tun, als danach mit dem Gesicht nach unten ins Bett zu fallen und die Schläge seines Herzens zu zählen, in der Hoffnung, sich nicht selbst umgebracht zu haben.
    Einen Designer, der sich in seine eigenen Sets vertiefte und an ihnen herumzudoktern begann, konnte man nur einen Idioten nennen.
    Obwohl es sich nicht allzusehr von dem unterschied, was die Test-Azis taten, wenn sie ihre eigenen geistigen Bestandteile organisierten und das Ausmaß bestimmten, bis zu dem sie ein neues Band integrierten. Es hing davon ab, daß man seine eigene geistige Beschaffenheit gründlich kannte.
    Er stellte den Computer ab, schaltete das Licht aus und verschloß auf dem Weg nach draußen die Tür des Büros, bevor er durch den menschenleeren Flur in das leere Apartment zurückging und eine weitere Nacht wartete.
    Undeutliche und in seiner Jugend eingeimpfte Azi-Reaktionen rieten ihm, sich an einen Aufseher zu wenden. Hilfe zu finden. Eine Pille zu schlucken. Auf den tiefsten Ebenen keinen Stress zu dulden.
    Natürlich war es extrem dumm, das erstere zu tun: Dazu war er nicht im mindesten geneigt. Aber eine Pille zu schlucken und die Nacht hindurch beruhigt zu schlafen, war sehr verlockend. Wenn er sich auf einer hinreichend tiefen Ebene mit Beruhigungsmitteln betäubte, könnte er die Nacht überstehen und Justin am Morgen vom Flugplatz abholen: Es war nur vernünftig, vielleicht sogar ratsam, weil der Tranquilizer selbst ein Problem für jeden darstellen würde, der nach ihm kam, und wenn sie im letzten Moment etwas versuchen würden...
    Nein, es war keine große Sache, einen Flug zu verschieben. Sie konnten immer Zeit gewinnen, wenn sie plötzlich entschieden, daß sie sie brauchten.
    Er kam zu dem Schluß, daß er vor allem deshalb keinen Tranquilizer einnahm,

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