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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Projekt in Frage stelle, indem ich auch nur annähernd Erfolg habe. Er preßte fest die Lippen aufeinander.
    Jordan schien die Gefahr zu spüren. Er fuhr ruhig und präzise fort: »Und natürlich würde ich lügen. Ich habe vielerlei Motive. Meine Kollegen in Reseune würden aber nicht lügen: Sie wissen, daß etwas an der Sache dran ist. Yanni sagt das, die Computer der Soziologen sagen es, und sie haben bestimmt keine Hintergedanken dabei.«
    Sie können mich wegschließen so wie dich, nicht wahr? Was nicht rauskommt, gefährdet die Sicherheit nicht. Ganz gleich, welche Widersprüche es birgt.
    Nur ... nur habe ich's Denys gesagt: Wenn ich Reseune verlorengehe, werden Fragen offen bleiben.
    »Ich weiß nicht, ob auch nur die geringste Hoffnung besteht, deine Versetzung nach Planys durchzubekommen«, sagte Jordan. »Aber erst sollte ich dich fragen: Willst du überhaupt versetzt werden?«
    Justin erstarrte bei der Frage, erinnerte sich an die Landschaft draußen, die Einöde ringsum, die ihn bis ins Innerste mit Panik erfüllte.
    Er haßte es. Trotz aller Vorzüge, wie die Freiheit und die Entspannung von dem Druck in Reseune, jagte ihm Planys einen tiefen Schrecken ein.
    Er sah die Enttäuschung in Jordans Gesicht. »Du hast meine Frage beantwortet«, sagte Jordan.
    »Nein, noch nicht. - Schau, ich habe Schwierigkeiten mit dieser Gegend. Aber das könnte ich überwinden. Das hast du auch geschafft.«
    »Sagen wir, ich hatte keine große Wahl. Du dagegen hast wirklich eine Wahl. Das kannst du nicht überwinden. Nein. Ich verstehe schon. Deine Gefühle könnten sich mit der Zeit ändern. Aber fügen wir das deinen Problemen nicht noch hinzu. Wir werden es sicher über Yanni laufen lassen müssen. Es gibt keine Möglichkeit, daß sie uns irgend etwas irgendwohin schicken lassen, ohne seinen Inhalt zu überprüfen. Wir werden einfach daran arbeiten - wie wir können, falls wir können. Ich bin mir sicher, daß sie jetzt neugierig sind. Sie haben sich nicht so auf ihr Projekt versteift, daß sie nicht das Potential einer Idee sehen, die nicht damit zusammenhängt. Und das, mein Sohn, ist sowohl ein Plus- wie ein Minuspunkt. Du siehst, wie sehr sie um mein Wohlergehen besorgt sind.«
    »Ser«, sagte die Wache.
    »Entschuldigung«, erwiderte Jordan, seufzte und sah Justin lange Zeit starr an, während sich auf seinem Gesicht düstere Gefühle widerspiegelten.
    Wir sind hier nicht frei, nicht so frei, wie es oberflächlich scheint.
    Wer erfolgreich ist, genießt Schutz ; und wer vollkommen geschützt wird, ist in jeder Hinsicht ein Gefangener.
    Er spürte einen Kloß in seiner Kehle, teils vor Kummer, teils vor Panik. Einen schrecklichen Moment lang wollte er gehen, jetzt, sofort, noch vor der Dämmerung. Aber das war Idiotie. Er und Jordan hatten so wenig Zeit. Aus diesem Grund blieben sie wach und redeten sich heiß, bis sie zu ehrlich wurden.
    Verdammt, er hat ein Kind zurückgelassen, und ich bin mir nicht sicher, wie er mich sieht. Als einen Mann? Oder bloß als jemanden, der größer geworden ist? Vielleicht nicht einmal als jemanden, den er sonderlich gut kennt. Ich kenne ihn, und er weiß so wenig darüber, wie ich jetzt bin.
    Dafür soll sie der Schlag treffen.
    Es gibt keine Möglichkeit, es wieder gutzumachen. Wir können einander nicht einmal die Dinge sagen, durch die wir uns besser kennenlernen würden. Gefühle gehören nicht zu den Dingen, die wir unseren Kerkermeistern preisgeben dürfen.
    Er sah weg, betrachtete Paul, der ruhig am Tisch saß, und dachte, daß ihr Leben so sein mußte wie seins mit Grant - eine zwangsweise Unterdrückung von Dingen, die sie nicht zu sagen wagten.
    Es ist hier nicht anders als in Reseune, dachte er. Nicht für Jordan. Nicht wirklich, ganz gleich, welchen Anschein sie erwecken. Er kann nicht reden. Er wagt es nicht.
    Für uns ist nichts anders als in Reseune.
     
    II
     
    »Arbeiten Sie noch spät?« fragte die Wache vom Sicherheitsdienst, als sie in der Tür innehielt, und Grants Herz machte einen Sprung und schlug heftig weiter, als er von seinem Schreibtisch aufblickte.
    »Ja«, antwortete er.
    »Ist Ser Warrick heute nicht da?«
    »Nein.«
    »Ist er krank?«
    »Nein.«
    Wo Justin war, fiel unter die administrative Geheimhaltung. Das gehörte zu den Bedingungen. Es gab Dinge, die er nicht sagen konnte, und die Stille imitierte einen geborenen Menschen. Der Mann musterte ihn einen Moment lang, grunzte, furchte die Stirn und setzte dann seine Runden fort.
    Grant atmete

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