Geklont
Ende der Azi-Produktion forderten. Den Abolitionisten hatte bis dahin eine öffentliche Stimme gefehlt, und tatsächlich waren sie eher ein Querschnitt aller Gruppen, die gegen die allen Welten übergeordnete Regierung opponierten, darunter den Bürgern für die Autonomie, die die Regierung auflösen und alle Planeten und Stationen von einer zentralen Lenkung unabhängig machen wollten; das Komitee gegen Experimente am Menschen; der Religiöse Rat; und andere, darunter - ohne daß die offizielle Partei sich von ihm distanzierte - das radikale Komitee des Menschen, zu dessen Lasten diverse Entführungen und Anschläge gegen genetische Forschungseinrichtungen und Regierungsbüros gingen.
Jene, die Sols Einfluß fürchteten, und andere, die die Gefahr eines Krieges mit den Aliens gering einschätzten, erschien das, was auf der Tagesordnung der Zentristen stand, als ein gefährlicher Kurs: Die Expansionisten befürchteten einen Verlust an Antriebskraft und einen ökonomischen Zusammenbruch. Und an der Spitze der neuen expansionistischen Bewegung stand eine Koalition verschiedener Interessengruppen, in der eine Wissenschaftlerin. Philosophin und politische Gestalt, Ariane Emory, einen prominenten Rang einnahm.
Ihre Ermordung im Jahr 2404 war Auslöser von Krawallen, die sich vor allem gegen die Abolitionisten richteten, aber unter dem Ansturm zerbrach die ganze Zentristen-Koalition.
Es folgte eine Periode des Abbaus, der Reorganisation und Neugestaltung bis zur Aufdeckung des Gehenna-Komplotts im Jahre 2412, und die darauffolgenden Ermittlungen nach den Verantwortlichen gaben den Zentristen einen Anlaß und ein Thema. Gehenna nährte das Ansehen der Zentristen; und trübte gleichzeitig das Ansehen der expansionistischen Mehrheit, darunter nicht zuletzt Ilya Bogdanovitch, dem Vorsitzenden der Neun; Ariane Emory von Reseune; und Admiral Azov, dem umstrittenen Kopf des Verteidigungsamts, der den Plan gutgeheißen hatte.
Die Zentristen gelangten zum ersten Mal im Jahr 2413 zu einer Mehrheit im Senat von Viking und im Rat von Mariner; und hielten einen ansehnlichen Block von Sitzen und Ämtern im Senat von Cyteen inne. Sie gewannen damit einen bisher noch nicht erreichten Anteil an Sitzen im Rat der Welten, und stellten häufig vier Stimmen im Rat der Neun.
Obwohl sie in beiden Körperschaften über keine Mehrheit verfügten, konnte ihr Einfluß nicht mehr vernachlässigt werden, und die raschen Gewinne der Zentristen verunsicherten einerseits die expansionistische Mehrheit, und wiesen andererseits den neutralen Delegierten bei beliebigen Abstimmungen eine entscheidende Rolle zu: als unschlüssig bekannte Delegierte wurden sie mit noch nie dagewesenem Eifer umworben, provozierten Klagen und Gegenklagen wegen gekaufter Stimmen und offener Bestechung, die zu diversen Abberufungsabstimmungen führten, von denen es allerdings keiner gelang, den Amtsinhaber um seinen Sitz zu bringen.
Die Beschaffenheit der Union selbst wurde im Ringen einflußreicher Interessengruppen auf die Probe gestellt. Manche politische Theoretiker stellten die Weisheit ihrer Begründer in Frage, die das System der Wahlvertretungen geschaffen hatten, und behaupteten, daß dieses System die Wahlvertretungen ermutige, ihre eigenen beschränkten Interessen über die der Nation als Ganzes zu stellen.
Ein Ausspruch von Nasir Harad, dem Präsidenten des Rats, anläßlich seiner Wiederwahl nach seiner Überprüfung aufgrund von Bestechungsklagen kommentierte das so: »Korruption bedeutet, daß gewählte Amtsinhaber ihre Stimmen zum eigenen Vorteil verkaufen; Demokratie bedeutet, daß ein Block von Stimmberechtigten dasselbe tut. Die Wahlvertretungen kennen den Unterschied.«
3. KAPITEL
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I
Eine Durchsage aus der Lautsprecheranlage tönte durch die Korridore von Flügel Eins - Sturmwarnung, dachte Justin, der an seiner Computertastatur ein Problem bearbeitete, während Grant sich aus der Tür lehnte, um zu erfahren, was los war.
»Justin«, sagte er dann mit Nachdruck. »Justin!«
Er schob den Stuhl zurück und stand auf.
Im Flur war alles zum Stillstand gekommen. Alle standen da und hörten zu.
»...brachten heute früh in Novgorod«, war aus den Lautsprechern zu hören, »Reseuner Anwälte im Interesse der minderjährigen Ariane Emory einen Antrag vor, der eine Erbfolgeanerkennung und eine gerichtliche Verfügung gegen jedes Offenbarungsverfahren des Rats gegenüber Reseune zum Ziel hat. In dem Antrag wird argumentiert, daß das Kind,
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