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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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weil sie in Bademantel und Pantoffeln im Speisezimmer saß und Bilder von sich selbst an dem Ort betrachtete, der Reseune vor langer, langer Zeit einmal gewesen war.
    Vor sehr langer Zeit.
    Vor so langer Zeit - wie jene Ari auf die Welt gekommen war. Die Freundin ihrer Mama, wie Onkel Denys sie genannt hatte; und als er das sagte, hatte sie nur daran gedacht, wie alt Mama war.
    Einhundertvierunddreißig Jahre. Nein. Einhunderteinundvierzig, nein, - zweiundvierzig, sie hatte bald ihren neunten Geburtstag, und Mama war inzwischen so alt.
    Einhundertzweiundvierzig...
    Sie hatte bald ihren neunten Geburtstag, und Mamas Brief mußte jetzt jeden Tag kommen, und vielleicht würde Mama ihr einige dieser Dinge erklären, vielleicht würde sie ihr alle Briefe, die sie auch geschrieben haben mußte, auf einmal schicken, so wie ihre ...
    »Das ist deine Mama«, sagte Onkel Denys und zeigte ihr ein Bild von ihr und einem Haufen Kindern beim Spielen, und da war diese hübsche Frau mit dem schwarzen Haar, dem Mund und den Augen ihrer Mama, nur jünger, mit ihr, aber sie war etwa fünf oder sechs. Ein kleines Kind. Mama hatte vor ihr eine andere Ari gehabt, vor langer Zeit.
    Es tat weh, eine so hübsche Mama zu sehen, die nicht sie, sondern ein anderes Baby auf dem Arm hatte. Bis heute hatte es ihr nicht mehr weh getan. Und es ließ ihre Kehle schmerzen.
    Onkel Denys unterbrach und zog sanft ihren Kopf an seine Schulter. »Ich weiß. Ich weiß, Ari. Es tut mir leid.«
    Sie stieß sich von ihm ab und zog das Album zu sich herüber und sah dieses Bild lang genug an, bis sie alles in sich aufgenommen hatte, was ihre Mama trug, was diese Ari trug, und dabei erkannte sie, daß es nichts war, was sie vergessen hatte, daß sie wirklich nicht das Baby auf dem Bild war, denn alles war altmodisch und uralt.
    »Das ist dein Onkel Giraud«, sagte Onkel Denys und deutete auf einen schlacksigen Jungen.
    Er sah wie alle anderen aus, nicht so wie jemand, der aufwuchs, um so gemein wie Giraud zu werden. Er sah wie jedes andere Kind aus.
    Denys blätterte um. Ein Bild zeigte diese Ari mit ihrer Mama und einen Haufen anderer Erwachsener.
    Ein anderes zeigte sie mit Florian und Catlin - aber es waren nicht die beiden hier... die auf dem Bild befanden sich mitten im alten Reseune.
    Sie spürte tief drin noch einen kalten Schauer, wie in dem Moment, als sie vom Pferd geflogen und auf dem Boden aufgeschlagen war. Sie hatte Angst, und sie warf einen Blick zu Florian und Catlin, um zu sehen, wie sie es aufnahmen.
    Sie stellten keine Fragen. Das war nicht ihre Art. Sie verhielten sich korrekt gegenüber Onkel Denys und unterbrachen nicht. Sie waren wieder ganz zu Azis geworden und widmeten ihm volle Aufmerksamkeit.
    Sie konnte Florian nicht anfassen und seine Hand drücken, er saß an der Seite mit dem Verband.
    »Erkennst du sie?« fragte Onkel Denys.
    »Wer ist das?« fragte Ari wütend, furchtbar wütend auf einmal, weil es keinen Sinn ergab und weil sie Angst hatte, ebenso wie Florian und Catlin, das wußte sie. Alles war auf den Kopf gestellt.
    »Du bist nicht die einzige, die wieder auf die Welt kommt«, erklärte Denys ganz ruhig. »Es gab vorher schon eine Catlin und einen Florian: Sie gehörten zu dieser anderen Ari Emory. Sie haben sie ihr ganzes Leben lang beschützt. Verstehst du mich, Florian? Verstehst du, Catlin?«
    »Nein, Ser«, sagte Florian. »Nein, Ser«, fügte Catlin hinzu. »Aber es ergibt einen Sinn.«
    »Warum ergibt es einen Sinn?« fragte Onkel Denys.
    »Wir sind Azis«, antwortete Catlin, was das Selbstverständlichste auf der Welt war. »Es könnte eine Menge von uns geben.«
    Aber ich bin eine ZIV, dachte Ari, völlig außer sich. Oder nicht?
    »Ihr seid Alphas«, sagte Onkel Denys, »und ich muß euch widersprechen, es ist bei Alphas nicht üblich. Man hält mit eurer Entwicklung kaum Schritt. Ihr verändert euch so schnell. Aber ihr seid immer noch sehr viel einfacher zu duplizieren als ein ZIV, da habt ihr recht, weil Azis mit einem sehr spezifischen Band anfangen. Ari zu unterrichten, war sehr viel schwieriger.«
    Mich zu unterrichten? In was? Warum?
    Aber das wußte sie. Sie begriff die ganze Tragweite des Umstands, daß Onkel Denys nicht ihr sagte, was sie war, sondern Florian und Catlin, weil es etwas war, was sie nicht so leicht verstehen konnte wie ihre Azis.
    Kennst du den Unterschied zwischen einem ZIV und einem Azi? hatte Mama sie an dem Tag gefragt, als sie sich die Babies angesehen hatten.
    Ich dachte nur, ich

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