Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
da.
    Tot ist tot, sagte Catlin immer. Catlin wußte nicht, wie man mit einem ZIV umging, der glaubte, es sei etwas anderes.
    »Ari«, sagte Onkel Giraud. »Laß uns hier rausgehen. Gehen wir zum Wagen, ja? Nimm meine Hand. Es wird dir niemand irgendwelche Fragen stellen. Geh nur mit mir zum Wagen.«
    Sie nahm seine Hand, stand auf und ging mit ihrer Hand in der von Giraud hinaus ins Büro und wieder nach draußen, wo all die Leute standen und den ganzen Saal ausfüllten; und das Stimmengewirr erstarb zu einem Hintergrundgeräusch. Sie konnte zum erstenmal das Plätschern des Brunnens hören. Giraud veränderte die Haltung seiner Hände und legte ihr die rechte auf die Schulter, und sie ging an seiner Seite, Catlin vor ihr und Florian auf der anderen Seite, und ringsum die ganzen Sicherheitsleute. Aber Ari brauchte sie nicht. Niemand fragte etwas.
    Es tat ihnen leid, dachte sie. Es tat ihnen wirklich leid für sie.
    Und sie verabscheute das. Sie haßte die Art, wie sie sie ansahen.
    Es war ein furchtbar langer Weg, bis sie durch die Türen schritten und in den Wagen stiegen. Florian und Catlin zwängten sich auf der anderen Seite hinein, während Onkel Giraud sie auf den Rücksitz schob, sich neben sie setzte und ihre Hand hielt.
    Der Sicherheitsdienst warf die Hintertüren zu, einer von ihnen stieg ein und schloß die Türen, und der Wagen fuhr los, schnell und laut, und die Lichter im Tunnel schossen an ihnen vorbei.
     
    »Ari«, sagte Giraud im Flugzeug zu ihr und vertrieb Florian von seinem Platz, um sich ihr gegenüber an den kleinen Tisch zu setzen, als sie in der Luft waren. »Ich habe jetzt nähere Informationen erhalten. Deine Mama ist in ihrem Büro gestorben. Sie arbeitete gerade. Sie hatte einen Herzanfall. Es ging sehr schnell. Man konnte sie nicht einmal mehr in die Klinik bringen.«
    »Wo sind meine Briefe?« fragte sie und sah ihm direkt ins Gesicht.
    Giraud erwiderte ihren Blick. »Auf Fargone. Ich bin mir sicher, daß sie sie gelesen hat.«
    »Warum hat sie mir nicht geantwortet?«
    Giraud schwieg für einen Moment. Dann: »Ich weiß nicht, Ari. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nicht einmal, ob sie hätte antworten können. Ich werde versuchen, es herauszufinden. Aber das kostet Zeit. Alles zwischen hier und Fargone - kostet viel Zeit.«
    Sie wandte ihr Gesicht von ihm ab, zum Fenster, hinter dem das Hinterland verschwommene rote Flecken zeigte.
    Sie hatte ihre Mama vor sechs Monaten verloren. Und sie hatte es nicht gespürt. Sie hatte weitergemacht, als sei nichts geschehen, als sei noch alles so wie vorher. Sie schämte sich dafür. Es machte sie wütend. Es hätten noch andere schreckliche Dinge geschehen sein können, und es hätte ebenso lang gedauert, um davon zu erfahren.
    »Ich will, daß Ollie nach Hause kommt«, sagte sie zu Giraud.
    »Ich werde mich darum kümmern«, erwiderte Giraud.
    »Mach das!«
    »Ollie hat da auch ein Wörtchen mitzureden. Meinst du nicht? Er ist der Partner deiner Mama. Er wird sich um die Geschäfte deiner Mama kümmern müssen. Er wird dafür sorgen müssen, daß alles gut läuft. Er ist kein Diener, Liebling, er ist ein guter Manager, und er wird sich um das Büro deiner Mama kümmern und ihre Angelegenheiten regeln. Er wird darauf bestehen. Aber ich werde ihm schreiben und ihn fragen, was er danach vorhat.«
    Sie versuchte den Kloß in ihrer Kehle hinunterzuschlucken. Sie wünschte, Giraud würde fortgehen. Sie wußte nicht, was sie jetzt denken sollte. Sie grübelte noch darüber nach.
    Der lange Weg kam ihr in den Sinn, und wie sie in der Halle alle angestarrt hatten. Und sie mußte das in Reseune noch einmal durchmachen - alle würden sie anstarren, alle würden wissen, was los war.
    Es machte sie wütend. Es machte sie so wütend, daß ihr das Nachdenken schwerfiel.
    Aber sie mußte nachdenken. Sie mußte herausfinden, in welchen Punkten die Leute sie anlogen.
    Und wer ihr etwas wegnehmen wollte. Und ob das der Grund dafür war, was Mama zugestoßen war.
    Wer sind sie, wo sind sie, was haben sie?
    Sie beobachtete Giraud, als er nicht hersah, beobachtete nur ihn eine ganze Zeit.
     
    VII
     
    Die Nachrichtensendungen zeigten die Bilder immer wieder, das ernste, erschütterte Mädchen in dem blauen Kleid, das mit Giraud, Florian und Catlin an den schweigenden Reihen der Nachrichtenleute und Regierungsangestellten vorbeiging, während die Kameras liefen, und das schnelle, entschlossene Vorgehen der Männer vom Sicherheitsdienst, die ihnen einen Weg

Weitere Kostenlose Bücher