Geklont
lieber darauf verzichtet, ihr nahe zu kommen. Aber sie versuchte es.
»Danke«, murmelte die Sera, nahm die Kanne und stellte sie auf den Rand des Schreibtischs, und fummelte mit dem Netz und einer Wasserpflanze herum.
Sie sah nicht einmal in Catlins Richtung. Nach einer Weile kam Catlin zu dem Schluß, daß die Sera sie absichtlich ignorierte und einfach angestrengt nachdachte, drehte sich um und ging wieder hinaus.
Oder machte zumindest ein paar Schritte. Sie kam bis in den Flur, wo sie sich dem gequälten, gereizten Blick ihres Partners gegenübersah.
Deshalb hielt sie inne, atmete tief durch und ging zurück, um sich neben den Schreibtisch der Sera zu stellen, fest entschlossen, sie auf sich aufmerksam zu machen.
Lieber hätte sie ein Feld in Brand gesetzt, dachte sie dabei.
»Was ist los?« fragte die Sera plötzlich, indem sie aus ihrer Konzentration aufschreckte.
»Sera ... ich muß mit Ihnen reden. Über die Sache mit Planys. Florian sagte... ich war diejenige, die's gehört hat. Deshalb muß ich es sagen.«
Manchmal brauchte die Sera einen Moment, um zurückzukommen, wenn sie richtig über etwas nachdachte, und besonders wenn sie wütend war, und sie brachte etwas von dieser Laune mit zurück. Weil sie so klug war, dachte Catlin, weil sie so angestrengt nachdachte, verfiel sie fast in ein Tiefenstudium, nur gelang es ihr aus sich selbst heraus.
Planys aber war ein Schlüsselwort. Genau deswegen war die Sera so wütend; und sie war sofort wieder da und starrte Catlin an.
»Was ist mit Planys?«
Catlin verschränkte die Hände. Du kannst am besten etwas erklären, hätte sie Florian gegenüber eingewandt. Aber du hast es gehört, hatte Florian erwidert, also solltest du es erklären.
Denn Florian machte sich in die Hose, wenn es zu einer Auseinandersetzung mit der Sera kam.
Und das war jetzt durchaus möglich.
»Diese Paxer-Gruppe in Novgorod«, begann Catlin.
In einer U-Bahn in Novgorod war ein weiterer Bombenanschlag verübt worden. Zwanzig Menschen waren getötet, achtundvierzig verletzt worden.
»Was hat das mit dem Flughafen von Planys zu tun?«
»Unter Sicherheitsaspekten sind sie beide...« Sie konnte nichts darstellen, ohne in die Einzelheiten zu gehen. Sie wußte nie, was sie bei einem ZIV auslassen konnte, nicht einmal bei der Sera, deshalb entschied sie, gleich zum Kern der Sache vorzustoßen. »Sera, man ist sich ziemlich sicher, daß irgendeine Verbindung besteht. Die Paxer sind diejenigen, die Gewalttaten verüben. Aber es gibt noch eine Gruppe, die sich das ›Komitee für Gerechtigkeit‹ nennt und...«
»Ich habe davon gehört.«
»Beide Gruppen überschneiden sich. Der Sicherheitsdienst sagt, das steht zweifelsfrei fest. Im großen und ganzen ist die eine die andere. Sie hängen in Novgorod Plakate auf, verstehen Sie - jemand geht einfach durch einen U-Bahn-Waggon und hängt eins auf - ›Komitee für Gerechtigkeit‹ steht auf den meisten. Oder ›Befreit Jordan Warrick‹. Aber auf ein paar steht auch ›Keine Eugenik‹ und ›Warrick hatte recht‹.«
Die Sera zog ein finsteres Gesicht.
»Es ist sehr ernst«, sagte Catlin. »Der Sicherheitsdienst ist furchtbar besorgt.«
»Verdammt, ich weiß, wie ernst es ist. - Aber was hat das mit der Sicherheit auf dem Flughafen von Planys zu tun?«
»Es ist kompliziert.«
»Erklär's mir! Ich höre zu. Erzähl mir alle Einzelheiten. Was weiß der Sicherheitsdienst?«
»Die Polizei in Novgorod weiß, daß der von den Paxern verwendete Sprengstoff privat hergestellt wurde. Das ist das erste. Es gibt wahrscheinlich nur eine Handvoll echter Paxer in Novgorod. Die Polizei ist sich ziemlich sicher, daß sie für Rocher arbeiten. Aber sie können Rocher nicht finden. Deshalb nehmen sie an, daß er mit der Karte von jemand anderem lebt. Das ist nicht schwierig. Nichts ist schwierig, wenn so viele Menschen auf so engem Raum zusammengepfercht leben. Es gibt wahrscheinlich eine Reihe von Verbindungen zwischen dem Komitee, den Paxern und Rocher. Deshalb hat die Polizei über das Cyteener Amt das Amt für Innere Angelegenheiten der Union eingeschaltet, mit der Begründung, daß es ein Problem ist, das die Grenzen zwischen Cyteen und...«
»Ich weiß, daß sich Reseunes Sicherheitsdienst mit dem Fall beschäftigt. Aber sag's auf deine Weise.«
»... zwischen Cyteen und Reseune überschreitet. Woraufhin das Justizamt uns gebeten hat, der Polizei in Novgorod zu helfen. Sie haben nicht dieselben Möglichkeiten wie wir - Novgorod ist einfach
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