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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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Leben als einer jener vielen tausend Postler – in meiner Gelbphase eben. Dieses Buch hat deshalb einige autobiografische Züge, ist aber weit davon entfernt so etwas wie Memoiren zu  sein … Es geht ja nicht um mich, und es wäre mir, ehrlich gesagt, auch etwas zu früh dafür. Aber um den unglaublichen Geschichten einen Rahmen zu geben, erfahren Sie auch einiges von mir selbst. Und stellen vielleicht fest, dass ich auch ein bis drei Zacken in der Krone locker habe. Aber wer hat das nicht? Eine Schüppe Selbstironie gehört dazu, genauso wie eine gute Portion Lokalkolorit und ein bisschen Zeitgeschichte.
    Zugegeben: Natürlich – damit Sie, liebe Leser, den nötigen Lesespaß haben – sind die Geschichten etwas ausgeschmückt worden . Tatsache ist und bleibt aber: In allen steckt ein wahrer Kern, ein sehr dicker sogar, die Dinge sind allesamt passiert. Ein Pöstchen bei der Post gehabt zu haben, das war somit tatsächlich an manchen Tagen nur etwas für ganz starke Nerven. Und noch stärkere Lachmuskeln. Denn trotz allem Irrsinn: Schön war’s – und lustig.
    Aber jetzt schnell weiter – die Ampel zeigt schon gelb!

Reden mit Silber
     
    Silber. Ja, das war sein Name. Die erste Person, die ich bewusst wahr nahm an diesem ersten Arbeitstag.
    Nun ging es also los mit dem Ernst des Lebens. Wobei man mir das zehn Jahre früher bereits schon einmal weismachen wollte, damals, als der erste Schultag anstand. Gut, das hatte auch einen gewissen Ernst, als ich da stand mit dem Pottschnitt – den der Friseur meines Vaters mir verpasst und Letzterer mir zur Feier des Tages ganz stylish mit Pomade an den Kopf gepappt hatte – und der Schultüte im Arm.
    Aber das hier, im September des Jahres 1978, das war eine andere Nummer. Schon allein deshalb, weil ich in dem nüchtern ausgestatteten Raum, in dem sich alle Berufsanfänger trafen, der Einzige war, der seinen Papa neben sich stehen hatte… Gut, ich war augenscheinlich mit meinen 16 Jahren einer der Jüngsten, wenn nicht der Jüngste. Aber rechtfertigte das, dass ich gleich vom ersten Augenblick an als Klassendepp abgestempelt war??? Nun ja, er meinte es halt nur gut. Danke Papa …
    Denn alle anderen, die in diesem Raum waren, sahen so erwachsen aus. So als hätten sie schon ein paar Lebens- und auch Arbeitsjahre auf dem Buckel (Wie ich später erfuhr, hatten einige das auch … der Trend ging wohl schon damals zur Zweitkarriere). Und so starrten sie mich alle mehr oder weniger verschroben an, wie ich da in der Ecke stand, mit dem Vater an der Seite, der diesen komischen Hut trug und der nicht eher von mir wich, bis die Tür zum Nebenraum aufging und alle Leute, die keinen Hut trugen, herein gerufen wurden.
    Das Schicksal nahm also jetzt seinen Lauf , ich hatte schlagartig erwachsen zu werden. Kein Papa mehr weit und breit – nur Herr Silber.
    Herr Silber war Amtsleiter der Berufsbildungsstelle, wie das nicht schöner ausgedrückt werden konnte , da ging’s also schon los mit dem Amtsdeutsch. Man nannte die Einrichtung beim Kürzel BBi … das klang hipper und wurde von uns Neulingen fortan benutzt. Herr Silber saß mit gleichnamigen Haaren an seinem Tisch, und wir, die sechzehn Postassistentenanwärter des Jahrgangs 78/I, saßen in U-Form vor ihm.
    „Nun erzählen sie doch mal , jeder Einzelne, etwas aus ihrem Leben, damit sie sich untereinander besser kennen lernen.“ Ich denke mal, jede Ausbildung fängt so an, oder? Ich kann das auch heute noch nicht beurteilen, habe ich schließlich nur einen einzigen Beruf offiziell erlernt. Aber wenn ich davon ausgehe, dass ich bei jedem Pups-Seminar, an dem ich in meinem Leben teilnehmen musste, selbigen Auftaktauftrag zu hören kriegte, gehe ich ganz stark davon aus, dass das bei Ausbildungen nicht anders ist.
    Dennoch: Diese schlichte Frage trieb mir damals den ersten Angstschweiß auf die Stirn. Verstärkt, nachdem ich die aufregenden Lebensläufe der anderen, die vor mir Rede und Antwort standen, hörte. Dagegen war das, was ich gleich erzählen konnte, gleichzusetzen mit der Einnahme einer hohen Dosis Melissengeist.
    Aber trotzdem gelang mir ein Moment der Hochspa nnung, als ich an der Reihe war mich vorzustellen: „Also, dann erzählen sie doch mal … Was sind denn so ihre Hobbies?“ – Hobbies? Hatte ich keine. Oder konnte ich jetzt Stubenhocker sagen? Ich entschied, dass das uncool klingen würde … der überwiegende Rest der Klasse hatte schließlich mindestens von der eigenen Rockband oder gar von der

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