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Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen

Titel: Gelb-Phase: Mein Pöstchen bei der Post - Geschichten aus dem Intimleben des Gelben Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Wissen
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zu öffnen und zu springen. Es konnte gut gehen, ich war in der fünften Etage. Konnte also gut sein, ich titsche kräftig genug auf, merke nichts mehr und mir bliebe die Schmach erspart, das leere Blatt abgeben zu müssen.
    Abe r soweit sollte es nicht kommen. Der Mann, der den Test beaufsichtigte, ging vorher an meinem Tisch vorbei und bemerkte, dass ich keine der Aufgaben gelöst hatte. Er fragte mich, woran es denn hapere und ich sagte ihm, dass da irgendwas mit Prozenten und Zinsen gefragt sei und ich schließlich aufs Gymnasium ginge und man dort so etwas Schräges nicht lerne. Logarithmus, Tangenten, all so ein Zeugs, das man nur noch mit Taschenrechner berechnen konnte – das ja, da würde ich mich auskennen (schön geredet für: „…da sollte ich mich auskennen“), aber Prozentrechnung oder gar Zinsrechnung, das stand nun mal nicht auf dem Lehrplan.
    Er guckte zwar sehr verwundert, nahm mir das Blatt aber dann trotzdem ab – was freilich nur daran lag, dass die Zeit eh rum war.
    Ich ging also mit gesenktem Kopf Richtung Straße, wo mich Vater kurz darauf wieder aufsammelte.
    „Na, geschafft? Wie war es?“ – „Och super … hundertprozentig gut!“ Konnte ich ja guten Gewissens sagen, ich wusste ja nicht, wie viel hundert Prozent waren…
    Überhaupt: Wozu eigentlich dieser Eignungstest? Erstens war da schließlich Hans, der sich als mein persönlicher Ausbildungsmanager im Hintergrund um alles kümmerte – also sicher auch diesen Test selbst überprüfte und notfalls aufhübschte. Und zweitens würde ich sicher mit dem phänomenalen Abschlusszeugnis, das ich wenige Tage später, kurz vor Beginn der Sommerferien, im Sekretariat des Mataré-Gymnasiums würde abholen können, so was von glänzen, dass so ein Testergebnis nur Makulatur sein würde. Dachte ich…
    „Äh, ja … äh, Herr, äh … ich weiß gar nicht wie ich ihnen das jetzt sagen soll…“, stotterte Frau Kasper, die gute Fee im Sekretariat, sich eine n ab. „Äh … tut mir leid, aber: Sie sind nicht versetzt.“
    Sie drückte mir den Wisch in die Hand und da sah ich es, blaue Tinte auf grauen Balken: eine Fünf in Mathe … und eine weitere in Geschichte!
    Dieses Schwein von Budber! Hatte der mich doch eiskalt belogen, als er mich in der letzten Geschichtsstunde vor den Zeugniskonferenzen noch einmal endlos geprüft hatte und am Ende wohlwollend meinte: „Okay, mit Hängen und Würgen – aber es wird noch eine Vier.“
    Und jetzt doch eine Fünf! Und das hieß: Nachprüfung. Nachdem ich jene zwei Jahre vorher in Mathe nur so mit Ach und Krach geschafft hatte, wollte ich dieses Wagnis nicht noch mal eingehen – also verbrachte ich meine letzten Sommerferien mit dem Pauken dessen, was gewisse Herren Hitler, Goebbels und Himmler so alles veranstaltet haben. Diese Idioten! Wegen denen brütete ich bei dreißig Grad unterm Sonnenschirm, denn damals war ein Sommer noch ein solcher. Spackos, diese! Gut, dass sie schon tot waren – ich hätte denen ein Killerkommando geschickt.
    Jedenfalls machte der Umstand, dass diese Nachprüfung anstand, die Gesamtsituation nicht einfacher. Denn inzwischen hatte Hans anscheinend meinen Test tatsächlich selbst korrigiert oder war mit dem Korrektor ein bis dreißig Bierchen trinken gegangen oder hatte ihn gleich in die Tonne gekloppt (also den Test jetzt, nicht den Korrektor), meine Daten aber in der Kartei der Bewerber gelassen – auf alle Fälle: Ich bekam einen Brief von der Oberpostdirektion Düsseldorf, in dem stand, dass man sich freue, mir einen Ausbildungsplatz anbieten zu können und dass ich am ersten September die Stelle antreten könne.
    Yeah , Freude! So einfach geht das mit nem Job!
    Doch, stopp! Denn kurz nach dem Schreiben kam noch ein weiteres: Man wollte vor Ausbildungsbeginn noch das Abgangszeugnis haben.
    Das ging doch aber gar nicht, denn da standen schließlich noch die zwei Worte „Nicht versetzt“ drin! Und die würden auch erst dort raus gelöscht werden, wenn ich diese verkackte Nachprüfung bestehen würde. Aber die war erst einen Tag nach dem Ende der Sommerferien – und das war erst in einigen Wochen! Wie sollte man denn die Post so lange hinhalten???
    „ Omma! Du musst helfen!“ – Wir wohnten damals im Haus unserer Großeltern. Opa war schon seit sechs Jahren nicht mehr unter uns, aber Oma war mit ihren neunundsiebzig Jahren noch immer vorn dabei mit ihrem relativ losen, ja sogar furchtlosen Mundwerk. Und so war sie jetzt die Frau der Stunde – sie musste bei

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