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Geld im Mittelalter

Geld im Mittelalter

Titel: Geld im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Le Golf
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großer Ländereien (villae) und die Kirche die Macht ausübten. Freilich gründete sich der Reichtum dieser neuen Machthaber im Wesentlichen auf dem Besitz von Land und Menschen, die Leibeigene geworden waren oder Bauern mit beschränkter Autonomie. Die Bauern hatten Frondienste und Naturalabgaben zu entrichten, zu einem kleinen Teil auch Bargeld, das sie sich auf den noch wenig entwickelten lokalen Märkten beschafften. Die Geldeinkünfte der Kirche und besonders der Klöster aus dem zum Teil in barer Münze entrichteten Zehnten und der Bewirtschaftung der Ländereien wurden überwiegend gehortet. Aus den Geldstücken oder den darin enthaltenen Edelmetallen sowie aus Gold- und Silberbarren wurden Goldschmiedearbeiten gefertigt, die in den Schatzkammern der Kirchen und Klöster unter Verschluss gehalten wurden und eine Art Geldreserve darstellten: Im Bedarfsfall wurden diese Gegenstände zum Zweck der Münzherstellung wieder eingeschmolzen. Diese später auch von den großen Grundherren sowie den Königen ausgeübte Praxis unterstreicht den relativ schwachen Geldbedarf der Menschen im Mittelalter. Zudem beweist sie, wie Marc Bloch treffend bemerkt hat, dass der Arbeit des Goldschmieds und der Schönheit der von ihm gefertigten Gegenstände im frühen Mittelalter kein Wert beigemessen wurde. Die Knappheit von Münzgeld – als Mittel zum Reichtum wie als Mittel zur Macht – gehört zu den charakteristischen Schwächen der Ökonomie des Frühmittelalters. Denn, wie wiederum Marc Bloch in Esquisse d’une histoire monétaire de l’Europe 7 unterstreicht: Tatsächlich haben die erkennbaren Schwächen der Geldwirtschaft das Wirtschaftsleben beherrscht. Sie waren Symptom und Folge zugleich.
    Zu jener Zeit also kennzeichnete eine sehr weit reichende Aufsplitterung in lokale Märkte die Münzherstellung und den Münzgebrauch. Wir verfügen noch über keine detaillierte Studie sämtlicher Münzprägestätten, wenn das überhaupt möglich sein sollte.
    Die Menschen im Frühmittelalter, die immer weniger von Silbermünzen Gebrauch machten, behielten zunächst die Gepflogenheiten der Römer bei und kopierten sie dann. Die Geldstücke wurden mit dem Konterfei des Kaisers versehen, der Solidus blieb die wichtigste Goldmünze im Handelsverkehr, allerdings kam schon bald der Tremissis – das Drittel des Solidus – als Antwort auf den Rückgang von Produktion, Konsum und Handel in Umlauf und verdrängte den Solidus als wichtigste Goldmünze. Für diesen anhaltenden Gebrauch antiker römischer Münzen gab es mehrere Ursachen. Bevor die Barbaren Teil der römischen Welt wurden und christliche Reiche bildeten, prägten sie, mit Ausnahme der Gallier, selbst keine Münzen. Eine Zeit lang war das Münzgeld eines des wenigen Instrumente zur Wahrung einer Einheit, weil es im gesamten ehemaligen Römischen Reich in Umlauf war.
    Schließlich bot die Schwäche der Wirtschaft keinen Anreiz für die Schaffung von Währungen. Ab dem 5. Jahrhundert – der Zeitpunkt ist bei den einzelnen Völkerschaften unterschiedlich und von der jeweiligen Gründung der Reiche, Königtümer etc. abhängig – eigneten sich die Barbarenherrscher schrittweise die Machtinstrumente der römischen Kaiser an und beendeten das Monopol, das der Kaiser beansprucht hatte. Bei den Westgoten wagte es Leovigild (569–586) als Erster, Tremisses mit seiner Titulatur und seinem Abbild auf der Vorderseite auszugeben; diese Form der Münzprägung dauerte bis zur arabischen Eroberung im 8. Jahrhundert an. In Italien führten die Ostgoten unter Theoderich dem Großen und seinen Nachfolgern die römische Tradition fort; bei den Langobarden, die sich vom konstantinischen Vorbild lossagten, setzte die Prägung von Münzen – Solidi von geringerem Gewicht – unter dem Namen ihres Königs erst unter Rothari (636–652) und Liutprand (712–744) ein. In Britannien wurden, nachdem die Münzprägung um die Mitte des 5. Jahrhunderts ausgesetzt hatte, erst am Übergang vom 6. zum 7. Jahrhundert in Kent Goldmünzen nach römischem Vorbild ausgegeben. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts wurden die Goldmünzen durch Silbermünzen, die Sceattas, abgelöst. Seit dem ausgehenden 7. J ahrhundert versuchten die Könige der verschiedenen angelsächsischen Kleinkönigtümer das Monopol zu ihren Gunsten wiederherzustellen, was in Northumbria, Mercia und Wessex unterschiedlich schnell erfolgte und sich unterschiedlich schwierig gestaltete. Der Name des Geldstücks, das in Mercia unter König Offa

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