Geliebte der Finsternis
übernehmen. Früher oder später wird er Apollos Erben erneut jagen.«
»Warum sollte ich sie schützen? Ihretwegen ist Phoebe gestorben!«
»Nur ihretwegen lebte sie. Erinnerst du dich? Du und dein Vater habt Phoebes Familie getötet. Hast du ihr deine Schuld jemals gestanden? Wer hat ihre Großmutter ermordet? Ihre Vettern und Kusinen?«
Beschämt senkte Urian den Kopf. »Das verschwieg ich ihr. Ich wollte sie nicht verletzen.«
»Trotzdem hast du es getan. Jedes Mal, wenn du, dein Vater oder einer der Spathis Phoebes Verwandte umbrachtet, empfand sie den Schmerz, der dich jetzt peinigt. Der Tod ihrer Mutter und ihrer Schwestern zerriss ihr das Herz. Hast du nicht Cassandra gerettet, um das wenigstens teilweise wiedergutzumachen?«
»Ja.«
Während Ash einen Schritt zurücktrat, wischte Urian seine Tränen weg.
»Vorhin sagtest du, ich hätte die Wahl?«
»Um die andere Möglichkeit zu erläutern - ich würde deine Erinnerung auslöschen. Von allem wärst du befreit, von deinem Leid, von der Vergangenheit und der Gegenwart. Du kannst leben, als wäre nichts von alldem geschehen.«
»Wirst du mich töten, wenn ich dich darum bitte?«
»Willst du das wirklich?«
Urian starrte zu Boden. Was er dachte, würde niemand erkennen. Nur Acheron wusste es. Diese Gedanken gingen ihm so deutlich durch den Sinn wie seine eigenen.
»Bin ich kein Daimon mehr?«, fragte Urian nach einer kurzen Pause.
»Nein. Auch kein Apollit.«
»Was bin ich?«
Bevor Ash die Wahrheit aussprach, holte er tief Atem. »Auf dieser Welt bist du einzigartig.«
Das missfiel Urian ebenso, wie Acheron seine Einzigartigkeit verabscheute. Aber manche Dinge ließen sich nicht ändern.
»Wie lange werde ich leben?«, fragte Urian.
»Du bist unsterblich, abgesehen von einem unvorhersehbaren Tod.«
»Aber das ergibt keinen Sinn.«
»Im Leben ist nur sehr wenig sinnvoll.«
Acheron spürte Urians Frust. Zumindest ließ der Kummer des Mannes nach. »Werde ich das Tageslicht verkraften?«
»Dazu kann ich dir verhelfen, wenn du es wünschst. Ich verwandle dich in einen Menschen.«
»Das würde dir gelingen?«
Ash nickte.
Da brach Urian in bitteres Gelächter aus. Frostig glitt
sein Blick über den Körper des Atlantäers. »Ich bin nicht dumm, Acheron, und nicht so blind wie Stryker. Weiß er, welchen Dämon du in dir trägst?«
»Nein. Übrigens ist Simi kein Dämon, sondern ein Teil von mir.«
Eindringlich starrte Urian in Ashs Gesicht. »Armer Stryker - so verkorkst, und er ahnt es nicht einmal.« In seinen Augen erschien eine intensive Glut. »Wer und was du bist, weiß ich, Acheron Parthenopaeus.«
»Dann weißt du auch, dass du es bis in alle Ewigkeit bereuen wirst, wenn du dein Wissen weitergibst. Dafür würde ich sorgen.«
Urian nickte. »Aber ich verstehe nicht, warum du dich versteckst.«
»Oh, ich verstecke mich nicht«, entgegnete Ash schlicht. »Dein Wissen würde niemandem helfen - nur zerstören oder großen Schaden anrichten.«
Eine Zeit lang dachte Urian nach. »Ich bin kein Zerstörer mehr.«
»Was bist du?«
In Gedanken erlebte Urian noch einmal die Ereignisse dieser Nacht und spürte die schmerzliche Trauer über den Verlust seiner geliebten Frau. Wie verlockend wäre es, Acherons Angebot anzunehmen und dies alles zu vergessen. Doch dann würden auch die schönen Erinnerungen entschwinden.
Obwohl ihm nur wenige Ehejahre vergönnt gewesen waren, hatte Phoebe ihn geliebt wie sonst niemand und ein Herz berührt, das nach seiner Überzeugung längst gestorben war.
Nein, es würde ihn bekümmern, ohne sie zu leben. Doch er wollte nicht alles verlieren, was ihn so innig mit ihr verbunden hatte.
Langsam stand er auf und legte die Kette mit dem Medaillon um seinen Hals. »Also gut, Acheron, ich bin dein Mann. Aber ich warne dich. Wenn ich jemals die Gelegenheit erhalte, Stryker zu töten, werde ich es tun. Zum Teufel mit den Konsequenzen!«
17
Als Stryker vor dem Thron der Zerstörerin landete, stieß er einen wilden Wutschrei aus. »Fast hätte ich sie getötet! So nahe war ich daran! Warum hast du es verhindert?«
Die Dämonin Sabina hielt ihn immer noch fest.
Ausnahmsweise hielt Xedrix sich nicht in Apollymis Nähe auf. Aber Stryker - von Hass und Zorn überwältigt - fand keine Zeit, über den Verbleib des Daimons nachzudenken.
Gelassen, in majestätischer Haltung, saß seine Mutter auf ihrer Chaiselongue, als würde sie einfach nur Hof halten und hätte nicht soeben die jahrelang geschmiedeten Pläne
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