Geliebte der Finsternis
starrten sie einander an.
Aber als Urian die Anwesenheit Acherons bemerkte, verrieten seine Augen eine gewisse Verwirrung, was Wulf nicht entging.
»Vater?«
»Das ist schon in Ordnung, Urian. Über diesen Atlantäer weiß ich alles. Nicht wahr, Acheron?«
»Nein. Das bildest du dir nur ein, Strykerius. Andererseits kenne ich alle deine Fehler, bis zu deiner irrtümlichen Überzeugung, du könntest der Zerstörerin vertrauen, während sie mit dir spielt.«
»Eine Lüge!«
»Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht.«
In der Tat, niemand verstand das Spiel vager Kommentare so gut wie Acheron. Er war ein wahrer Meister in der Kunst, nichts zu sagen und in den Leuten Zweifel an der Luft zu wecken, die sie einatmeten.
Schließlich drehte Stryker sich zu Wulf um und musterte das Baby in den Armen des Dark Hunters. Er legte den Kopf schief und lächelte. »Wie süß! So viel Mühe haben
Sie sich gegeben, nicht wahr? O ja, ihr alle. Eigentlich müsste ich mich geschmeichelt fühlen.«
Da stimmte irgendetwas nicht. Wulf fragte sich unbehaglich, ob der Daimon wusste, dass Simi nicht Cassandras Baby war.
Sichtlich verblüfft, versteifte sich Urian.
»O ja, für unsere Kinder leben wir, nicht wahr?«, murmelte Stryker. »So viel Freude machen sie uns. Und manchmal bereiten sie uns auch tiefen Kummer.«
Als er mit den Lederschnüren spielte, die den blonden Zopf seines Sohnes umwanden, runzelte Urian die Stirn.
»Natürlich werden Sie den Kummer, den ich meine, niemals verstehen, Wulf. Weil Ihr Sohn nicht lange genug leben wird, um Sie zu verraten.«
Ehe irgendjemand eingreifen konnte, schlug Stryker mit einer Hand, die nicht mehr menschlich aussah, sondern wie die Klaue eines Drachen, auf Urians Kehle.
Dann stieß er seinen Sohn von sich. Keuchend stürzte Urian zu Boden, die Hände auf seinen Hals gepresst, um die Blutung zu stoppen.
Sein Vater wandte sich zu den Dark Huntern. »Dachtet ihr wirklich, ich wäre dumm genug, um auf diesen Trick hereinzufallen?« Sein Blick schien Wulf zu durchbohren. Dann fuhr er mit der Stimme von Cassandras Vater fort: »Dass Sie mir niemals das Baby bringen würden, wusste ich, Wulf. Ich wollte nur Zeit gewinnen. Damit sich die Wachtposten für einige Zeit von Elysia fernhielten.«
Fluchend stürzte Wulf sich auf ihn.
Stryker verschwand in einer schwarzen Rauchwolke, während die Daimons zum Angriff übergingen.
» Ak’ritah tah!«, schrie Acheron.
Das Portal öffnete sich, einer der Daimons lachte.
»Da müssen wir nicht hindurchgehen …« Ehe er den Satz beenden konnte, wurde er von einer gewaltigen Macht durch die Öffnung gezerrt.
Blitzschnell folgten ihm die anderen.
Ash rannte zu Urian, der in einer Blutlache am Boden lag.
»Schhhh«, atmete der Atlantäer und bedeckte die Hände des Verletzten mit seinen.
Die Augen voller Tränen, schaute Urian zu ihm auf.
»Atme ganz leicht und flach«, wies Acheron ihn mit sanfter Stimme an.
Erstaunt beobachteten Wulf und die anderen Männer, wie er den Daimon heilte.
»Warum machst du das?«, fragte Urian.
»Das erkläre ich dir später.« Ash zog sein Hemd hoch und entblößte einen muskulösen Magen. »Komm zu mir zurück, Simi.«
Sofort flog das Baby aus Wulfs Armen, verwandelte sich in einen winzigen Drachen und kroch in die Haut über Acherons Rippen an der linken Seite, wo es eine Tätowierung bildete.
»Ich habe mich schon immer gefragt, wieso sich dein Tattoo bewegt«, sagte Kyrian.
Statt einen Kommentar abzugeben, hob Ash seine Hände.
Eben waren sie noch im Inferno gewesen, in der nächsten Sekunde standen sie im Zentrum von Elysia.
Seit Wulf und Kat die Stadt verlassen hatten, war ein Inferno ausgebrochen. Gellendes Geschrei erfüllte die Luft. Überall lagen die zerschmetterten Körper apollitischer Männer, Frauen und Kinder. Im Gegensatz zu den Daimons zerfielen sie nicht zu Staub, wenn sie vor ihrem siebenundzwanzigsten Geburtstag starben.
Angst und kaltes Grauen durchfuhren Wulfs Herz.
»Phoebe!«, rief Urian und lief zu seinem Domizil.
Wulf verzichtete darauf, seine Stimme zu erheben. Über dem schrillen Geschrei konnte man ihn ohnehin nicht hören.
So schnell wie möglich rannte er zu seiner Frau und seinem Sohn. Mehrere Daimons versuchten ihm den Weg zu versperren. Den Blick von wildem Zorn verschleiert, stieß er sie beiseite.
Niemand würde ihn von seiner Familie fernhalten.
Niemand.
Vor seinem Apartment angekommen, sah er die aufgebrochene Tür. Shanus’ Leiche lag am Boden des
Weitere Kostenlose Bücher