Geliebte der Finsternis
dem Einfluss der Liebe entsteht hin und wieder ein merkwürdiges Gespann«, meinte Acheron.
»Eigentlich nahm ich an, das würde nur für die Politik gelten.«
»Für beides.«
Urian verschränkte die Arme vor der Brust. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich im Bootshaus schlafe, Wulf?«
»Da kannst du wohnen, so lange du willst.«
Wie ein stilles Phantom verließ Urian das Haus.
»Ist es das, worauf ich mich freuen soll, Ash?«, fragte Wulf.
»Das Leben ist ein Gobelin, gewoben aus den Entscheidungen, die wir treffen.«
»Verschone mich mit dieser pseudopsychologischen Scheiße! Ich bin müde, viel zu oft wurde ich in den Arsch getreten, und ich sorge mich immer noch um Cassandra, Erik und Chris. Wirklich, ich fühle mich miserabel. Würdest
du mir nur ein einziges Mal in der Ewigkeit eine gottverdammte Frage beantworten?«
Ashs Augen funkelten feuerrot. Nur sekundenlang, Wulf dachte schon, er hätte sich das nur eingebildet. »Am freien Willen oder am Schicksal werde ich niemals herummanipulieren, Wulf. Weder für dich noch für sonst jemanden. Auf dieser Erde oder im Jenseits gibt es keine Macht, die mich dazu zwingen könnte.«
»Was hat das mit Cassandra zu tun?«
»Alles. Ob sie lebt oder stirbt, hängt davon ab, was ihr beide tut oder nicht tut.«
»Was heißt das?«
Auf die nächste Erklärung war Wulf völlig unvorbereitet.
»Wenn du ihr Leben retten willst, musst du ihre Lebenskraft mit deiner vereinen.«
Nun, das sollte mir nicht schwerfallen, dachte Wulf. Zum ersten Mal seit Wochen sah er einen Hoffnungsschimmer am Horizont. »Großartig. Wärst du so freundlich mir mitzuteilen, wie ich das machen soll?«
»Sie ernährt dich, und du ernährst sie.«
»Auf welche Weise?«, fragte Wulf von einer bösen Ahnung erfasst tonlos.
In Acherons Fieberaugen erschien ein Glanz, der Wulf frösteln ließ. »Zweifellos kennst du die Antwort. Damit meine ich den Gedanken, der dir soeben durch den Sinn ging.«
Wie ich es hasse, wenn er mich durchschaut. »Kannst du dir vorstellen, wie widerlich ich es finde, Blut zu trinken?«
Lässig zuckte Acheron die Achseln. »So schlimm ist es gar nicht.«
»Wie bitte?«, fragte Wulf verblüfft.
Aber Acheron gab keine nähere Erklärung ab. »Es liegt bei dir, Wikinger. Willst du es wenigstens versuchen?«
Was der Atlantäer vorschlug, war unmöglich. »Cassandra hat keine Fangzähne.«
»Die wird sie kriegen, wenn es nötig ist.«
»Bist du sicher?«
Acheron nickte. »Einerseits ist es ganz einfach - andererseits nicht. Du trinkst aus ihrem Hals, sie trinkt aus deinem.«
Gewiss, der alte Dark Hunter hatte recht, es klang einfach. Aber Wulf fragte sich, ob sie es schaffen würden, denn die Prozedur widersprach allem, woran sie glaubten.
»Wird mein Blut sie nicht töten? Ich dachte, das Dark Hunter-Blut …«
»Darum musst du dich nicht sorgen, Wulf, weil du nie gestorben und deshalb kein richtiger Dark Hunter bist. Du hast dich stets von den anderen unterschieden.«
Spöttisch hob Wulf die Brauen. »Schon wieder erzählst du mir etwas, das ich schon vor Jahren hätte wissen müssen. Besten Dank, Ash.«
»Manche Dinge sollte man erst erfahren, wenn man sie braucht.«
»O nein, das stimmt nicht.«
»Doch. Du musst nur entscheiden, ob du stark und tapfer genug bist, um deine Erkenntnisse zu nutzen.«
Normalerweise würde Wulf nicht an seiner Kraft und seinem Mut zweifeln.
Aber in diesem Fall …
Auch Cassandra müsste solche Eigenschaften beweisen.
Wie erstarrt saß Cassandra da, nachdem er sie über Acherons Vorschlag informiert hatte.
»Meinst du, es kann funktionieren?«
Wulf atmete tief durch. »Was ich glauben soll, weiß ich nicht mehr. Aber wenn sich die Chance bietet - müssen wir es dann nicht versuchen?«
»Bist du sicher, dass dieser Acheron mich nicht töten möchte?«
Weil er sie nicht auslachen wollte, lächelte er nur. »Wahrscheinlich ist das der einzige Punkt, in dem ich mir völlig sicher bin. Ich vertraue Ash. Fast immer.«
»Okay, dann tun wir’s.«
»Hast du dich wirklich dazu entschlossen?«
»Ja.«
»Gut.«
Sie standen auf, und Cassandra neigte den Kopf zur Seite. Dann entfernte sie das Haar von ihrem Hals. Wulf umschlang ihre Taille.
Zögernd hielt er inne.
»Nun?«, fragte sie.
Er öffnete den Mund und legte seine Lippen auf ihren Hals, schloss die Augen, spürte ihr Herz in der Ader pochen. Ganz sanft glitten seine Zähne über die warme Haut.
Mmmm, wie gut sie schmeckte …
Mit beiden Händen
Weitere Kostenlose Bücher