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Geliebte der Nacht

Geliebte der Nacht

Titel: Geliebte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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Hand an der Kehle gepackt und schnürte ihr die Luft ab. Er schob sie zurück in den Schatten des Bahnhofsgebäudes. Dahin, wo niemand es bemerken würde, wenn sie überfallen und ausgeraubt wurde. Oder Schlimmeres. Sein Mund war ihrem Gesicht so nah, dass sie seinen stinkenden Atem riechen konnte. Sie sah seine scharfen Zähne, als er seine Lippen verächtlich kräuselte und eine furchtbare Drohung ausstieß. „Noch ein einziges Wort, noch ein Zucken, dann kannst du zusehen, wie ich das saftige kleine Herz von deinem Balg esse.“
    Ihr Baby, das sie auf ihrem Arm trug, begann zu weinen, aber sie sagte kein Wort.
    Sie dachte nicht einmal daran, sich zu bewegen.
    Alles, was zählte, war ihr Baby. Es war das Wichtigste, dass es in Sicherheit war. Und so wagte sie es nicht, sich zu rühren, nicht einmal, als sich diese scharfen Zähne auf sie stürzten und hart in ihren Hals bissen.
    Sie stand da, vollkommen erstarrt vor Entsetzen, und drückte ihr Baby eng an sich, während der Mann brutal an der blutenden Wunde riss, die er ihr am Hals verpasst hatte. Seine Finger wuchsen förmlich in die Länge, wo er ihren Kopf und ihre Schulter festhielt, und er grub die Fingerspitzen in sie hinein wie die Klauen eines Monsters. Grunzend bohrte er seinen Mund und seine scharfen Zähne tiefer in ihren Körper. Obwohl ihre Augen vor Schreck geweitet waren, begann ihre Umgebung zu verschwimmen, ihre Gedanken überstürzten sich. Dann verdüsterte sich alles um sie herum.
    Er würde sie töten. Das Monster war dabei, sie zu töten. Und dann würde es auch ihr Baby töten.
    „Nein.“ Sie rang nach Luft, schmeckte aber nichts als Blut. „Du gottverdammter – nein!“
    Mit einer verzweifelten, fast übermenschlichen Anstrengung rammte sie krachend ihren Kopf in das Gesicht des Mannes. Als er überrascht knurrte und zurückzuckte, riss sie sich von ihm los. Sie taumelte und wäre beinahe hingefallen, fing sich jedoch im letzten Moment wieder. Ihr schreiendes Kind in einem Arm, den anderen hochreißend, um nach der brennenden Wunde an ihrem Hals zu fühlen, wich sie langsam zurück, weg von dem Monster, das seinen Kopf hob und sie nun mit glühenden, gelben Augen und blutverschmierten Lippen höhnisch angrinste.
    „Oh Gott“, stöhnte sie auf. Ihr wurde von dem Anblick übel.
    Sie machte noch einen Schritt nach hinten. Dann drehte sie sich um, bereit wegzulaufen, auch wenn es sinnlos war.
    Und da sah sie den anderen.
    Wilde, bernsteingelbe Augen blickten direkt durch sie hindurch, aber das Fauchen, das zwischen seinen riesigen, schimmernden Vampirzähnen hervordrang, verkündete ihren Tod. Sie war sich sicher, dass er das vollenden würde, was der Erste begonnen hatte, aber nichts passierte. Beide stießen kehlige Worte aus, dann schritt der Neuankömmling an ihr vorbei, ein langes silbernes Messer in der Hand.
    Nimm das Kind und geh.
    Der Befehl schien aus dem Nirgendwo zu kommen und drang kaum in ihren vernebelten Verstand. Dann ertönte er erneut, diesmal schärfer, und weckte sie aus ihrer Erstarrung. Sie lief davon.
    In blinder Panik rannte sie von dem Bahnhof weg, eine nahe gelegene Straße hinunter. Immer tiefer floh sie in die unbekannte Stadt, in die Nacht hinein. Hysterie ergriff sie und ließ jedes Geräusch – selbst den Klang ihrer eigenen Füße – monströs und tödlich wirken.
    Und ihr Baby hörte einfach nicht auf zu schreien.
    Sie würden entdeckt werden, wenn sie das Baby nicht dazu brachte, still zu sein. Sie musste es zu Bett bringen, in sein Gitterbettchen, wo es hübsch bequem und warm war. Dann würde ihr kleines Mädchen glücklich sein. Dann würde es in Sicherheit sein. Ja, genau das musste sie tun. Das Baby zu Bett bringen, wo die Monster es nicht finden konnten.
    Sie selbst war ebenfalls müde, aber sie konnte sich nicht ausruhen. Das war zu gefährlich. Sie musste nach Hause, bevor ihre Mutter herausfand, dass sie schon wieder zu spät war. Zwar war sie benommen und verwirrt, aber sie musste laufen. Also tat sie das. Sie rannte, bis sie umfiel, erschöpft und nicht in der Lage, noch einen einzigen Schritt zu machen.
    Als sie einige Zeit später erwachte, hatte sie das Gefühl, dass ihr Verstand in tausend Stücke zerbrach. Sie konnte nicht mehr klar denken, die Realität verzerrte sich zu etwas Schwarzem und Unfassbarem, etwas, das ihr immer weiter entglitt.
    Irgendwo in der Ferne hörte sie ein ersticktes Weinen. Es war so ein winziges Geräusch. Sie hob die Hände hoch, um sich die Ohren zuzuhalten,

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