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Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)

Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)

Titel: Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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hier veranstalteten, unter Garantie verhaftet werden.
    Es war ein früher Abend Mitte Oktober, und zum Glück herrschte nicht allzu viel Betrieb auf den Straßen, doch die wenigen Passanten, die vorbeigingen, starrten sie ausnahmslos an. Nicht, dass Tabitha sich daran gestört hätte. Sie war gewöhnt, dass die Leute sie anstarrten und merkwürdig fanden, ja, sogar regelrecht verrückt.
    Sie war sogar stolz darauf. Auf beides. Ebenso wie auf ihre Fähigkeit, in Krisenzeiten jederzeit für ihre Freunde und Familie da zu sein. Und in diesem Augenblick befand sich ihre große Schwester in einem emotionalen Ausnahmezustand, wie sie ihn erst einmal erlebt hatte,
als Selenas Ehemann Bill um ein Haar bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
    Tabitha fummelte an dem Schloss herum. Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war, dass ihre Schwester festgenommen wurde.
    Wieder einmal.
    Selena versuchte, sie wegzuschieben, aber Tabitha blieb eisern, worauf Selena sie in die Hand biss.
    Mit einem Aufschrei machte Tabitha einen Satz rückwärts und schüttelte ihre Finger. Völlig unbeeindruckt streckte Selena sich in ihren zerschlissenen Jeans und einem weiten dunkelblauen Pulli, der offenbar Bill gehörte, auf den Steinstufen aus. Ihre langen braunen Locken waren zu einem ungewohnt braven Zopf geflochten. Niemand hätte sie unter ihrem bei den Touristen bekannten Namen »Madame Selene« wiedererkannt, wäre da nicht das große Schild in ihrer Hand gewesen. »Auch Hellseher haben Rechte«, stand darauf.
    Seit der Verabschiedung dieses völlig unsinnigen Gesetzes, das es Hellsehern verbot, auf dem Square den Touristen die Karten zu legen, kämpfte Selena erbittert dagegen an. Die Polizei hatte sie soeben gewaltsam aus dem Rathaus entfernt, worauf Selena geradewegs hergekommen war, um sich an jenes Tor zu ketten, vor dem sie bis vor Kurzem ihren Kartentisch aufgestellt hatte, an dem sie den Leuten die Zukunft weissagte.
    Zu schade, dass sie ihr eigenes Schicksal nicht mit derselben Klarheit erkannte wie Tabitha. Wenn Selena nicht bald die Handschellen von diesem verdammten Zaun löste, würde sie die Nacht hinter Gittern verbringen.
    Wutschnaubend schwenkte Selena weiter ihr Schild. Tabitha ahnte, dass sie ihre Schwester nicht zur Vernunft
bringen konnte. Andererseits war sie daran gewöhnt. Eigensinn, Fanatismus und ein überschäumendes Temperament waren in ihrer Familie mit den Cajun- und den rumänischen Wurzeln durchaus verbreitet.
    »Los, mach schon, Selena«, sagte sie, drängend und beschwichtigend zugleich, »es ist schon dunkel. Du willst doch hier draußen nicht zum Köder für die Daimons werden, oder?«
    »Das ist mir egal!«, stieß Selena schmollend hervor. »Die Daimons werden meine Seele sowieso nicht fressen wollen, weil ich verdammt noch mal keinen Lebenswillen habe. Ich will nur mein Plätzchen wiederhaben. Dieser Fleck hier gehört mir, ich werde nicht von hier weggehen.« Um ihren Worten noch mehr Gewicht zu verleihen, ließ sie mit jeder Silbe ihr Schild auf die Steinstufen herabsausen.
    »Prima.« Mit einem genervten Seufzer setzte Tabitha sich neben sie, wenn auch außerhalb der Reichweite ihres Gebisses. Sie würde ihre ältere Schwester auf keinen Fall allein hier draußen lassen, schon gar nicht, wenn sie so außer sich war.
    Wenn die Daimons sie nicht erwischten, würde sie garantiert Opfer eines Straßenräubers werden.
    Wortlos saßen die beiden Schwestern nebeneinander: Tabitha, ganz in Schwarz gekleidet, das lange kastanienbraune Haar mit einer Silberspange im Nacken zusammengenommen, und Selena, die jedem vorbeikommenden Passanten ihr Schild vors Gesicht hielt und ihn beschwatzte, ihre Petition für die Änderung des Gesetzes zu unterzeichnen.
    »Hey, Tabby, was läuft hier?«
    Eine rhetorische Frage. Tabitha winkte Bradley Gambieri
zu, einem der Touristenführer, die Vampirtouren durch das Quarter unternahmen. Offenbar war er auf dem Weg zum Touristenzentrum, um ein paar Broschüren auszulegen, er blieb noch nicht einmal stehen. Stattdessen musterte er Selena stirnrunzelnd, die ihm eine wüste Beschimpfung an den Kopf warf, weil er nicht bereit war, seinen Namen auf die Liste zu setzen.
    Wie gut, dass sie ihn kannten und wussten, dass er sich dadurch nicht beleidigt fühlte.
    Tabitha und ihre Schwester kannten die meisten Leute im Quarter. Sie waren hier aufgewachsen und lungerten auf dem Square herum, seit sie Teenager waren.
    Natürlich hatte sich im Lauf der Jahre einiges verändert.

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