Geliebte des Schattens - Kenyon, S: Geliebte des Schattens - Seize the Night (Dark Hunter 07)
Unterhaltungswert«, meinte er.
»Du bist viel zu nachsichtig.« Doch genau das liebte Tabitha am meisten an Ash. Er sah stets das Gute im Menschen. »Was hast du heute Abend noch vor?«, fragte sie ihn, während Selena ihr handgeschriebenes Schild einpackte.
Ehe er etwas erwidern konnte, kam eine schwere schwarze Harley die St. Anne’s heruntergedonnert. An der Kreuzung Royal Street blieb der Fahrer stehen und schaltete den Motor aus.
Tabitha sah zu, wie die kleine, drahtige Gestalt in der schwarzen Lederkluft, die scheinbar mühelos die schwere Maschine zwischen den Schenkeln hielt, den Helm abnahm.
Zu ihrer Verblüffung kam das Gesicht einer Afroamerikanerin zum Vorschein, die den Helm vor sich auf dem Tank abstellte und den Reißverschluss ihrer Lederjacke öffnete. Sie war schlank, aber muskulös mit hellbraun getönter Haut und einem makellosen Teint. Eine echte Schönheit mit tiefschwarzem, zu kleinen Zöpfen geflochtenem Haar, das sie im Nacken zusammengebunden hatte.
»Acheron«, sagte sie mit dem typisch karibischen Singsang. »Wo soll ich meine Maschine abstellen?«
Ash zeigte auf die Decatur Street hinter sich. »Hinter der Brauerei ist ein öffentlicher Parkplatz. Ich warte hier auf dich.«
Der Blick der Frau fiel auf Tabitha und Selena.
»Sie sind Freunde von mir«, erklärte Ash. »Tabitha Devereaux und Selena Laurens.«
»Kyrians Schwägerinnen?«
Ash nickte.
»Ich bin Janice Smith«, stellte sie sich vor. »Freut mich, Freunde der Hunters kennenzulernen.«
Tabitha war sicher, dass dieses Wortspiel weniger auf Kyrians Nachnamen als vielmehr auf seine einstige Betätigung als Dark Hunter abzielte - wie Janice und Ash gehörte auch er zu den unsterblichen Kriegern, die nachts gegen Vampire, Daimons und bösartige Götter kämpften.
Janice ließ ihre Maschine an und donnerte davon.
»Eine neue Dark Hunterin?«, fragte Selena, ehe Tabitha Gelegenheit dazu bekam.
Er nickte. »Artemis hat sie aus Florida Keys rübergeschickt, damit sie Valerius und Jean-Luc hilft. Heute ist ihr erster Abend, deshalb wollte ich ihr die Stadt zeigen.«
»Brauchst du Hilfe?«, fragte Tabitha.
»Nein, nein, es geht schon. Versuch einfach nur, Jean-Luc nicht mehr zu erstechen, wenn du ihm das nächste Mal über den Weg läufst.«
Tabitha lachte bei der Erinnerung an jene Nacht, in der sie unwissentlich dem Piraten-Dark Hunter in die Arme gelaufen war. Es war dunkel gewesen, und Jean-Luc hatte sie von hinten gepackt, als sie in einer dunklen Gasse eine Gruppe Daimons verfolgt hatte. Sie hatte nichts als Fangzähne und einen riesigen Leib gesehen und blindlings zugestochen.
Doch Jean-Luc müsste ihr den Angriff nachsehen.
»Ich kann doch nichts dafür. Ihr Typen mit euren Zähnen seht im Dunkeln alle gleich aus.«
Ash grinste. »Stimmt. Ich verstehe, was du meinst. Ihr Typen mit euren Seelen seht für uns auch alle gleich aus.«
Tabitha lachte kopfschüttelnd, legte den Arm um Selena und machte sich auf den Weg zur Decatur Street, wo Selena ihren Jeep geparkt hatte.
Wenig später lieferte sie ihre Schwester zu Hause ab, wo sie von einem zögerlichen Bill in Empfang genommen wurde, der nicht recht wusste, ob er sich auf einen weiteren Tritt seiner Ehefrau gefasst machen musste. Nachdem Tabitha sich vergewissert hatte, dass es ihrer Schwester … ebenso wie Bill … gut ging, fuhr sie in die Stadt zurück, um sich auf die Jagd nach Daimons zu machen.
Es war eine ziemlich ruhige Nacht. Wie üblich machte sie einen Abstecher ins Café Pontalba, bestellte vier Teller rote Bohnen mit Reis zum Mitnehmen und Coke dazu und trug alles in die schmale Gasse neben der Royal Street, einem beliebten Treffpunkt der Obdachlosen. Seit die Stadtverwaltung mit aller Härte gegen Obdachlose und Stadtstreicher vorging, führten sie ihr Leben im Schatten der Gesellschaft, wo sie ebenso in Vergessenheit gerieten wie die Vampire, auf die sie Jagd machte.
Doch Tabitha wusste, dass sie immer noch da waren, und vergaß sie niemals.
Sie stellte die Mahlzeiten auf einem verrosteten Ölfass ab und wandte sich zum Gehen.
Kaum hatte sie einen Fuß auf den Bürgersteig gesetzt, hörte sie das leise Scharren von Füßen.
»Hey, wenn einer von euch Arbeit …«
Doch noch bevor sie mehr sagen konnte, waren sie wieder verschwunden.
Seufzend ging sie die Royal Street hinunter. Sie konnte die Welt nicht retten, das war ihr klar, aber sie konnte zumindest dafür sorgen, dass ein paar hungrige Mäuler gestopft wurden.
Ziellos wanderte
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