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Geliebte Diebin

Geliebte Diebin

Titel: Geliebte Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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dich zu betrinken und einen oder zwei Röcke zu heben, um Spaß zu haben.«
    »Ist es das wirklich?«
    »Aye.« Tiefe Linien der Frustration hatten sich auf Collins Stirn gebildet. Er rieb sich die Hände und sein Atem stand weiß vor seinem Mund. »Vielleicht verlangst du nach einer Strafpredigt von unserer süßen Schwester, aber ich für meinen Teil würde auf diese außergewöhnliche Freude wenigstens für den heutigen Abend gern verzichten.«
    »Reit schon mal vor.«
    »Nein ...«
    »Ich komme gleich nach! Sag Miranda, sie soll mir meinen Becher anwärmen und ihn mit Wein füllen.« Eventifell hatte sein Bruder ja Recht, es war an der Zeit, wieder nach vorne zu sehen.
    Collin zögerte und spähte über den Fluss und die Spitzen der Bäume des Waldes zu dem Hügel, auf dem das Schloss Black Thorn sich erhob, eine massive Festung aus Steinen und Mörtel, mit Türmen, die in den Himmel ragten. Das Haupttor stand offen, die Zugbrücke war heruntergelassen, das Fallgatter hochgezogen, während oben an den Stangen über den Wachtürmen zwei Fahnen in Gold und Schwarz im rauen Winterwind flatterten.
    »Ganz wie du willst. Immerhin bist du der Lord.«
    »Das solltest du nicht vergessen«, riet ihm Devlynn, der versuchte, ein wenig Humor zu zeigen, was ihm allerdings nicht gelang. Sein Bruder warf ihm einen mitleidigen Blick zu, zügelte seinen Hengst, schüttelte den Kopf und schlug dem Tier dann auf die Hinterhand. Mit einem Schnauben ging der
    Hengst hoch, dann galoppierte Collin, dessen mit Pelz besetzter Mantel hinter ihm her wehte, in gefährlicher Geschwindigkeit den Hügel hinunter. Die Hufe des Pferdes donnerten über den gefrorenen Boden. Über ihm stieg ein erschrockener Falke mit seinen mächtigen Schwingen noch höher in die Lüfte und flog auf den Wald zu.
    Devlynn beobachtete, wie Pferd und Reiter am Fuße des Hügels durch den Fluss trabten und dann in einem Dickicht von Eichen auf der anderen S eite verschwanden. Er wartete, bis das Echo der Hufschläge verhallt war, und wandte sich wieder zum Grab. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass sie schmerzten. Er musste sich endlich entschließen, all die alten Schmerzen zu vergessen, die Schuldgefühle zu begraben. Er zog mit den Zähnen einen seiner Handschuhe aus, steckte die eiskalten Finger unter seinen Umhang und griff nach dem schwarzen Band, das er um seinen Arm trug, als Erinnerung an die Tragödie, die seiner Frau und seiner ungeborenen Tochter das Leben gekostet hatte, das Symbol seines Schuldgefühls, das sich für ewig tief in sein Herz eingegraben hatte.
    »Es ist vorüber«, murmelte er, entfernte das Band von seinem Arm und ließ es in das tote Gras fallen. Die ersten Schneeflocken fielen aus den dunklen Wolken, als er zu seinem Pferd ging und sich m den Sattel schwang. Mit Gedanken, die so finster waren wie die hereinbrechende Nacht, zerrte er an den Zügeln und drängte seinen Grauen voran. »Lauf, du Teufel«, befahl er.
    Der Hengst schoss los . Glatte Muskeln bewegten sich ohne Mühe, mit langen, ausgreifenden Beinen donnerte er über das offene Land, hinunter zum Fluss. Auf dem diesseitigen Ufer änderte sich die Gangart des Hengstes, seine Muskeln spannten sich und Devlynn hielt den Atem an. Phantom sprang los, er segelte über den gurgelnden Fluss, auf dem sich zwischen den Felsblöcken Eis gebildet hatte. Devlynn fühlte plötzlich gebündelte Macht und Freiheit, als ihm der eisige Wind das Gesicht peitschte und seine Augen zum Tränen brachte.
    Heute Nacht würde er alle Gedanken an seine verstorbene Frau und seine Tochter verbannen. Durch die Gnade Gottes besaß er schließlich noch immer einen Sohn. Ein kleines Lächeln umspielte Devlynns Mundwinkel, als er an ihn dachte. Er war ein starker, kluger Junge, beinahe zehn Jahre alt. Yale war mit dem Dolch ebenso schnell wie mit den Würfeln. Geschickt mit Bogen und Pfeil, sc h lau und störrisch, er stritt sich gern mit dem Priester des Schlosses, war ungehorsam seinen Lehrern gegenüber und entschlüpfte oft dem wachsamen Auge seiner Kinderfrau. Er ritt die temperamentvollsten Hengste ohne Sattel, allein im Wald, man wusste, dass er schneller als der beste Ritter auf einen Baum klettern oder sich an einem Seil herunterlassen konnte, und er versprach mit der Zeit zu einem gut aussehenden Mann heranzuwachsen. Er hatte graue Augen, dichtes schwarzes Haar und einige Sommersprossen. Und er besaß einen Mut, der schon an Leichtsinn grenzte. Aye, der Junge machte Schwierigkeiten, aber er war

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