Geliebte Diebin
hat länger als drei Jahre gelebt. Glaubst du wirklich, ich sollte die fünfte Frau sein?«
»Du bist stark ...«
»Nein!«
»Gut, gut. Aber wenn du schon Jamison nicht heiraten willst, warum dann nicht den Baron William von Balchdar? Er fragt so oft nach dir und er würde ein guter Ehemann sein.«
»Du kannst ihn ja selbst heiraten«, keifte sie ihn zornig an und schüttelte das Regenwasser aus ihrem Haar. »Ic h verabscheue ihn.«
»Du verabscheust alle Männer.« Payton hob die Hand.
»Das ist nicht wahr.«
»Dann halt alle Männer, die um deine Hand anhalten. Es ist höchste Zeit, dass du dich bindest. Du solltest längst verheiratet sein und schon ein oder zwei Babys haben.«
»Aber nicht mit Lord William«, erklärte sie aufgebracht. William war zwar ein recht gut aussehender Mann, er hatte aber einen unsteten Blick und besaß eine übermäßig stolze Haltung. Er schaute auf jeden herab, als ob alle, die ihm begegneten - Bauern, Diener, Ritter und sogar gleichgestellte andere Lords - unter seiner Würde und nur dazu geboren waren, ihm zu dienen. In seinen dunklen, arrogant schimmernden Augen verbargen sich Geheimnisse, die Apryll einen Schauer über den Rücken laufen ließen. Geheimnisse, die weder sie noch sonst irgendjemand enthüllen wollte.
»Und was ist mit... ?«
»Sprich nicht weiter«, befahl sie. »Du brauchst mir nicht jeden einzelnen Baron aufzuzählen, der sich herablassen würde, mich zu heiraten und Serennog zu retten. Bei den Heiligen, ich kenne sie alle nur zu gut!«
Payton legte ihr in einer brüderlichen Geste die Hand auf die Schulter, während das Feuer laut knisterte und der Rauch an die geflickte Decke stieg. Regentropfen hatten den Weg nach drinnen gefunden, sie r annen die Wände hinab und tropften in stetig größer werdenden Pfützen auf den steinernen Boden. »Ich weiß ja, dass du sie alle nicht heiraten willst, deshalb biete ich dir diesen anderen Ausweg.« Die Stimme ihres Halbbruders klang beruhigend und ernst. Dennoch war ihr klar, dass er bestimmt seine eigenen Gründe hatte bei seinem Plan, den er gegen Black Thorn ausheckte.
Der Wind wimmerte unheimlich durch die Löcher in den Wänden, das Kreischen eines Babys war zu hören. Es schluchzte jämmerlich irgendwo in diesem zerfallenen Schloss. Payton, verflucht sei seine schwarze Seele, hatte Recht. Schon bald würde die Krankheit, die bis jetzt erst wenige erfasst hatte, sich im Schloss und auch im Dorf ausbreiten. Sie würde viele töten und nur die verschonen, die stark genug waren und Glück gehabt hatten - um dann mit dem Hungertod zu kämpfen.
»Es ist wirklich schlimm.«
»Hör mir zu, Apryll, es ist deine verdammte Pflicht, dich um diese Leute zu kümmern«, warf ihr Halbbruder ihr vor, während er einen Pagen entdeckte, der wartend in einer Ecke kauerte. »Du da, Junge!«, Payton schnippte mit den Fingern, »John - Wein für die Lady und für mich!«, befahl er. Apryll zuckte innerlich zusammen, denn angesichts ihrer Lage schien es ihr frivol, Wein zu trinken. Sie würden ihn besser aufheben.
»Und sorg dafür, dass er angewärmt ist, denn uns ist kalt bis auf die Knochen.« Die Wolle seines Umhangs dampfte und roch ranzig in der Wärme des Feuers. Seine Augen, die normalerweise so blau waren wie der Sommerhimmel, hatten sich verdunkelt. »All die Sorgen, die wir haben, können wir denjenigen zur Last legen, die über Black Thorn herrschen. Es war die Armee von Black Thorn und sein Lord, der für den Fluch über Serennog verantwortlich ist. Es ist nur gerecht, wenn wir uns dafür rev anchieren.«
»Also rächen«, sagte sie trocken und betrachtete ihren Halbbruder aufmerksam, während sie sich gleichzeitig fragte, wie tief sein Hass wohl sein mochte.
Er zuckte mit einer Schulter. »Wie ich schon sagte, du, M'lady, hast die Pflicht, dich um diejenigen zu kümmern, die dir dienen. Und wie ich das sehe, kannst du entweder einen reichen Baron heiraten oder du kannst Teil meines Plans werden.«
Sie sank in einen Stuhl am Feuer. Keinen der beiden Vorschläge konnte sie akzeptieren, beide hinterließen einen schlechten Geschmack in ihrem Mund. »Wenn ich deinem Plan zustimmen würde, dann würde ich Kleidung brauchen ... ein feines Gewand und Juwelen ... und außerdem eine Einladung.«
»Über all das habe ich bereits nachgedacht.«
»Wirklich?« In ihrem Bruder brodelte mehr, als sie ahnte. Er war wesentlich schlauer und hinterhältiger, als sie ihn eingeschätzt hatte. Sie würde vorsichtig sein
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