Geliebte Fälscherin (German Edition)
nicht wollte. „Sprich dich aus. Solange du von mir nicht verlangst, irgendwelche Gesetze zu brechen. Dagegen könnten die Gerichte von Tennessee – und Mrs Acklen – etwas haben.“
Ihre Miene wurde einen Moment verständnislos, dann lachte sie kurz. „Nein, ich will dich nicht bitten, etwas Ungesetzliches zu tun.“
Er lächelte und war von dem verlegenen Blick in ihren Augen berührt, auch von ihrer Nähe, als sie auf dem Bett nebeneinandersaßen. Der Arzt hatte ihren Herzschlag abgehört, und die Knöpfe an ihrem Hals standen noch offen. Er sah nichts, das er nicht sehen sollte, aber das, was er sah, weckte in ihm Gedanken, die er nicht haben sollte, das wusste er genau. Wenigstens sollte er diesen Gedanken keinen Raum geben.
Das kräftige, gleichmäßige Schlagen ihres Herzens war an der weichen, einladenden Beugung unten an ihrem Hals zu sehen. Und dann waren da diese Lippen. Lippen, deren Lächeln ihn ohne die geringste Mühe alles andere vergessen ließ, und ihre Augen, die … jeden Gedanken lasen, der ihm im Moment durch den Kopf ging. Wenigstens sah es so aus.
Sutton atmete tief ein, während sich eine vielsagende Scheu auf sie legte. Falls sie nicht schon vorher gewusst hatte, wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte, musste sie es jetzt auf jeden Fall wissen. Wenigstens musste sie eine Vermutung haben. Sollte er etwas sagen oder diesen Moment einfach verstreichen lassen? Da er nie gut darin gewesen war, das Letztere zu tun, entschied er sich für eine Entschuldigung. „Entschuldige“, flüsterte er. „Ich wollte dich nicht anstarren.“
Sie schaute kurz auf ihre Hände hinab, wobei ein scheues Lächeln über ihr Gesicht huschte. „Ich habe nichts gegen die Aufmerksamkeit, wenn sie von dir kommt.“
Ein Blitzschlag hätte eine weniger starke Wirkung auf ihn gehabt als ihr leises Geständnis. Als er sie anschaute, spürte er eine immer stärker werdende Wärme in sich. Und während die Sekunden verstrichen, wusste er, dass er das Gespräch und auch seine Gedanken in sicherere Gewässer lenken musste. „Also …“ Er atmete aus und zwang sich, den Blick von ihr abzuwenden. Er hoffte, dass sein Gesicht nicht so glühte, wie es sich anfühlte. „Um welchen Gefallen willst du mich bitten?“
Er hätte schwören können, dass er ein kühnes Aufflackern in ihren Augen gesehen hatte. Vielleicht weil sie daran gedacht hatte, etwas Bestimmtes zu sagen, es sich dann aber anders überlegt hatte.
„Was ich dich bitten wollte … Sobald ich wieder gesund bin und sobald Dr. Denard sagt, dass ich wieder reiten darf, wollte ich dich bitten, ob …“
„... ich dir beibringe, über Zäune zu springen?“, vermutete er. Er las sofort die bestätigende Antwort in ihren Augen und freute sich schon jetzt auf die erste Unterrichtsstunde. „Das wäre mir eine Ehre. Und wenn wir fertig sind, kannst du über jeden Zaun und Bach östlich des Mississippi springen.“
Ihr Lächeln war Belohnung genug. „Danke, Sutton. Jetzt bist du dran. Du wolltest mir etwas sagen?“
Er überlegte, wie er ihr von Cara Netta erzählen sollte. Aber egal, wie er die Worte in seinem Kopf formulierte, wurde ihm bewusst, dass er das, was er vor ein paar Minuten hatte sagen wollen, einfach nicht aussprechen konnte. Wie sollte er ihr nach dem, was gerade passiert war, erklären, dass er ein Einvernehmen mit einer anderen Frau hatte? Denn dieses Einvernehmen gab es.
Aber wie konnte er sich guten Gewissens auf eine Verlobung mit Cara Netta einlassen, ihr seine Zuneigung und sein Leben versprechen, wenn Claire so tief sein Herz berührte?
Er erhob sich vom Bett und warf einen Blick hinter sich auf den Kaminsims. „Ich wollte nur sagen, dass es fast halb zehn ist. Und laut den Anweisungen des Arztes darfst du jetzt einschlafen.“ Da er diesen Wunsch nicht unterdrücken konnte, beugte er sich noch einmal hinab und küsste sie auf die Stirn. „Ich bin hier, wenn du aufwachst.“
26
„H aben Sie Cordina die Liste mit den Sonderwünschen für das Abendessen gegeben?“
„Ja, Madam, das habe ich getan.“ Claire schmunzelte innerlich da-rüber, wie ihre Arbeitgeberin in der Nähe des Fensters stehen blieb und immer wieder hinausschaute. In den letzten Tagen hatte Mrs Acklen sehr großen Wert darauf gelegt, dass für den Besuch der LeVerts alles in Ordnung war. Besonders für das Abendessen, das heute Abend zu ihren Ehren stattfinden sollte. Der ganze Haushalt auf Belmont war in großer Aufregung und Erwartung.
„Ich habe
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