Geliebte Fälscherin (German Edition)
hatte es nicht eilig, diese Informationen weiterzugeben. Sie hatte am Montag nach Williams Geburtstagsfeier dreißig Einladungen verschickt. Seitdem fragte Mrs Acklen jeden zweiten Tag, ob es neue Zusagen gebe. „Wir haben bisher vier Zusagen bekommen, Madam.“ Diese kamen von Mrs Acklens Mutter, zwei Schwestern und Mrs James Polk, einer engen Freundin der Familie, obwohl sie diese Details für sich behielt. „Aber es ist noch sehr früh. Bis zu diesem Tee vergeht noch ein ganzer Monat.“
Mrs Acklen sagte nichts, doch Claire spürte, dass es sie verletzte, dass nur so wenige Zusagen gekommen waren. Offen gesagt, verstand Claire das nicht. Welche Frau lehnte eine Einladung zum Tee bei Mrs Adelicia …
„Eine Kutsche!“ Mrs Acklen wirbelte herum. „Sie sind da!“ Sie strich ihr Kleid glatt und eilte, ohne sich noch einmal umzusehen, aus dem Arbeitszimmer.
Claire trat ans offene Fenster und beobachtete, wie der Fahrer die Kutsche den gewundenen Weg herauf an den Rosengärten vorbei und zwischen den Statuen und Springbrunnen hindurchlenkte. Die Kutsche kam vor dem Eingang zum Stehen. Da sie nicht gesehen werden wollte, trat Claire einen Schritt zurück und spähte durch die Vorhänge. Eli öffnete die Kutschentür und verbeugte sich tief.
Eine Hand, die in einem eleganten Handschuh steckte, wurde aus dem Wagen gestreckt. Claire beugte sich vor und war gespannt, wem sie gehörte.
Mit Elis Hilfe stieg die Frau aus der Kutsche. Sofort wusste Claire, dass diese Frau Madame Octavia LeVert war, der Stolz von Mobile, Alabama, zudem die Enkelin von George Walton, einem Mitglied des Zweiten Kontinentalkongresses, einem der drei Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung aus Georgia und einem früheren Gouverneur, wenn sie sich richtig erinnerte.
Der Herr segne Cordina … Diese Frau war eine Goldgrube an wichtigen Informationen.
Madame LeVerts Kleid war exquisit. Es erinnerte an einen Modestil, den Claire in einer neuen Ausgabe von Godey’ s gesehen hatte. Ihr Blick wanderte an ihrem neuen grauen Kleid hinab, das frisch geflickt war, und obwohl es ihrer Stellung entsprach, fühlte sie sich plötzlich nicht gut genug gekleidet.
„Willkommen auf Belmont , liebe Octavia …“ Mrs Acklens Stimme drang durch das offene Fenster zu ihr herein. „Es tut meinem Herzen so gut, dich wiederzusehen.“
„Dieses Gefühl ist ganz meinerseits, Adelicia. Danke, dass du uns erlaubst, hier unsere Reise zu unterbrechen. Die Mädchen und ich waren ganz aufgeregt vor Vorfreude, dich wiederzusehen und …“
Während sich die zwei Frauen umarmten, stieg eine zweite Frau mit Elis Hilfe aus der Kutsche. Nach allem, was Cordina ihr erzählt hatte, vermutete Claire, dass sie die ältere der zwei Töchter war. Dann stieg eine dritte Frau aus dem Wagen. Claire hielt die Luft an.
Cara Netta.
Mit ihren dicken Locken aus rabenschwarzen Haaren und Augen, die selbst aus dieser Entfernung mehr violett als blau leuchteten, sah diese junge Frau einfach umwerfend aus. Sie hatte so zarte Gesichtszüge und eine so unglaublich schlanke Taille. Und ihr Kleid und … Dekolleté . Claire legte eine Hand auf ihr eigenes entschieden weniger üppig ausgefülltes Mieder, und plötzlich nahm Mrs Acklens Bemerkung von der Zwiebelsuppe eine völlig neue Bedeutung an.
„Miss Laurent?“
Claire zuckte zusammen, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Mrs Routh!“
Die Haushälterin trat näher. „Fangen Sie jetzt an, hinter dem Vorhang heimlich aus dem Fenster zu schauen?“
Claire wandte sich vom Fenster ab. „Nein, Madam, ich habe nur die Kutsche gehört und …“
„Und jetzt, da Sie wissen, dass die LeVerts eingetroffen sind, würde es Mrs Acklen schätzen, wenn Sie aus Ihrem Versteck herauskommen und sich angemessen vorstellen lassen.“
Claire wünschte wieder, ihre erste Begegnung mit dieser Frau wäre nicht so unglücklich verlaufen. Sie legte die Papiere, die sie in der Hand hielt, auf einen Seitentisch. „Ja, Madam.“
Mrs Routh nahm die Blätter auf, rückte sie mit einem kräftigen Klopfen auf die Tischkante zurecht und legte sie in perfekter Symmetrie auf den antiken Sekretär. „Madame Ocativa LeVert ist nicht nur eine in der Öffentlichkeit sehr beliebte Persönlichkeit, Miss Laurent, sie ist außerdem Mrs Acklens beste Freundin. Und ich gehe davon aus, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun werden, damit der Aufenthalt der LeVerts hier auf Belmont sowohl angenehm als auch harmonisch verläuft.“
Obwohl sie die Wortwahl
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