Geliebte Fälscherin (German Edition)
heute Morgen mit Cordina gesprochen, Mrs Acklen. Es gibt alles, was Madame LeVert so gerne isst, wie Sie verlangt haben. Frischen Kokosnusskuchen, warmes Birnenapfelkompott, Cordinas berühmte Schweinelende mit Rosmarin und Thymian …“ Claire ratterte den Menüplan auswendig herunter.
„Und was ist mit der Gästeliste? Niemand hat sich in letzter Minute noch entschuldigt? Oder die Einladung angenommen?“
„Nein, Madam. Die Gästeliste ist unverändert.“ Ohne darum gebeten worden zu sein, hatte Claire Platzkarten für jeden gemalt, der im Esszimmer sitzen würde – Mrs Acklen, die LeVerts, Sutton und Mrs Hayes, Adelicias Mutter, zusammen mit Mrs Acklens Geschwistern und deren Ehepartnern. Der Tisch würde voll werden. Claire fühlte sich geehrt, dass Mrs Acklen bestimmt hatte, dass auch sie dort sitzen sollte, statt mit Miss Cenas und den Kindern im Nebenzimmer.
„Hmmm …“ Mrs Acklen schwieg einen Moment. „Also … Mr Polk konnte seinen bereits vorher vereinbarten Termin nicht absagen?“
„Vermutlich nicht, Madam. Er hat nichts anderes verlauten lassen. Ich nehme also an, dass er heute Abend nicht anwesend sein wird.“
Mrs Acklen nickte und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Obwohl Claire eine solche Frage nie laut aussprechen würde, fragte sie sich, was für eine Beziehung zwischen Mrs Acklen und Lucius Polk bestand. Sie hatten am Abend nach Williams Geburtstagsfeier den Eindruck erweckt, sich gut zu verstehen, und Mr Polk war seitdem zweimal zum Essen auf Belmont gewesen. Mrs Acklen war eine sehr vermögende, attraktive Witwe, und diese Kombination weckte unweigerlich großes Interesse bei vielen Männern.
Mrs Acklen trat näher ans Fenster, und Claire beugte sich auf ihrem Stuhl vor, um selbst einen Blick aus dem Fenster zu wagen, da sie das Eintreffen der LeVerts gespannt erwartete – wenn auch aus völlig anderen Gründen.
Nach Mrs Acklens Bemerkung vor einigen Wochen, dass Sutton und Cara Netta in Paris miteinander eine Zwiebelsuppe gegessen hatten, hatte sie Cara Nettas Namen nicht mehr gehört. Bis vor ein paar Tagen. Und nie im selben Atemzug mit Suttons Namen. Die Beziehung, die diese junge Frau und Sutton miteinander hatten oder gehabt hatten, war offensichtlich nicht von ernster Natur. Wenn dies der Fall wäre, hätte er ihr gegenüber inzwischen etwas erwähnt, besonders nach dem, was am Abend nach ihrem Unfall passiert war.
Nicht dass tatsächlich etwas passiert wäre! Wenigstens nicht so richtig. Eine Wärme stieg in ihr Gesicht. Aber dieser Blick, mit dem er sie angesehen hatte ... Claire kannte diesen Blick.
Sie hatte ihn gelegentlich bei Männern bemerkt, deren Aufmerksamkeit ihr nicht angenehm gewesen war. Sutton hingehen gehörte in eine ganz andere Kategorie, und die Vorstellung, dass er sie so anschaute, weckte fast zu große Hoffnungen in ihr. Sie war dankbar gewesen, dass er an jenem ersten Abend bei ihr geblieben war und sie wach gehalten hatte. Seitdem arbeitete er jeden Tag bis spät abends in der Stadt. Er verließ Belmont vor dem Frühstück und kehrte erst nach dem Abendessen zurück. Er arbeitete an einem Fall, hatte er gesagt. An einem Fall, der ihn mehrere Monate lang beschäftigen würde. Sie war froh gewesen, als sie das gehört hatte, denn sie hatte schon fast befürchtet, er gehe ihr absichtlich aus dem Weg.
„Sei vorsichtig, wen du liebst …“
Die Erinnerung an die Worte ihrer Mutter regte sich wie eine Warnung in ihr. Ihre Gedanken wanderten zu ihrem Vater. War der Rat ihrer Mutter mehr als nur eine Warnung gewesen? Wenn sie daran dachte, was für ein Mensch Papa gewesen war, konnte Claire das nicht völlig ausschließen. Aber falls Sutton mehr als Freundschaft für sie empfand – und sie glaubte, dass er das tat –, war die Warnung ihrer Mutter nicht nötig. Denn Sutton war ganz anders als Papa.
Sutton war freundlich und ehrlich und gut, und er würde nie lügen. Und er würde sicher nie versuchen, sie zu etwas zu zwingen, das sie nicht tun wollte oder das falsch war.
Seine Bemerkung, dass er nichts Gesetzeswidriges tun würde, hatte sie überrascht. Sie hatte schnell gemerkt, dass er das nur scherzhaft gemeint hatte, aber die beiläufige Bemerkung hatte sie erneut an die Kluft erinnert, die ihre Vergangenheit zwischen ihnen aufriss. Er fand sie zwar vielleicht attraktiv, was an sich ein netter Gedanke war, aber sie war klug genug, nicht mehr Gewicht auf diese Entdeckung zu legen, als realistisch war. Jemand von Suttons gesellschaftlicher
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