Geliebte Fälscherin (German Edition)
Licht fast glänzte.
„Oh!“ Mit einem kaum hörbaren Ausruf ließ Adelicia seinen Arm los und trat näher. „Sie ist schöner, als ich sie in Erinnerung hatte.“ Sie fuhr mit einer Hand über die Marmordecke, die auf den Kindern lag. „Ich werde zu ihnen gehen, aber sie werden nicht zu mir zurückkommen“, flüsterte sie mit zerbrechlicher Stimme.
Sutton erkannte, aus welcher Bibelstelle diese Worte stammten. König David hatte sie gesprochen, als er seinen Sohn verloren hatte, und er bewunderte, wie Adelicia diesen Satz zu ihrem eigenen Vers gemacht hatte.
Adelicia schaute ihn an. „Danke, Mr Monroe. Dieser Ort, wie perfekt alles zusammenpasst … Ich hätte es selbst nicht besser …“
Sutton schüttelte den Kopf. „Das hat alles Miss Laurent gemacht, Madam. Nicht ich. Sie gab Eli die Maße für das Podest, und die Tischdecke hat sie selbst entworfen.“
Adelicia drehte sich zu Claire herum. Ihre Tränen liefen jetzt, genauso wie Claires, ungehindert über ihr Gesicht. „Von ganzem Herzen, Miss Laurent … danke. Solange ich auf Belmont lebe, werde ich die Statue an diesem Platz stehen lassen.“
39
C laire hatte die Spalte in dem Buchhaltungsbuch gerade addiert, als es an die Bibliothekstür klopfte. Sie notierte schnell die letzte Summe, war aber nicht ganz sicher, ob die Zahl stimmte. „Herein …“
„Guten Tag, Miss Laurent.“
Als sie Elis Stimme hörte, blickte sie auf. Ein stechender Schmerz brannte in ihrem Nacken. Sie brauchte einen Moment, um wieder klar sehen zu können. Sie verbrachte zu viele Stunden damit, über Zahlen und Summen zu brüten, und zu viele Nächte, in denen sie mit Mrs Acklen plante und an Madame LeVerts Erinnerungsbuch arbeitete, nicht nur eine Musikkapelle organisierte, sondern ein ganzes Orchester sowie Fahrgelegenheiten, um Gäste zum Empfang und wieder zurück in die Stadt zu bringen, und Gastgeschenke zu malen – hundertvierzehn Belmont-Bonbonnières für Mrs Acklens besondere Ehrengäste, die dieses Mal mit ausgewählten Süßigkeiten gefüllt werden sollten – sowie eine Vielzahl anderer Aufgaben auf der immer länger werdenden Liste.
Die letzten Tage waren unglaublich hektisch gewesen, und sie hatte keine Ahnung, wie sie alles rechtzeitig fertigbringen sollte.
Claire rieb sich den Nacken und hob den Blick. „Guten Tag, Mr Eli.“
Er hielt einen Baumwollsack in die Höhe. „Mit der Post sind wieder Antworten auf die Einladungen zum Empfang gekommen, Madam.“
„Danke.“ Sie deutete zu einem Tisch in der Ecke. „Würden Sie sie bitte dorthin legen?“ Vor fünf Wochen hatte sie fünfhundertsieben Einladungen adressiert und zur Post gebracht. Die meisten Einladungen gingen an Ehepaare. Bis zum gestrigen Tag, dem neunundzwanzigsten November, hatten achthundertsechsundvierzig Gäste ihr Kommen zugesagt.
Sie warf einen Blick auf den Sack in Elis Hand und wusste instinktiv, dass kein einziger dieser Umschläge eine Absage enthielt. Das freute sie für Mrs Acklen. Aber es verwirrte sie auch.
Die Damen, die Mrs Acklens Einladung zum Tee vor einigen Tagen abgelehnt hatten, hatten die Einladung zum Empfang für Madame LeVert umgehend angenommen. Claire fragte sich, warum sie zum Tee Nein gesagt hatten und jetzt Ja sagten. Sie glaubte nicht, dass ihre Terminkalender für jenen Tag alle zufällig voll gewesen waren. Konnte es sein, dass Madame LeVerts Anwesenheit der entscheidende Faktor war? Und falls dem so war, war sich Mrs Acklen dieses Umstands bewusst?
Claire wusste, wenn die Antwort auf die erste Frage Ja lautete, dann galt dies auch für die zweite Frage. Denn Adelicia Acklen war die intelligenteste und aufmerksamste Frau, der sie je begegnet war. Aber die Vorstellung, dass Mrs Acklen diesen Empfang für Madame LeVert absichtlich veranstaltete, um sich in der Gesellschaft einzuschmeicheln, schien unter ihrer Würde zu sein. Außerdem fand sie das irgendwie egoistisch.
Kaum kam ihr dieser Gedanke, als Claire das Gefühl hatte, einen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Was sie darin sah, gefiel ihr nicht. Aber ihre Situation war anders. Wenigstens sagte sie sich das. Doch ihr Gewissen nagte weiter an ihr.
„Entschuldigen Sie, Miss Laurent, ich will Sie nicht von Ihrer Arbeit abhalten.“ Eli legte eine Ausgabe des Banner auf den Schreibtisch und deutete darauf. „Mrs Acklens Fest wurde heute wieder erwähnt, Madam.“
Claire war für die Unterbrechung dankbar und nahm die Zeitung zur Hand. „Danke, Eli.“ Vor vier Wochen war ein Artikel in
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