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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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aus dem Fenster kletterte. Bevor er ihr eine Warnung, daß sie sich den Hals brechen könnte, zurufen konnte, sprang sie, und Nathan machte einen Satz nach vorn, um sie aufzufangen.
    Sara bekam jedoch einen dicken Ast zu fassen und klammerte sich fest. Wieder bat sie alle Heiligen um Beistand und wartete, bis sie nicht mehr so heftig hin und her schwang, dann setzte sie ihren gefährlichen Weg fort.
    »Großer Gott«, flüsterte sie immer wieder, während sie den Baum hinunterkletterte. Ihr Kleid verfing sich in einem Zweig, der Saum blieb hängen, und der hochgeschlagene Rock nahm ihr die Sicht, aber glücklicherweise berührten ihre Füße nur eine Sekunde später festen Boden. Sara ordnete ihre Kleidung und seufzte erleichtert. »Das wäre geschafft. Eigentlich war es gar nicht so schlimm.«
    Guter Gott, dachte sie einen Augenblick später, jetzt belüge ich mich schon selbst. Sie bückte sich, um ihre Sachen zusammenzusuchen, und verschwendete wertvolle Minuten, indem sie ihre weißen Handschuhe überstreifte, den Staub aus ihren Kleidern klopfte und den Mantel anzog. Schließlich klemmte sie den Schirm unter den Arm und ging zur Vorderseite des Hauses.
    Plötzlich hörte sie ein Geräusch hinter sich und blieb abrupt stehen. Als sie herumwirbelte, konnte sie aber nichts anderes als Bäume und Schatten entdecken. Offensichtlich hatte ihr ihre Phantasie einen Streich gespielt – vielleicht hatte sie ja auch nur ihr eigenes Herzklopfen gehört, dachte sie.
    »Wo bleibt Nicholas?« murmelte sie halblaut und sah sich um. Der Diener sollte im Schatten des Nachbarhauses auf sie warten, und er hatte versprochen, sie zum Haus ihres Onkels Henry zu begleiten. Irgend etwas mußte ihn zurückgehalten haben.
    Sara wartete volle zehn Minuten, aber zu guter Letzt mußte sie einsehen, daß Nicholas nicht mehr kommen würde. Sie wagte nicht, sich länger in der Nähe des Hauses aufzuhalten; das Risiko, entdeckt zu werden, war zu groß. Seit sie vor zwei Wochen nach London zurückgekehrt war, sah ihr Vater in regelmäßigen Abständen nach ihr – auch nachts. Die Hölle würde losbrechen, wenn er merkte, daß sie nicht in ihrem Zimmer war. Sara schauderte bei dem Gedanken daran, was ihr blühte, wenn man sie hier vorfand.
    Ihr Herz hämmerte wild, als sie sich plötzlich bewußt wurde, daß sie vollkommen allein war und auf eigene Faust handeln mußte. Trotzig straffte sie die Schultern und machte sich entschlossen auf den Weg. Das Stadthaus ihres Onkels befand sich nur drei Straßenzüge weit entfernt, und sie brauchte bestimmt nicht allzu lange, um dorthin zu gelangen. Es war mitten in der Nacht, und die Straßen waren sicherlich menschenleer. Sara hoffte inständig, daß auch die Schurken und Bösewichte nachts schliefen – wenn nicht, dann hatte sie ja immer noch ihren Regenschirm, den sich als Waffe benutzen konnte … Sie wäre sogar bis ans Ende der Welt gelaufen, wenn sie dadurch ihre Tante vor einer weiteren Nacht unter dem Dach ihres gewalttätigen Onkels hätte bewahren können.
    Sara legte das erste Stück des Weges im Laufschritt zurück, bis sie Seitenstechen bekam und gezwungen war, langsamer zu gehen. Sie atmete auf, als sie merkte, daß sich niemand auf der Straße aufhielt.
    Nathan blieb ihr auf den Fersen. Er wollte zuerst erfahren, was seine Braut vorhatte, ehe er sie fing, über seine Schulter warf und zum Hafen schleppte. Er argwöhnte, daß sie wieder vor ihm auf der Flucht war, und der Gedanke irritierte ihn. Als ihm einfiel, daß sie unmöglich wissen konnte, daß er geplant hatte, sie heute zu entführen, schalt er sich selbst einen Narren.
    Wohin ging sie, und was hatte sie vor? Diese Fragen beschäftigten ihn unablässig, während er ihr folgte.
    Sie hatte wirklich Mut. Nathan hatte ihren leisen Angstschrei gehört, als sie vom Fenstersims gesprungen war, und er hatte auch gehört, daß sie bei der Kletterpartie gebetet hatte. Ihre ängstliche Stimme hatte ihm ein Lächeln entlockt, und als er einen Blick auf ihre wohlgeformten blassen Beine geworfen hatte, während sie in ziemlich undamenhafter Pose auf dem Boden gelandet war, hätte er beinahe laut gelacht.
    Glücklicherweise hatte sie seine Anwesenheit bis jetzt noch nicht bemerkt, aber sie achtete auch gar nicht auf ihre Umgebung. Nathan war erstaunt über ihr Gottvertrauen. Sie schaute nicht ein einziges Mal zurück, sonst hätte sie ihn sicherlich entdeckt. Sie wurde nicht einmal vorsichtiger, als sie um eine Ecke bog und durch eine düstere

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