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Geliebte Feindin

Geliebte Feindin

Titel: Geliebte Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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fand, daß diese Geste genug sagte.
    Die Winchesters waren dem St. James-Clan sechs zu eins überlegen, dafür waren die St. James für ihre Skrupellosigkeit bekannt, und ihre üblen Taten waren schon zu Legenden geworden: Sie rissen einem Mann die Augen aus, nur weil er schielte; sie traten einem Gegner in den Schritt und genossen seine Schmerzensschreie; und Gott allein wußte, was sie ihren wahren Feinden antaten.
    Geräusche, die vom Hof hereindrangen, erregten Lawrence’ Aufmerksamkeit. Kurz darauf stürmte der persönliche Adjutant des Königs, ein mürrischer Mann namens Sir Roland Hugo, die Treppe herauf. Er trug eine Galauniform, und die grellrote Hose und der weiße Waffenrock ließen seine ohnehin massige Gestalt noch mächtiger erscheinen. Lawrence fand, daß Hugo wie ein feister Gockel aussah, aber da er mit ihm befreundet war, behielt Lawrence seine wenig schmeichelhafte Meinung für sich.
    Die beiden Männer umarmten sich kurz, dann trat Hugo einen Schritt zurück und flüsterte: »Ich bin vorausgeritten. Der König wird in ein paar Minuten eintreffen.«
    »Dem Himmel sei Dank«, erwiderte Lawrence mit unverhohlener Erleichterung und wischte sich mit seinem Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn.
    Hugo spähte über Lawrence’ Schulter und schüttelte den Kopf. »Hier ist es still wie in einem Mausoleum«, raunte er. »Hast du die Gelegenheit nicht genutzt, um die Hochzeitsgäste zu amüsieren?«
    Lawrence sah seinen Freund fassungslos an. »Amüsieren? Hugo, nur ein blutiges Menschenopfer könnte diesen Barbaren Vergnügen bereiten.«
    »Offensichtlich hat dir dein Sinn für Humor geholfen, diese scheußliche Situation zu meistern.«
    »Ich mache keine Witze«, versetzte der Baron, »und dir wird das Lachen auch noch vergehen, wenn du begreifst, wie explosiv die Stimmung ist. Die Winchesters sind nicht hergekommen, um Geschenke abzugeben – sie sind bewaffnet, als ob sie in den Krieg zögen.« Sein Freund schüttelte ungläubig den Kopf, aber Lawrence achtete nicht darauf und fuhr fort: »Ich wollte sie überreden, ihre Waffen abzulegen, aber ich hatte keinen Erfolg. Sie sind beileibe nicht in Festtagsstimmung.«
    »Die königliche Eskorte wird sie in kürzester Zeit entwaffnen«, brummte Hugo und fügte nach einer Weile hinzu: »Ich will verdammt sein, wenn ich zulasse, daß unser König eine so feindselige Arena betritt. Dies ist eine Hochzeit und kein Schlachtfeld.«
    Hugo stellte unter Beweis, wie wirksam seine Drohungen sein konnten. Die Winchesters legten ihre Waffen in einer Ecke der Halle ab, nachdem der erboste Adjutant den Befehl dazu gegeben und die königliche Garde einen engen Kreis um die Gäste geschlossen hatte. Sogar die wenigen St. James, die bewaffnet gewesen waren, kamen seiner Aufforderung nach – aber erst als die Gardisten auf Hugos Befehl Pfeile in ihre Bogen gelegt und sich schußbereit aufgestellt hatten. Diese Geschichte würde mir kein Mensch glauben, wenn ich sie erzähle, dachte Lawrence und war dankbar, daß König George keine Ahnung hatte, wie mühsam es war, für seine Sicherheit zu sorgen.
    Als der König von England die große Halle betrat, ließen die Gardisten ihre Bogen sinken, aber sie hielten ihre Pfeile bereit, um, wenn nötig, sofort losschlagen zu können.
    Der Bischof erhob sich von seinem Stuhl, machte eine förmliche Verbeugung vor seinem König und bot ihm mit einer Geste seinen Platz an.
    Zwei königliche Anwälte, die mit Akten und Dokumenten überladen waren, folgten George auf den Fersen. Lawrence wartete, bis sich der Monarch niedergelassen hatte, kniete dann vor ihm nieder und bekräftigte seinen Treueeid mit lauter, donnernder Stimme. Er hoffte, daß seine Worte die Gäste dazu bringen würden, dem König in ähnlicher Weise Respekt zu zollen.
    Der König beugte sich vor und stützte seine großen Hände auf die Knie. »Wir, Euer vom Volk geschätzter König, sind sehr zufrieden mit Euch, Baron Lawrence. Wir sind doch der vom Volk geschätzte König und Herrscher über alle Untertanen, oder nicht?«
    Lawrence war auf diese Frage vorbereitet. Der König hatte sich schon häufig so bezeichnet und hörte liebend gern eine Bestätigung von seinen Untertanen.
    »Ja, Mylord, Ihr seid der vom Volk geschätzte König und Herrscher über alle Untertanen.«
    »Das ist ein guter Junge«, flüsterte der König und berührte Lawrence’ fast kahlen Schädel. Der Baron wurde rot vor Verlegenheit. Der König behandelte ihn wie einen unerfahrenen

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