Geliebte Feindin
verpflichtet, diese Last auf dich zu nehmen, das weißt du. Die Company kommt auch ohne das Geld, das dir der König in Aussicht gestellt hat, auf die Beine. Außerdem hat der König die Regierungsgeschäfte offiziell niedergelegt, und ich bin sicher, daß der Prinzregent nicht auf der Erfüllung des Vertrages besteht. Die Winchesters haben sich auch schon heftig darum bemüht, ihn für ungültig erklären zu lassen. Wenn du dich jetzt auch noch dagegen aussprichst, bleibt dem Prinzregenten gar nichts anderes übrig, als der Bitte nachzukommen.«
»Nein«, protestierte Nathan vehement. »Ich habe meine Unterschrift unter diesen Vertrag gesetzt, und ein St. James bricht niemals sein Wort.«
Colin schnaubte verächtlich. »Du machst wohl Witze? Gerade die St. James sind dafür bekannt, daß sie ständig ihr Wort brechen und je nach Laune eine Abmachung einhalten oder nicht.«
Nathan konnte dem beim besten Willen nicht widersprechen und gab widerstrebend zu: »Du hast recht. Aber trotzdem werde ich mich nicht drücken – genauso wenig wie du dich bereit erklärst, von deinem Bruder Geld anzunehmen. Es ist eine Ehrensache … Ach, zur Hölle, darüber haben wir doch schon so oft gesprochen, und du kennst meine Einstellung.« Er lehnte sich an den Fensterrahmen und seufzte. »Du läßt mich nicht eher in Frieden, bis ich mit dir zu den Winchesters reite, stimmt’s?«
»Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen«, lautete Colins Antwort. »Du hast, wenn du mitkommst, immerhin die Gelegenheit, herauszufinden, mit wievielen Winchester-Onkeln du es zu tun hast, wenn heute abend etwas schiefgeht.«
Das war ein schlagendes Argument, das wußten beide. Trotzdem meinte Nathan: »Es wird nichts schiefgehen, und niemand kann mich aufhalten.«
Colin lachte wieder. »Ich kenne deine speziellen Talente sehr gut, mein Freund. Ich bete nur zu Gott, daß du dir den Weg nicht freikämpfen mußt.«
»Warum?«
»Ich würde mich ärgern, weil ich den Spaß versäumen müßte.«
»Du kannst ja mitkommen.«
»Leider nein«, sagte Colin. »Eine Hand wäscht die andere, das weißt du doch. Ich habe der Herzogin als Gegenleistung dafür, daß sie Saras Fest heute nachmittag möglich macht, versprochen, sie zum Liederabend ihrer Tochter zu begleiten. Der Himmel möge mich schützen, wenn sie auf dem Fest der Winchesters ist und mich entdeckt!«
»Sie ist ganz bestimmt nicht dort«, behauptete Nathan fest. »Dieser Winchester-Bastard hat sie sicher nicht eingeladen.«
»Sara gibt das Fest, und der Earl of Winchester würde es bestimmt nicht wagen, die Herzogin zu brüskieren. Schließlich hat sie diese Gesellschaft initiiert.«
»Warum hat sie das eigentlich getan?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, Nathan«, erwiderte Colin. »Wir verschwenden hier nur unsere Zeit.«
»Verdammt«, fluchte Nathan und stieß sich vom Fensterrahmen ab. »Also gut, bringen wir’s hinter uns.«
Colin war glücklich über seinen Sieg und stürmte aus dem Büro, bevor es sich sein Freund anders überlegen konnte.
Auf dem Weg durch die Stadt fragte er Nathan: »Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, woran wir Sara erkennen können?«
»Ich bin sicher, daß du dir selbst schon etwas ausgedacht hast«, lautete die trockene Antwort.
»Darauf kannst du dich verlassen«, bestätigte Colin fröhlich. »Meine Schwester Rebecca hat versprochen, sich den ganzen Nachmittag in Saras Nähe aufzuhalten, und wenn sie aus irgendeinem Grund verhindert sein sollte, mir zu zeigen, wer Sara ist, wende ich mich an meine anderen Schwestern … Weißt du, alter Junge, du könntest wirklich etwas mehr Enthusiasmus zeigen.«
»Wozu? Das ganze Unternehmen ist ohnehin nur Zeitverschwendung.«
Colin war anderer Meinung, aber er behielt sie für sich. Beide schwiegen, bis sie die Anhöhe über dem Park der Winchesters erreicht hatten und ihre Pferde zügelten. Das Laub der drei Bäume schirmte sie vollkommen ab, dennoch hatten sie einen vorzüglichen Ausblick auf die Menschen, die sich im Park vergnügten.
»Zur Hölle, Colin, ich komme mir vor wie ein Schuljunge.«
Colin lachte und betrachtete die Menschenmenge, die sich auf einer Terrasse versammelte.
»Ich bleibe nur noch zehn Minuten, Colin.«
»Einverstanden«, beschwichtigte Colin seinen Freund, dessen Blick in diesem Moment besonders finster wirkte. »Möglicherweise kommt Sara ja doch noch freiwillig mit, Nathan, wenn du …«
»Willst du damit sagen, daß ich ihr noch einmal schreiben soll?« brauste
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