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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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anzuhören.“ Er ließ seinen Blick mit beleidigender Gründlichkeit über ihren Körper wandern. „Bringt Gerard Malvoisier dies als Antwort zurück, Mylady. Sagt ihm, dass ich kein Interesse daran habe, über Kapitulationsbedingungen mit ihm zu verhandeln, egal, wie … verlockend … er sie auch verpacken mag. Und wenn er es für angemessen hält, Euch zu Verhandlungen mit dem Feind zu schicken, kann ich ihm nicht versprechen, dass Ihr unberührt – oder auch nur lebend – zu ihm zurückkehrt.“
    Verächtlich schaute Anne ihn an und hob ihr Kinn. „Weder bin ich es gewohnt, wie eine Marketenderin angesprochen zu werden“, sagte sie kalt, „noch komme ich von General Malvoisier. Ich wünsche in einer persönlichen Sache mit Euch zu sprechen.“ Ihr Blick ruhte für einen kurzen Moment auf Guy Standish und den Wachen. „Allein, sollte dies möglich sein, Mylord.“
    Langsam ging Simon zum Tisch hinüber und schenkte sich einen Becher Wein ein. Er zitterte vor Wut und Erbitterung und wandte Anne den Rücken zu, während er mit ihr sprach. „Habt Ihr vor, um Euer eigenes Leben und nicht das Eures Verlobten und der Menschen von Grafton zu bitten, Lady Anne?“, fragte er. „Ich finde Euren Egoismus sehr aufschlussreich.“
    „Ich habe nicht vor, überhaupt um irgendetwas zu bitten.“ Annes Stimme verriet jetzt nur noch kalte Abneigung. „Ich bin gekommen, um einen Handel mit Euch abzuschließen. Und ich bin hier, um Euch Nachricht von Eurem Bruder zu bringen, Mylord.“
    Simon hörte Guy Standish scharf einatmen, während die Wachen beunruhigt zu ihm hinübersahen, ihre Blicke aber schnell abwandten, als sie sahen, dass sich sein Gesicht in eine steinerne Maske verwandelt hatte. Seine Männer waren alle dabei gewesen, als Henrys blutiger und bis zur Unkenntlichkeit zerschlagener Körper zurückgebracht worden war. Sie hatten seine unkontrollierbare Wut und seinen Schmerz miterlebt, und sie waren sich nicht sicher, wie sie nun, da jemand gewagt hatte, das Thema noch einmal zur Sprache zu bringen, reagieren sollten.
    „Mein Bruder ist tot.“ Simons Stimme klang vollkommen ausdruckslos und verriet nichts von den Bildern des Todes, die ihn noch immer bis in den Schlaf verfolgten. „Ich dachte, Ihr wüsstet das, Mylady. Es war General Malvoisier, der ihn zu mir zurückgeschickt hat. In einzelnen Teilen.“
    Offen erwiderte Anne seinen verschlossenen Blick. „Es stimmt, dass er einen Körper zu Euch sandte, Mylord, aber es war nicht der Eures Bruders.“
    Nach ihren Worten herrschte eine gespenstische Stille. Es schien, als könnte keiner der Männer glauben, was er eben gehört hatte. Zu Simon drangen nur noch winzigste Details: das Knistern des Feuers oder der Schnee, der von Lady Annes Mantel taute und zu ihren Füßen eine Pfütze bildete. Gedankenverloren sah er sich um. Der kleine Stall war unordentlich. Trotz all seiner Versuche, ihn wohnlicher zu gestalten, sah er noch im mer nach dem aus, was er war – ein herausgeputzter Kuhstall. Auf dem Holztisch, wo er und seine Captains früher am Abend den Angriff des nächsten Tages geplant hatten, lagen Karten und Pläne ausgebreitet herum. Daneben stand eine Karaffe mit Rotwein – schlechter Wein, der nach Essig schmeckte und Flecken auf dem Pergament hinterlassen hatte. Sein Feldbett war zerwühlt und zeigte deutlich, dass er nicht hatte schlafen können. Dies war kein Ort für eine Dame. Und trotzdem hatte diese Dame ihm ihre Gesellschaft aufgezwungen und wagte es, genau das Thema anzusprechen, das seine Wut und seinen Schmerz nährte.
    „Was sagt Ihr da?“ Seine Stimme klang fremd in seinen Ohren, und er räusperte sich. „Dass mein Bruder noch lebt? Es tut mir leid, aber es fällt mir schwer, Euch das zu glauben, Mylady.“
    Anne macht einen Schritt auf ihn zu, streckte ihre Hand aus und berührte seinen Arm. Er fragte sich, ob sie seine Gefühle in seinem Gesicht lesen konnte, die verzweifelte Angst und den Funken der Hoffnung, der plötzlich in ihm aufkeimte. Ihre Stimme klang sanft. „Nehmt dies, Mylord, als Zeichen, dass ich die Wahrheit spreche.“
    Simon sah auf den Goldring, den sie ihm entgegenhielt. Sein Familienwappen war in das Metall eingearbeitet. Es stimmte, dass Henry diesen Siegelring nicht getragen hatte, als sein Körper zurückgeschickt worden war, aber Simon hatte angenommen, dass Malvoisier bei all seinen Schandtaten auch nicht davor zurückgeschreckt war, einen Toten zu berauben. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Seine

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