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Geliebte Gefangene

Geliebte Gefangene

Titel: Geliebte Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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den Menschen hier zusammen, aber letztendlich waren sie Besatzer, und es war ein spannungsgeladenes und unbequemes Miteinander, das jederzeit in einen heftigen Streit oder Kampf umschlagen konnte.
    Simons Meinung nach waren Belagerungen die anstrengendste und gefährlichste Art der Kriegsführung. Nur Zeit, Aushungern und letztendlich rohe Gewalt würde die Garnison im Gut in die Knie zwingen. Während dieser langen Zeit konnte ein Mann aus reiner Langeweile nachlässig werden. Jemand, der nicht genau aufpasste, konnte sehr leicht von einem Scharfschützen erschossen oder von einem Anhänger der Royalisten in einer dunklen Gasse des Dorfes niedergestochen werden. Simon hatte in den letzten drei Monaten schon ein halbes Dutzend Männer verloren, und die ständige gespannte Aufmerksamkeit zehrte an ihnen. Sie alle warteten nur darauf, dass es am nächsten Tag endlich losging. Und nun diese Nachricht, am Vorabend der Schlacht.
    Simon ließ Anne nicht aus den Augen, als sie widerstrebend zum Feuer hinüberging und ihren nassen Mantel wie einen Schutzschild eng um sich zog. Unruhe flackerte in ihren Augen, so als wüsste sie, dass sie schon zu lange geblieben war. Er erinnerte sich an die stolze Haltung, mit der sie an den Wachen vorbei und zu ihm gekommen war. Es konnte nicht einfach für eine junge Frau in ihrer Situation sein, die Bevölkerung von Grafton zusammenzuhalten, während ihr Vater im Sterben lag, ihr Zuhause von royalistischen Truppen okkupiert und durch eine Belagerung bedroht wurde, die nur in Blut und Verderben enden konnte. Sie war ja erst einundzwanzig Jahre alt.
    Wieder fühlte er, wie sich verräterisch das Mitgefühl in ihm regte. Entschlossen verdrängte er es. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen, und er traute Anne Grafton nicht. Er durfte ihr nicht trauen.
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, zündete er eine weitere Kerze an. Lady Anne sah zerbrechlich, aber entschlossen aus. Das blaue Samtkleid, das den zarten, weißen Hals freiließ, umfloss ihren Körper mit einer verführerischen Eleganz und ließ Bilder in seinem Kopf entstehen, die nichts mit Krieg zu tun hatten. Dann bewegte sich ihre Hand zu ihrer Tasche und mit dem plötzlichen Gedanken an seine eigene Sicherheit kehrte auch sein klarer Verstand zurück, und sein Verlangen war verschwunden. „Ihr habt einen Dolch bei Euch, nicht wahr?“, fragte er. „Gebt ihn mir.“
    Ihr Kopf schoss nach oben. Sie biss sich auf die Unterlippe und straffte die Schultern. „Ich würde mich sicherer fühlen, wenn ich ihn behalten könnte.“
    „Das glaube ich gerne“, erwiderte Simon, „aber es ist eine Bedingung unserer Verhandlungen, dass Ihr unbewaffnet seid.“ Er zeigte auf seinen Schwertgürtel, der über einer Stuhllehne hing. „Ich verlange nichts von Euch, das ich nicht auch selbst zu erfüllen bereit bin.“
    Noch immer bewegte sich Anne nicht, und Simon wusste, dass sie mehr um ihre Tugend als um ihr Leben bangte. Dann seufzte sie auf und legte den Dolch zögernd auf den Tisch zwischen ihnen.
    „Danke. Ihr habt mein Wort, dass Ihr Euch in keinerlei Gefahr befindet.“ Er lächelte kurz. „Sagt mir eins“, fuhr er beinahe beiläufig fort, einen Gedanken aufgreifend, den er schon gehabt hatte, als sie den Raum betrat, „haben alle Männer Angst vor Euch?“
    „Nein. Es gibt ein paar Ausnahmen.“
    Simon lachte. „Dann nennt sie mir.“
    „Mein Vater.“ Ihr Gesicht verlor jeden Ausdruck, als wäre schon allein die Erwähnung des kranken Earl of Grafton kaum zu ertragen für sie. „Und Euer Bruder Sir Henry behandelt mich, als sei ich seine ältere Schwester.“ Sie sah erneut zu ihm hoch und erwiderte seinen Blick. „Und dann seid da noch Ihr, Mylord. Ich habe gehört, dass Ihr vor nichts und niemandem Angst habt.“
    „Das ist eine dienliche Annahme, um meinen Männern Mut zu machen“, kam Simons kurze Antwort. Er war überrascht, dass ihre Worte eine so große Wirkung auf ihn hatten. „Nur ein Narr fühlt am Vorabend einer Schlacht keine Angst.“
    Sie nickte langsam. „Und das seid Ihr ganz sicher nicht. Vielmehr seid Ihr einer der jüngsten Colonels in der Armee der Parlamentarier, bekannt für Euren kühlen Kopf und Euren Mut, ein Soldat, den die Männer des Königs mehr fürchten als beinahe jeden anderen …“
    Für einen langen Moment sahen sie einander an. Dann trat Simon beiseite und schob die Holzscheite mit einem Stiefel tiefer ins Feuer. Sie zerbrachen in einem kleinen Funkenregen. Es zischte, und der Geruch von

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