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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in die Wand eingebaut. Rainherr fand alles, was er brauchte: Jod, reinen Alkohol, blutstillende Watte, Ampullen mit schmerzstillenden Mitteln, Injektionsspritzen – ja, sogar vier Flaschen mit einer blutersetzenden Glukosemischung fand er vor. Dazu das nötige Instrumentarium für eine Infusion.
    Er prüfte das Verfalldatum auf den Flaschen und stellte fest, daß sie noch ein Jahr lang voll brauchbar waren, und packte alles, was er benötigte, in eine Seidendecke, die über einem kleinen Tisch lag.
    »Es tut mir leid«, sagte Rainherr, als er ins Schlafzimmer zurückkam, »ich mußte die Decke nehmen. Hätte ich ein Hemd angehabt, so würde ich mir davon nach alter Art ein Stück abgerissen haben, aber so …« Er zeigte an sich herunter. Er war noch immer in der knappen Badehose und sonst nackt. Sein zerfledderter alter Strohhut lag auf dem Deck seiner Yacht.
    »Haben Sie was gefunden?« fragte Tolkins.
    »Alles, was man braucht. Haben Sie Schmerzen?«
    »Ja«, sagte Tolkins ehrlich. »Jetzt fangen sie an. Was muß ich einnehmen, oder was muß ich tun?«
    »Vorläufig gar nichts. Ich übernehme jetzt Ihre Behandlung.« Er breitete alles auf dem Bett aus und begann, das Gestell für die Infusion – die Mediziner nennen es respektlos Galgen – zu montieren.
    »Sie wollen mich tatsächlich behandeln?« fragte Tolkins. Seine Stimme war einen Ton dunkler geworden.
    »Ja! Und ziehen Sie endlich die dämliche Uniform aus und machen Ihren Oberkörper frei, damit ich an die Wunde heran kann! Wir brauchen jetzt keine äußeren Zeichen Ihrer Chef- und Kapitänswürde mehr. Jetzt sind Sie Patient! Weg mit den Klamotten!«
    »Gehen Sie raus, Dr. Rainherr!« antwortete Tolkins. Seine Stimme war noch dunkler geworden. Ein warmer Ton, eine Stimme in Moll, wie ein Bogenstrich über ein Cello, dachte Rainherr. »Ich mache das allein, wenn Sie mir alles erklären …«
    »Allein? Eine Infusion anlegen? Injektionen? Die Wunde versorgen? Ich garantiere Ihnen, daß Juans Messer nicht antiseptisch war! Sie werden die schönste Blutvergiftung bekommen. Wissen Sie, was ein Wundstarrkrampf oder ein Wundbrand ist? Soll ich Ihnen das mal erklären …?«
    »Gehen Sie endlich! Ich will's allein versuchen.«
    »Sie Starrkopf!« Dr. Rainherr hatte das Gestell montiert, legte den Infusionsschlauch zurecht und schloß ihn an die Flasche an. »Soll ich Ihnen einen Spiegel bringen? Erbärmlich sehen Sie aus! Eigentlich müßte ich Sie verrecken lassen – Piratenschicksal!«
    »Und warum tun Sie es nicht?«
    »Weil ich ein dämlicher Hund bin, der an die Brüderlichkeit der Menschen glaubt. Sie wollen mich ausrauben, dafür wurden Sie angestochen. Ich helfe Ihnen zu überleben, dafür lassen Sie mich laufen. Einverstanden?«
    »Und hetzen mir alle Küstenwachboote auf den Hals!«
    »Sie sind doch schneller, Tolkins. Und Sie kennen doch hundert Schlupfwinkel, stimmt's?«
    »Stimmt! Trotzdem – gehen Sie jetzt endlich raus!«
    Andreas Rainherr trat an die Bettkante und beugte sich etwas vor. Es schien, als zucke Tolkins zusammen … jedenfalls weiteten sich seine Augen, und die dunkelbraunen, fast schwarzen Pupillen glänzten unnatürlich.
    Und dann tat Tolkins etwas, was Rainherr am wenigsten erwartete. Er verdeckte seinen Brustkorb mit beiden Händen.
    »Tolkins, nun stellen Sie sich nicht so an!« sagte Rainherr ungehalten. »Draußen sind Sie der gefürchtete Pirat, der Schrecken der Karibik, gejagt von zwölf Staaten, wie mir Jim stolz erzählte, und hier im Bett benehmen Sie sich geradezu lächerlich! Übrigens: Fixen Sie etwa?«
    »Was soll ich …?« fragte Tolkins mit gepreßter Stimme zurück.
    »Fixen! Rauschgift!«
    »Nein, warum?«
    »Ihre großen, glänzenden Augen …«
    »Sie sollen endlich verschwinden!« Tolkins fuhr hoch. Wie ein Hund, der wütend zupackt, fletschte er: »Raus!«
    »Wollen Sie denn unbedingt verbluten?«
    »Es ist mein Blut.«
    »So etwas Dämliches!« Andreas Rainherr griff plötzlich zu. Er wollte die Hände des Kapitäns wegreißen, aber der krallte sich in den Zellstoff und die Uniformjacke fest. In letzter Not biß er Rainherr in den, Arm.
    »Das gibt es doch nicht!« sagte dieser und setzte sich erschöpft auf die Bettkante. »Sie wissen wirklich nicht, wie dreckig es Ihnen geht. Hoffen Sie nur nicht darauf, daß die Wunde bald verkrustet und von selbst heilt. Sie werden Fieber bekommen, dann eine Blutvergiftung! Es wird eitern … Juan gebraucht sein Messer doch für alles und hat's nicht vorher

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