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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rainherrs Haare los, lehnte sich von neuem in die Kissen zurück und sagte mit zusammengepreßten Zähnen: »Verzeihen Sie!«
    »Was, Mary-Anne?«
    Er legte ein paar Lagen Mullkompressen auf die gereinigte Wunde und schielte dabei nach dem Tropf. Die Infusion lief gut.
    »Verzeihen, daß Sie mich Andreas nannten? Das war doch – ganz lapidar ausgedrückt – einfach schön! Sie können das wunderbar sagen: Andreas …«
    »Unsinn!« Sie bemühte sich, trotz der Schmerzen wütend zu sein, und funkelte ihn an. Ihre schwarzbraunen Augen sollten Zornesblitze schleudern, aber auch sie waren – um mit Andreas Rainherr zu sprechen – einfach schön. »Machen Sie weiter!«
    »Ich muß noch mal in der Bordapotheke nachsehen, ob Nahtmaterial da ist.«
    »Bestimmt! Man hat mir gesagt, alles sei perfekt.«
    »Das sagen die Verkäufer immer.«
    Er richtete sich auf und putzte seine mit Blut verschmierten Finger an den Zellstofflagen ab. »Sie haben sich bisher nie um die Apotheke gekümmert?«
    »Nein.«
    »Haben Sie nie damit gerechnet, daß Ihre Piratenuntaten einmal danebengehen könnten?«
    »Nie! Wo wir bisher auftauchten, war die Überraschung zu groß. Nur Sie haben sich gewehrt, wie ich schon bemerkte.«
    »Wie viele Yachten haben Sie denn schon ausgeräubert?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Alle Achtung!« Dr. Andreas Rainherr machte eine kleine spöttische Verbeugung. »Es gab schon mal ein paar berühmte Korsarinnen, die berüchtigste war eine Chinesin – aber ich glaube, Sie holen Ihre Kolleginnen ein. Im Wert der Beute, meine ich. Die Piratinnen der früheren Jahrhunderte waren grausame Weiber. Grausamer als die Männer, gnadenloser. Sie ließen erschießen und köpfen, erdrosseln und vierteilen, aufhängen und ertränken – und das alles nicht auf normale Art, sondern immer gewürzt mit besonders phantasievollen Grausamkeiten. An erster Stelle – gewissermaßen als Ouvertüre – stand immer die Entmannung …«
    »Das möchte ich mit Ihnen alles auf einmal tun«, sagte sie böse.
    »Mary-Anne, Sie würden es bereuen! Jetzt hole ich – falls vorhanden, Nahtmaterial.«
    Er ging hinaus und schloß leise hinter sich die Tür.
    Am Ende des Aufgangs zum Deck stand oben die riesige Gestalt von Jim McDonald. Hinter ihm drängte sich das Gesicht des Bärtigen neugierig über seine Schulter.
    »Wie geht es ihr?« rief Jim heiser. »Warum befiehlt sie nicht: Volle Kraft nach Hause?«
    »Fragen Sie sie am besten selbst, Steuermann! Ihr Befinden? Ich hatte große Not, sie davon abzuhalten, zu verbluten. Ein außergewöhnlich halsstarriges Mädchen.«
    »Aber jetzt ist alles okay, Mister?«
    »Noch nicht. Ich muß nähen.«
    »Ich bringe Ihren Steuermann um, Sir!« knurrte der Bärtige.
    »Das steht Ihnen frei. Aber wenn Juan etwas passiert, ist auch eure schöne Lady auf dem Schleuderbrett! Nehmt zur Kenntnis, Jungs: Ich habe nichts zu verlieren! Mit mir habt ihr ausgerechnet den Falschen gekapert, an den Gedanken müßt ihr euch gewöhnen.«
    Er wandte sich ab, ging in den Bibliotheksraum und suchte in dem Apothekenwandschrank nach Nahtmaterial.
    Er fand einen Chromkasten mit verschiedenen Nadeln und Nadelhaltern, alle in sterilem Plastik, vakuumverschweißt. Sogar ein Kasten mit Seide und Catgut lag im Fach ›Chirurgie‹.
    Er nahm alles und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
    Mary-Anne Tolkins saß bleich, mit geschlossenen Lidern, in ihren Kissen, aber als die Tür aufging, öffnete sie die Augen wieder. Nur keine Schwäche zeigen!
    »Haben Sie etwas gefunden, Dr. Rainherr?« fragte sie.
    »Andreas klang viel netter!«
    Er legte die Chromkästchen auf das Bett und setzte sich wieder auf die Bettkante.
    »Der seltene Fall ist eingetreten, daß Sie nicht beschwindelt worden sind: die Apotheke ist komplett! Ich habe es erst jetzt bemerkt, es gibt sogar eine chirurgische Abteilung, eine für Allgemeinmedizin, eine HNO-Gruppe, man war so gewissenhaft, auch an die Gynäkologie zu denken. Mary-Anne, Sie haben an Bord verschiedene Küretten und Geburtszangen. Sie können sich also eine Geburt auf dem Piratenschiff leisten – Sie sind für alles gerüstet!«
    »Sie sind das größte Ekel von Mann, das ich je kennengelernt habe!« zischte sie. »Ein Kerl, der quatscht und quatscht und vielleicht auch noch glaubt, es sei geistreich, was er da von sich gibt.«
    »Bestreiten Sie, daß es ungewöhnlich ist, auf einer Privatyacht Geburtszangen zu haben? Für mich ist das neu.«
    »Und das Nahtmaterial?« schrie sie ihn

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