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Geliebte Korsarin

Geliebte Korsarin

Titel: Geliebte Korsarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwach. Die Schmerzen wurden immer stärker. Ihm war, als stünde sein Körper in Flammen.
    »Und Ihre Mannschaft?«
    »Auch keinen. Bestimmt! Keine Gewalt, keine Toten … das ist meine Grundregel.«
    »Humane Piraterie … ein neuer Akzent! Der Robin Hood der Meere!«
    Er band Tolkins' Arm ab, tastete nach der deutlich hervortretenden Vene und stach dann die Infusionsnadel schräg ein. Zur Kontrolle sog er etwas Blut an und steckte dann die gutsitzende Nadel in das Verbindungsstück zum Infusionsschlauch. Langsam rann die Glukoselösung in die Blutbahn.
    »Das hätten wir«, sagte Rainherr zufrieden. »Das wird neue Kraft geben. Piratenkraft! Tolkins, ich muß Sie doch für das Zuchthaus erhalten. Und nun die Wunde …«
    Dr. Rainherr beugte sich vor. Den Tropf in der Vene, den Körper von Schmerz durchschüttelt, war Tolkins zu schwach, um sich nun noch zu wehren. Er schloß die Augen, als Rainherr die Kapitänsjacke ganz von seinen Schultern streifte.
    »Und die Mütze weg!« sagte der Doktor spöttisch. »Oder gehen Sie immer mit der Kapitänsmütze zu Bett, Tolkins?«
    Er riß sie Tolkins vom Kopf – und dann fiel eine Flut langer schwarzer Haare über die Schultern des Verletzten, ein Vorhang aus mattglänzenden Strähnen, die bisher unter der Mütze hochgesteckt gewesen waren.
    Sprachlos starrte Rainherr auf diesen völlig veränderten Kopf …
    Der Kopf einer schönen Frau, zurückgelehnt in den Kissen, bleich im Gesicht, mit zusammengekniffenen Lippen, vibrierenden Nasenflügeln und zuckenden, festgeschlossenen Augenlidern.
    Langsam sank die rechte Hand, die noch immer flach auf der Brust lag, zurück aufs Bett.
    »Ich werde wahnsinnig!« brachte Rainherr stockend heraus.
    Er sah wieder auf die spitz gefeilten Fingernägel, den schmalen Arm, die langen schwarzen Haare. Dann wanderte sein Blick weiter. Das Hemd unter dem Uniformrock war auf der linken Seite zerrissen, um dort den Zellstoff auf die Wunde legen zu können, aber rechts zeichnete sich jetzt deutlich die Rundung einer Frauenbrust ab.
    »Machen Sie weiter«, sagte Tolkins. »Sonst brülle ich noch vor Schmerzen!«
    Dr. Rainherr hob den Zellstoff ab. Die letzte, festgeklebte Lage mußte er mit einem Ruck entfernen. Tolkins knirschte mit den Zähnen. Juans Messer war am Brustansatz eingedrungen. Die Wunde klaffte auseinander und blutete wieder stärker. Darunter, jetzt vom Blut in Streifen überzogen, wölbte sich eine feste, schöne Brust.
    »Das Gespenst der Karibik …«, sagte Rainherr und tupfte das rinnende Blut von der Brust. »Eine Frau! Wer sind Sie?«
    »Mary-Anne Tolkins …«
    »Mary-Anne … Man riecht förmlich die Seeluft.«
    »Ist die Verletzung schlimm?« Ihre Stimme war ganz klein geworden. »Werde ich am Leben bleiben, Dr. Rainherr?«
    »Das werden Sie. Aber ich muß die Wunde nähen, und eine Narbe wird zurückbleiben, direkt am Brustansatz. Sie wird alle Männer magisch anziehen und geküßt werden wie eine Reliquie! Die Brustnarbe der Korsarin! Jeder Mann, der sie einmal küssen durfte, wird das als sein größtes Erlebnis betrachten.«
    »O, ich möchte Sie töten … töten … töten …«, schluchzte sie leise. »Sie selbstherrlicher Kerl! Ich schwöre Ihnen, ich werde Sie töten …«
    »Darum tue ich auch alles, damit Sie nur am Leben bleiben, Mary-Anne. Beißen Sie jetzt die Zähne zusammen. Bevor ich die Wunde nähe, muß ich sie erst säubern. Das wird verdammt weh tun – oder möchten Sie lieber eine Narkose? Ich habe im Apothekerschrank auch Äther gesehen. Aber ein echter Pirat erträgt so etwas breitbeinig und singt noch dabei von Jo, dem Einäugigen …«
    »Ich hasse Sie!« stöhnte sie. »Ich hasse Sie wie nichts auf der Welt. Ich hasse Sie, wie Sie die Haie …«
    »Das sollten Sie nicht sagen, Mary-Anne.«
    Rainherr begann, die Wunde auszuwaschen. Sie biß die Zähne aufeinander. Das Zittern ihres Körpers ließ ihre schöne Brust leicht zucken.
    »Bei solchem Haß gibt es kein Zurück mehr! Achtung – jetzt muß ich Jod nehmen. Das brennt höllisch …«
    Sie nickte, dann stöhnte sie laut, als das Jod auf ihrem Fleisch brannte. Plötzlich krallte sie ihre freie rechte Hand in Rainherrs Haare.
    »Ich möchte weiterleben, Andreas …«, stammelte sie. Ihre Stimme verlor in den Schmerzen jeglichen Klang. »Retten Sie mich! Bitte, Andreas …«
    Aber sie war eine tapfere Frau. Dieser erste Ausbruch von Todesangst, wohl durch den zu furchtbaren Schmerz hervorgerufen, blieb auch ihr letzter.
    Sie ließ Dr.

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