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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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hatten sie sie uns sogar schon ausgemacht. Schnell in ein Mauseloch oder sowas Ähnliches! Aber wo? Ich musterte die Felswand links, in deren Schatten wir uns - zum Glück - immer noch bewegten, und die Felswand rechts - da, in der linken Felswand öffnete sich plötzlich ein schmaler Spalt - ich packte Myriam mit beiden Händen und schleuderte sie beinahe in den Spalt hinein, und dann packte ich die hinter uns nachrennende Lydia und beförderte sie ebenfalls mit Brachialgewalt in den Spalt hinein und drängte als Dritter nach. Ich mußte wirklich drängen, denn in dem Felsspalt war kaum für zwei Platz, geschweige denn für drei, und wir standen buchstäblich aneinandergepreßt, und ich spürte, wie meine zwei Süßen vor Angst oder vor Aufregung oder auch wegen der vorangegangenen körperlichen Anstrengung heftig zitterten.
    Sobald wir uns also in unserem Mauseloch häuslich eingerichtet hatten, wagte ich einen vorsichtigen Blick zurück und beobachtete, wie das Fahrzeug immer näher kam. Jetzt konnte ich schon allerhand Details erkennen. Es handelte sich um einen olivgrünen Geländewagen, und ich fragte mich, ob es nicht vielleicht eben derselbe war, mit dem wir damals, nicht ganz freiwillig, in diese herrliche Gebirgslandschaft befördert worden waren. Dann begann ich im stillen Gott zu danken für den Felssturz, der die Piste so total verlegt hatte, und fragte mich erneut, ob das nicht vielleicht 'mein' Felssturz war, der Felssturz, den ich mehr oder weniger absichtlich ausgelöst hatte. Und ich versuchte meine zwei Lieben zu beruhigen, indem ich ihnen - völlig unnötigerweise - zuflüsterte: 'Keine Angst! Die kommen nicht weiter als bis zum Felssturz!' Ich weiß nicht, ob mein Trost viel Erfolg hatte - auf jeden Fall war er falsch.
    Ja, der Wagen hielt natürlich vor dem Felssturz an. Aber dann gingen die Türen auf, und heraus sprangen eine Reihe von bartlosen Jünglingen und bärtigen Mannsbildern; ich zählte insgesamt sieben Stück, allem Anschein nach lauter Prachtexemplare. Ob einer davon der Fahrer war oder ob's da noch einen Fahrer extra gab, der im Auto sitzen geblieben war, könnte ich nicht sagen. Ich könnte auch nicht mit Sicherheit sagen, ob das alles unsere lieben Freunde waren oder nur einige davon oder alles ganz Unbekannte; dafür war die Entfernung doch noch ein bißchen zu groß.
    Und was machten sie? Naja, zuerst gar nichts; das heißt, sie zerbrachen sich vermutlich über diesen Felssturz den Kopf oder irgend sowas. Aber das dauerte nicht lang, und dann begannen sie wie auf Kommando zu Fuß zwischen den Felsbrocken vorzurücken, was an und für sich sehr witzig ausschaute, weil sie sich dabei alle in lustigen Schlangenlinien bewegten; aber eigentlich war mir dabei nicht gerade zum Lachen zumute. Und dann sah ich, was zumindest einige von ihnen in der Hand hielten - lauter niedliche Schießeisen nämlich; ja, und einer hatte sogar so ein langes Trumm umgehängt, und das sah furchtbar gefährlich aus. Oho, dachte ich bei mir, sowas hab' ich auch - ein großmütiges Geschenk aus eurer Runde!
    Und ich drängte Lydia und Myriam noch ein wenig stärker in den Felsspalt hinein, um in meiner Tasche kramen zu könne, ohne von draußen gesehen zu werden, und holte mir zum Entsetzen meiner zwei Süßen mein Schießeisen heraus; jedenfalls gab eine von ihnen - ich weiß nicht, welche - einen unterdrückten Aufschrei von sich. Ich selber hatte übrigens den Schock von vorhin so ziemlich überwunden und handelte relativ überlegt. Ich hatte auch kaum Angst; ich sagte mir, die wollen eh nur entweder ihren Sadismus an uns auslassen oder uns wieder in ihre Gewalt bringen, um die Behörden zu erpressen, aber sie haben garantiert nicht vor, uns an Ort und Stelle abzuknallen.
    Dann hörte ich auf einmal, wie sie irgendwas brüllten und immer wieder dasselbe brüllten, und ich fragte leise die Myriam, was sie denn da brüllten, und sie flüsterte zurück: 'Sie sagen, sie haben uns gesehen, und sie werden uns gleich haben, und wir sollen lieber freiwillig aus unserem Versteck herauskommen.'
    'Ja, freilich', bemerkte ich trocken, 'gern!' Und ich beschloß, jetzt einmal meinerseits ihnen ein bißchen Angst einzujagen, verlor gleich darauf wieder den Mut, biß dann, wie ich sie wieder brüllen hörte und das Brüllen schon wieder ein Stückchen näher gekommen war, die Zähne zusammen, streckte die Hand mit dem Schießeisen aus dem Spalt hinaus und drückte mit letzter Willensanstrengung ab. Ich wußte nicht,

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