Geliebter Barbar
Frances Catherine auf den Boden, um erneut nach Fortschritten zu sehen, und als sie ihre Untersuchung beendet hatte, setzte sie sich auf ihre Fersen und sah Judith an.
Die Angst in ihren Augen drehte Judith den Magen um. Helen bedeutete sie mit einer Geste in die andere Zimmerecke.
»Nicht flüstern«, schrie Frances Catherine. »Ich will wissen, was nicht stimmt!«
Judith nickte zustimmend. »Ja, sag es uns beiden«, befahl sie.
»Das Baby liegt nicht richtig. Ich konnte einen Fuß ertasten.«
Die nächste Wehe überfiel Frances Catherine. Judith befahl ihr zu pressen, aber ihre Freundin schrie ihre Weigerung heraus. Sie klappte vornüber zusammen und brach in unkontrolliertes Schluchzen aus.
»O Gott, Judith, ich halt das nicht mehr aus. Ich will sterben. Es tut so weh …«
»Wag es ja nicht aufzugeben«, unterbrach Judith scharf.
»Ich bekomme meine Hand nicht hinein«, wisperte Helen. »Wir brauchen den Haken!«
»Nein!«
Frances Catherine gequälter Schrei vernichtete Judiths Selbstbeherrschung. Sie war so voller Panik, daß sie kaum noch wußte, was sie tat. Sie riß ihre Hand aus der Umklammerung ihrer Freundin und hastete zu der Wasserschüssel. Sie schrubbte sich die Hände, während Maudes Anweisungen in ihrem Kopf widerhallten. Sie hatte keine Ahnung, ob das, was die Hebamme ihr beigebracht hatte, möglicherweise ebenso unsinnig war wie andere Methoden, aber es kümmerte sie jetzt auch nicht. Sie würde tun, was die Hebamme sie gelehrt hatte, und darauf vertrau en, daß es das richtige war.
Helen stand auf, als Judith sich vor ihre Freundin kniete. Frances Catherine war heiser geworden. In einem herzzerreißenden Flüstern bat sie: »Sag Patrick, daß es mir leid tut!«
»Red verdammt noch mal keinen Unsinn«, brüllte Judith. Sie konnte auf Frances Catherines Schmerzen keine Rücksicht mehr nehmen. »Wenn man dich nicht antreibt, tust du doch alles nur widerwillig.«
»Wollt Ihr das Kleine etwa drehen?« fragte Helen. »Ihr zerreißt sie, wenn Ihr das versucht!«
Judith schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf Frances Catherine. »Sag mir, wenn die nächste Wehe einsetzt«, befahl sie.
Helen versuchte, Judith den Topf mit Schweinefett in die Hand zu drücken. »Schmiert Euch mit dem Fett ein«, schlug sie vor. »Dann kommt das Neugeborene einfacher durch die Öffnung.«
»Nein«, gab Judith zurück. Sie hatte sich nicht die, Hände saubergeschrubbt, um sie jetzt mit dem Schmalz einzureiben.
Isabelle legte die Hände auf Frances Catherines Bauch. Eine knappe Minute später rief sie aus. »Die Schmerzen setzen ein. Ich spüre, wie es hart wird.«
Judith begann zu beten. Frances Catherine begann zu schreien. Helen und Isabelle hielten sie fest, während Judith arbeitete.
Judiths Herz setzte fast aus, als sie den kleinen Fuß spürte, der durch die Öffnung drängte. Sie betete laut, während sie ihn nach unten schob und nah dem zweiten tastete.
Da – Gott hatte ihre Gebete erhört! Sie mußte nicht lange suchen, bis sie den zweiten Fuß gefunden hatte. Langsam drückte sie ihn in die Öffnung neben den ersten.
Frances Catherine tat das übrige. Sie hätte auch nicht aufhören können zu pressen. Das Baby wäre auf seinen Füßchen gelandet, wenn Judith es nicht aufgefangen hätte.
Das wunderschöne Kind, das sie alle so in Angst und Schrecken versetzt hatte, war winzig, pausbackig und hatte ein Büschel feuerroten Haares auf dem Kopf. Die Kleine war unglaublich niedlich … und brüllte einheitlich mit ihrer Mutter.
Sie war vollkommen!
Frances Catherine weinte vor Freude und Erleichterung, daß sie es endlich überstanden hatte. Helen ging nach draußen, um die Nachgeburt zu begraben, wie der Brauch der Kirche es verlangte, damit keine Dämonen Mutter und Kind in ihrem verletzlichen Zustand angreifen konnten, und Isabelle war damit beschäftigt, das Baby zu baden und es zu liebkosen. Judith wusch gerade ihre Freundin, als diese plötzlich wieder zu pressen begann. Judith befahl ihr, damit aufzuhören, weil sie einen Blutsturz befürchtete.
Doch Frances Catherine konnte nicht aufhören. Nur Minuten später wurde ihre zweite Tochter geboren. Sie war freundlich genug, mit dem Kopf zuerst zur Welt zu kommen.
Die beiden Mädchen sahen vollkommen identisch aus. Weder Helen noch Isabelle konnten sie auseinanderhalten. Sie waren so vorausschauend, die beiden Kleinen in verschiedenfarbene Tücher – die erste in weiß, die zweite in rosa – zu wickeln, bevor sie das Maitland-Plaid
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