Geliebter Barbar
wollte kein Risiko eingehen, daß irgend jemand von ihrem Vater erfuhr. Nein, er mußte sie jetzt heiraten. Nur so konnte er sie vor diesem Bastard Maclean schützen.
Er nahm sie an die Hand, und sie stolperte hinter ihm her, als er sie in eine Ecke der Halle führte. Dort schob er sie mit dem Rücken an die Mauer und stellte sich direkt vor sie, so daß ihr die Sicht auf den Rest des Saales versperrt war.
Dann hob er ihr Kinn, bis sie ihn ansehen mußte. »Ich möchte, daß du mich heiratest.«
»Nein.«
»Ja.«
»Ich kann nicht.«
»Doch, du kannst.«
»Iain, sei bitte vernünftig. Ich kann dich nicht heiraten. Selbst, wenn ich wollte – es geht nicht!«
»Du willst mich heiraten«, entgegnete er. »Oder etwa nicht?«
Die Möglichkeit, daß sie ihn nicht wollen könnte, brachte ihn plötzlich aus der Fassung. »Du willst es doch, verdammt noch mal.«
»Ach ja? Und warum sollte ich?«
»Du traust mir.«
Ihre Wut sank in sich zusammen. Von allen Gründen, die er hätte anbringen können, hatte er den genannt, dem sie wirklich nicht widersprechen konnte. Ja, sie traute ihm, mit ganzem Herzen!
»Du fühlst dich bei mir sicher.«
Auch dagegen konnte sie nichts sagen. »Du weißt, daß ich dich beschützen werde«, fügte er mit einem zärtlichen Nicken hinzu.
Tränen schossen ihr in die Augen. Lieber Gott, wie sehr wünschte sie sich, daß es möglich wäre! »Liebst du mich, Iain?« fragte sie.
Er beugte sich herab und küßte sie. »Ich wollte noch nie eine Frau so und so sehr wie dich«, sagte er. »Und du willst mich auch. Bestreite es nicht.«
Ihre Schultern sanken herab. »Ich bestreite es nicht«, flüsterte sie. »Aber wollen und lieben sind zwei verschiedene Dinge. Vielleicht liebe ich dich ja nicht«, fügte sie hinzu.
Sobald die Worte ausgesprochen waren, wußte sie, daß das eine Lüge war. Er wußte es auch.
»Aye, du liebst mich.«
Eine Träne kullerte ihr die Wange hinunter. »Du machst mir unmögliche Hoffnungen«, sagte sie sehr leise.
Er wischte ihr sanft die Träne fort. »Nichts ist unmöglich, Judith. Heirate mich. Laß mich dich beschützen.«
Nun mußte sie ihm die Wahrheit erzählen: nur dann würde er seine Ansicht und seinen Entschluß ändern. »Da ist etwas, was du nicht weißt«, begann sie. »Mein Vater …«
Sein Mund schloß den ihren und unterbrach ihr Geständnis. Der Kuß war lang und leidenschaftlich, und als er von ihr abließ, konnte sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen.
Sie versuchte es erneut. Er unterbrach sie noch einmal mit einem Kuß.
»Judith, ich will nichts mehr über deine Familie hören«, befahl er schließlich. »Es ist mir egal, ob dein Vater der König von England ist. Du wirst kein Wort mehr darüber fallen lassen, hast du verstanden?«
»Aber Iain …«
»Das, was war, ist unwichtig«, sagte er. Er packte sie an den Schultern und drückte sie. »Vergiß es, Judith. Du sollst zu mir gehören. Ich will deine Familie sein. Ich will für dich sorgen.«
Es hörte sich so verlockend an. Judith wußte nicht mehr, was sie tun sollte. »Ich muß darüber nachdenken«, entschied sie. »In ein paar Tagen …«
»Gütiger Herr!« rief Vater Laggan aus. »Wir können Merlin nicht so lange warten lassen, Weib. Denkt nur an die Hitze!«
»Warum warten?« sagte Patrick laut.
»Aye, er hat gesagt, daß er dich will. Nun vollzieht schon die Hochzeit.«
Erst in diesem Moment wurde Judith klar, daß alle mitgehört hatten. Am liebsten hätte sie geschrien. Und dann tat sie es.
»Ich werde mich nicht drängen lassen«, fauchte sie entschlossen. Dann fügte sie mit sanfterer Stimme hinzu: »Es gibt viele Gründe, warum ich Euren Clansherr nicht heiraten sollte. Ich brauche Zeit nachzudenken …«
»Was sind das für Gründe?« fragte Graham.
Iain wandte sich zum Sprecher des Rates um. »Bist du für oder gegen uns?« fragte er.
»Ich bin nicht gerade besonders glücklich, aber du weißt, daß ich zu dir stehe. Meine Stimme hast du. Gelfrid, was ist mit dir?«
Gelfrid warf Judith einen finsteren Blick zu und sagte: »Ich bin deiner Meinung.«
Die anderen Ratsmitglieder gaben einer nach dem anderen ihre Zustimmung. Judith hatte genug gehört. »Wie könnt Ihr zustimmen und mich gleichzeitig so wütend ansehen?« wollte sie wissen. Sie drehte sich wieder zu Iain um und piekste ihm den Zeigefinger auf die Brust. »Ich will hier nicht leben. Ich habe längst beschlossen, bei meiner Tante Millicent und Onkel Herbert zu wohnen. Und weißt du auch,
Weitere Kostenlose Bücher