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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pohland: »Gratuliere! Eine faszinierende Frau. Hoffentlich stimmt der Rhesusfaktor.«
    Michael Pohland war so verblüfft, daß er darauf keine Antwort fand. Erst, als Dr. Wehrmann mit seinem Cocktailglas längst weitergezogen war, konnte er lachen, obwohl die Witze Dr. Wehrmanns immer etwas makaber waren.
    Die Hochzeit fand zur Enttäuschung aller nicht in Ebenhagen, sondern auf Capri statt. Die standesamtliche Trauung wurde im großen Konferenzsaal des Verwaltungsgebäudes vollzogen; in einem Meer von weißen Chrysanthemen und roten Gladiolen sagten Michael und Gerda »JA«, ein Wort, das zusammen mit der gesamten Feier auf einem Tonband konserviert wurde. Dr. Corbeck und Dr. Wehrmann waren die Trauzeugen. Die Direktion überreichte eine große, alte venezianische Kristallvase, Dr. Wehrmann – Pohland brach der Schweiß aus, als er es kommen sah und doch nicht verhindern konnte – brachte als Geschenk ein Buch: ›Die Mutter und ihr erstes Kind‹. Gerda Pohland nahm es mit einem Lachen in Empfang und sagte: »Ich werde es mir genau durchlesen, Doktor.«
    Gleich nach der standesamtlichen Trauung flogen sie ab nach Capri.
    Auch hier war alles schon organisiert, aber anders als in Ebenhagen. Wohl hatte Julio den Pfarrer bestellt, die kleine Dorfkirche von Anacapri war geschmückt, aber sonst gab es keinen Auflauf, keine große Gratulationscour, keine Reden und Toaste. Fast unbemerkt standen sie vor dem Altar, knieten nieder, reichten sich die Hand und empfingen den Segen von Don Girolamo. Julio fuhr sie sofort zurück in die kleine weiße Villa in den Felsen. Dort hatte er den Tisch gedeckt, draußen auf der Felsenterrasse, umweht vom Seewind und umrauscht von den an den Klippen sich brechenden Wellen.
    »Ich bin so glücklich«, sagte Gerda Pohland. Der Wind wehte den weißen Spitzenschleier über die Balustrade und zerzauste die kunstvolle Frisur unter dem Brautkranz aus kleinen, rosafarbenen Rosenknospen. Aber sie drehte sich nicht weg, sie hob das Gesicht wie damals auf dem weißen Schiff bei der Fahrt über den Luganer See in die Sonne und breitete die Arme weit aus. »Ich könnte die ganze Welt umarmen!«
    »Es genügt, wenn du bei mir anfängst.« Michael Pohland griff in die Tasche seines Cuts und holte eine längliche, flache Schatulle hervor. Vorsichtig öffnete er sie und hielt sie Gerda hin. Sie stieß einen kleinen, spitzen Schrei aus und drückte die Hände flach an das Herz.
    »Micha!«
    Es war das erstemal, daß sie ihn so nannte. Micha … er fand es wundervoll.
    Auf weißem Samt lag eine Halskette. Vergißmeinnichtblüten aus strahlenden blauen Saphiren, umrankt von einem Blätterwerk aus Brillanten, bildeten einen Kranz von kaum schätzbarem Wert.
    »Du … du bist verrückt«, sagte Gerda leise. Die Stimme versagte ihr. Pohland schüttelte den Kopf.
    »Daß du mich niemals vergißt, ist für mich unbezahlbar.« Er nahm das Geschmeide aus der Schatulle, trat hinter Gerda und legte ihr den Schmuck um. Beim Schließen des Schlosses in ihrem Nacken spürte er, wie heftig sie innerlich zitterte und sich Mühe gab, es nicht zu zeigen. Er küßte sie in die Nackenbeuge und ließ dann seinen Kopf auf ihrer Schulter liegen. Wie glücklich ich bin, dachte er. Es ist, als begänne ich erst jetzt zu leben.
    Bis zum Abend saßen sie draußen auf der Felsenterrasse, sahen Hand in Hand dem glühenden Sonnenuntergang zu, starrten in den brennenden Himmel, bis die Wolken violett wurden und die Nacht über das blutende Meer kroch wie eine schwarze, erstickende Decke. Arm in Arm gingen sie zurück zum Haus. Es war leer. Julio war gegangen. Die erste Nacht war eine eigene Welt, in der es nur Platz für zwei gab.
    Als sie die große Wohnhalle betraten, die von einigen im Wind flatternden Kerzen erleuchtet war, fühlte Michael Pohland wieder, wie Gerda innerlich zusammenschauderte. Sie gingen die Treppe hinauf zu den Schlafräumen, wortlos, mit wild klopfenden Herzen. Zwei Schlafräume hatte Julio hergerichtet; sie waren durch eine Zwischentür miteinander verbunden.
    Gerda blieb plötzlich stehen, als sie die Türen erreicht hatten. Als würde sie schwindelig und habe Angst zu fallen, klammerte sie sich an Michael. Über ihr Gesicht zuckte es wild.
    »Ich liebe dich, Micha …«, stammelte sie. »Glaube es mir … bitte, bitte glaube es mir … ich liebe dich …« Ihre Stimme brach; sie preßte die Hand an den Mund, als müsse sie schreien, dann riß sie sich los und rannte in ihr Zimmer. Pohland sah ihr

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