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Geliebter, betrogener Mann

Geliebter, betrogener Mann

Titel: Geliebter, betrogener Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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glänzten.
    »Sehr, gnädige Frau.«
    »Das wievielte ist es?«
    »Das sechste, gnädige Frau.«
    »Und die anderen fünf sind alle gesund?«
    »Und wie, gnädige Frau. Wollen Sie sie sehen? Aber bitte erst in einer Stunde; ich muß sie erst waschen. Die sehen immer aus!«
    Gerda Pohland sah über den Kopf der kleinen, drallen Frau Petermann hinweg auf das Herrenhaus, den Park und den kleinen See, der zwischen den weißen Stämmen der Birken hindurchschimmerte. Dann hob sie plötzlich die Hand und streichelte Anna Petermann über das zerzauste blonde Haar.
    »Sie sind eine glückliche Frau«, sagte sie leise. »Sie wissen gar nicht, wie reich Sie sind.«
    Als habe sie zuviel gesagt, wandte sich Gerda Pohland darauf schroff ab und ging die Treppe zum Eingang des Herrenhauses empor. Aus der breiten Flügeltür trat Dr. Corbeck. Ihn hatte man hier nicht erwartet, und er hob auch beide Arme, als Pohland und Gerda auf der Treppe erstaunt stehenblieben.
    »Ich fahre sofort wieder!« rief Dr. Corbeck. »Keine Angst. Ich bin gewissermaßen als Geist hier. Bitte, gnädige Frau, tun Sie so, als hätten Sie mich gar nicht gesehen. Nur für zehn Minuten benötige ich den Chef des Hauses. Dann bin ich wieder verflüchtigt wie Gas.«
    »Wenn es sein muß, Doktor.« Gerda Pohland lachte hell. Die plötzliche Wolke über ihren Augen war verschwunden. Nur Anna Petermann stand wie in die Erde gepflanzt am Fuß der Treppe und starrte der neuen Herrin nach, etwas ratlos, etwas verlegen, etwas ängstlich. Gotthelf Petermann trat hinter sie.
    »Was wollte sie?« flüsterte er. Anna bewegte den Kopf, als verjage sie eine summende Fliege.
    »Sie fragte nach den Kindern.«
    »Eine tolle Frau, was?«
    »Ich … ich weiß nicht.« Anna Petermann legte die Hände wie schützend über die neue Schürze und den gewölbten Leib. »Plötzlich war sie unheimlich.«
    »Oje!« Petermann fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er schwitzte vor Erregung. Schließlich erlebt man nicht alle Tage den Einzug einer neuen Herrin auf Heidfeld. »Fängt das wieder an? Immer, wenn du 'n Kind kriegst, haste schlechte Laune, siehst Gespenster oder sonst was.«
    Anna Petermann sah Gerda Pohland mit einem merkwürdigen Blick nach. »Wer hat das damals vorausgesagt, Gotthelf?« fragte sie leise. »Im sechsten Monat war ich, mit Fritzchen … Damals kam die andere die Treppe herunter, und ich harkte gerade den Weg und …«
    »Mensch, Anna, hör auf!« Petermann drehte seine Frau um. »Daß ihr Weiber immer hysterisch werdet, wenn ihr Kinder kriegt. Ich muß jetzt ins Haus und ihr alles zeigen.«
    Er lief den Pohlands nach und trat vor ihnen in das Haus. Er hielt einen Flügel der Tür auf, wie ein Führer durch ein Museum, der gleich mit den Erklärungen beginnen würde: »Und hier sehen Sie den Saal, in dem Karl der Kahlköpfige auf einem Cembalo musizierte …«
    Gerda Pohland drehte sich noch einmal um, ehe sie das Haus betrat. Das Personal war gegangen. Durch einen Seiteneingang war es bereits im Haus. Nur Anna Petermann stand noch an der Treppe, die Hände über dem gesegneten Leib.
    Gerda Pohland atmete tief auf. Es war wie ein Seufzen. Niemand hörte es, weil die Stimme Dr. Corbecks es übertönte.
    »Nur eine Unterschrift unter einen Vertrag, Herr Pohland. Wir haben die Stahllieferung nach Indonesien perfekt.«
    »Gratuliere, Corbeck!«
    Die Flügeltüren schlossen sich lautlos.
    Das Leben Gerda Pohlands hatte begonnen.
    Während Michael Pohland und Dr. Corbeck in der Bibliothek das Vertragswerk durchsprachen, standen Gerda Pohland und Gotthelf Petermann in dem großen Schlafzimmer. Eine breite Flügeltür ging zum Park hinaus. Ein Kiesweg führte direkt zum See. Petermann stand schüchtern an der Tür. Es war ihm peinlich, im intimsten Raum seiner Herrschaft zu stehen.
    Gerda Pohland ging in dem großen Raum umher, öffnete eine Tür an der Seitenwand, sah in ein rostbraun gekacheltes Bad, trat hinaus auf die Terrasse, sah sich um und kam in das Zimmer zurück.
    »Was ist nebenan?« fragte sie.
    Petermann zeigte nach links. »Dort ist ein Ankleidezimmer. Rechts das Zimmer ist leer. Es war einmal …«, er stockte und sah verlegen auf seine Schuhspitzen.
    »Was war es?«
    »… als Kinderzimmer gedacht.«
    »Und das Ankleidezimmer hat eine Verbindung zum Bad?«
    »Ja.«
    Gerda Pohland ging durch das Bad und betrat ein kleineres Zimmer. Eingebaute Schränke bildeten die Wände. Ein schmales Fenster spendete Licht. In vier Schranktüren waren große Spiegel

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