Geliebter Boss
der Strand aussah, und meine Grete, die dort mit ihrem Hans in meiner Geschichte abgestiegen war, rief verzückt: »Superbe! Merveilleux ! C’est magnifique , chéri !<«
»Du bist verrückt!«
»Einmal war ich sogar mit dir dort.«
»Habe ich auch gesagt: > C’est magnifique .««
Er wird plötzlich ernst.
»Nein«, antwortet er. »Du hast gesagt: > Merde !< Es regnete acht Tage ununterbrochen, und wir hatten nur acht Tage Nizza für uns, dann mußte ich zu meiner Frau zurück. Und jeden Morgen, wenn du ans Fenster tratest und auf das Meer hinausblicktest und den Regen sahst, sagtest du > Merde »Du träumst von mir?« fragt sie überrascht.
»Ich träume immer von dir.«
»Du bist katholisch?«
»Ja«, sagt er ernst, »meine Ehe ist untrennbar. Deswegen bleibt mir ja nichts anderes übrig, als wenigstens in meinen dummen Träumen mit dir zu verreisen.«
Da war sie vier Wochen nicht mehr hinausgefahren.
Sie hat ihm nur einen Brief geschrieben:
»Ich habe inzwischen nachgelesen, was das Wort bedeutet, das ich am Fenster in Nizza gesagt haben soll. Ich schreibe es über mein ganzes Leben. Wenn ich einmal ein Paket mit Glück auf der Straße fände, das einer verloren hat, ich glaube, ich werde es nicht auf dem Fundamt abgeben.«
4
Auf dem Parkplatz des Hotels, unter den Kastanien auf einer Bank, liegt ein Mann und blinzelt in die Sonne.
Valerie tritt zum Wagen, um ihre Tennisschläger zu holen. »Haben Sie zwei davon?« ruft der Mann auf der Bank. Valerie dreht sich erschrocken um. Sie muß erst zweimal schlucken, ehe ihr die Stimme gehorcht.
»Sie?«
»Einen schönen guten Morgen!«
»Haben Sie hier geschlafen?«
»Auf der Bank? Nein.«
»Im Hospiz christlicher junger Männer etwa?«
»Ich fürchte, es war das Hospiz recht unchristlicher junger Männer, wenn ich daran denke, was ich für das Zimmer habe zahlen müssen.«
»Hatten Sie denn Geld?«
»Ich habe auf der Landungsbrücke meinen Hut aufgehalten. Armer unternehmungslustiger Student bittet um eine milde Gabe!«
»Mit Erfolg?«
»Verwandte Seelen finden sich überall.«
»Sind Sie denn Student?«
»Um Gottes willen! In meinen Jahren!«
»Haben Sie überhaupt studiert?«
»In drei Fakultäten.«
»Überall versagt?«
»Ich habe meinen Doktor in Philosophie, meinen Assessor in Jura, mein Diplom als Volkswirt, mein Diplom als Tennisspieler nicht. Deswegen möchte ich jetzt mit Ihnen Tennis spielen.«
»Woher wußten Sie, daß ich heute früh Tennis spiele?«
»Erstens aus dem Wagen, denn Sie haben Ihre Raketts bestimmt nicht spazierengefahren. Zweitens aus der Jahreszeit: es wird mittags warm, also gehen Sie früh. Ich hoffte zwar, Sie kämen eine Stunde früher. Ich habe hier gewartet. Das hat mir Zeit gegeben, an Sie zu denken.«
»Gestern haben Sie nicht über mich nachgedacht?« fragte sie leichthin.
»Gestern mußte ich auf der Brücke betteln. Ich habe dabei aber doch an Sie gedacht. Jedesmal, wenn ich meinen Hut hob. Gib Gott, daß es eine große Münze ist, damit es für ein gemeinsames Mittagessen heute reicht!«
»Reicht es?«
»Wenn Sie nicht wieder auf Schwetzinger Stangenspargel bestehen, reicht es.«
Er hat sich von der Bank geschwungen, nimmt ihr die Raketts aus der Hand, wiegt sie in seinen Händen ab. »Das leichtere für Sie! Gehen wir!«
Sie gehen zu den Plätzen.
Der Trainer wartet bereits.
Der Mann mit den Blue jeans bleibt enttäuscht am Zaun stehen.
»Sie spielen mit dem Trainer?«
»Ich hatte ihn bestellt. Mit Ihnen hatte ich nicht gerechnet. Spielen Sie überhaupt?«
»Mäßig.«
»Das fürchte ich. Lassen wir es also beim Trainer. Wenn es Ihnen Spaß macht, können Sie mir zuschauen.«
»Ich werde sehen, daß ich dort drüben eine Zeitung bekomme. Dann wird es nicht so langweilig für mich.«
Soll sie sich gegen die Unhöflichkeit wehren? Sie tritt auf den Platz, legt ihren weißen Rock ab, winkt dem Trainer zu. Sie geht auf die Seite, wo sie die Sonne im Rücken hat. Die Bälle fliegen.
Irgendwo auf einer Bank sitzt der Mann in Blue jeans, in eine Zeitung vertieft. Nach einer halben Stunde faltet er die
Zeitung zusammen, knüllt sie in einen der dort aufgestellten grünen Papierkörbe und tritt auf den Platz.
»Überlassen Sie mir jetzt Ihren Part«, sagt er zu dem Trainer. Der Trainer blickt fragend über das Netz.
Valerie nickt.
Zuerst sieht es so aus, als sei sie ihrem neuen Partner haushoch überlegen. Seine Bälle kommen ohne Härte, genau in die Richtung, wo sie steht. Sie
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