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Geliebter Boss

Geliebter Boss

Titel: Geliebter Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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er ist unter Hinterlassung seiner Koffer und seiner Garderobe verschwunden. Wissen Sie etwas darüber?«
    Birke schweigt.
    Der Präsident fährt fort:
    »Wir sind nun zu dem Schluß gekommen, daß Sie den Betrag für sich behielten — aus Gründen, die uns noch unklar sind —, die Quittung aber in den Nachttresor warfen, mit dem Geld auf Urlaub fuhren und es später auf das Konto zurücküberwiesen haben. Stimmt das?«
    Birke schweigt. Birke denkt nach, woher ihr diese Stimme, die undeutlich durch den Verband dringt, bekannt ist. Sie kommt nicht darauf.
    »Wir haben in der Zwischenzeit festgestellt«, fährt der Präsident fort, »daß die eingegangenen 60 000 Mark von einer weiblichen Person Ihres Alters und Ihrer Statur in den Mittagsstunden bei einem kleinen Postamt in der Nähe unserer Stadt aufgegeben wurden. Wir haben Grund, anzunehmen, daß Sie diese Person sind. Vielleicht verraten Sie uns jetzt, was Sie sich dabei gedacht haben, diesen hohen Betrag in Ihren Urlaub mitzunehmen. Hatten Sie die Absicht, das Geld für sich zu verbrauchen?«
    Birke überlegt kurz. Dann sagt sie:
    »Ich hatte mich verspätet und fürchtete, Herrn Zanders nicht mehr in seinem Hotel anzutreffen.«
    »Sie hätten das Geld in der Bank lassen müssen.«
    »Die Kasse war bereits geschlossen, und in meinem Schreibtisch war es mir zu unsicher.«
    »Dann wäre es Ihre Pflicht gewesen, den Betrag in einen Umschlag zu tun und in den Nachttresor zu werfen.«
    Was soll Birke darauf antworten? Soll sie erzählen, wie es wirklich war? Aber sie will die Tat allein auf sich nehmen, Peter darf nicht mit hineingezogen werden. Sie muß allein dafür einstehen.
    Der Präsident lehnt sich in seinem Sessel zurück,
    »War es nicht viel eher so, und die Frage liegt nahe: Hatten Sie einen Komplicen, der Sie mit dem Geld auf dem Weg zum Hotel traf, einen Mann, den Sie gut kannten und der zu Ihnen sagte: >Die Gelegenheit ist günstig! Sei nicht dumm! Nimm das Geld, und ich zeige dir die Welt!<«
    »Nein«, sagt Birke.
    »Mit wem sind Sie auf Urlaub gefahren?«
    »Allein.«
    »Sie haben am gleichen Abend die Grenze bei Salzburg überschritten und sind nach Wien weitergefahren. In Wien sind Sie im Hotel Imperial abgestiegen. Da dieses Hotel nicht Ihren Einkommensverhältnissen entspricht, müssen Sie spätestens hier vorgehabt haben, das Geld für sich zu verwenden. Sie wurden in Wien in Begleitung eines großen, etwas hageren Herrn beobachtet.«
    »Ich habe in Wien niemanden gekannt!« lügt Birke.
    »Sie waren mit ihm auf einer Modenschau. Auf dieser Modenschau ist der Gräfin Schönberg eine kostbare Halskette gestohlen worden. Interessanterweise wurde der Gräfin das Halsband mit der Post wieder zurückgeschickt wie unserer Bank die 60 000 Mark. Vielleicht handelt es sich mehr um eine krankhafte Neigung Ihrerseits?«
    Birke ist völlig durcheinander. Aber sie muß durchhalten. Sie muß alle Schuld auf sich nehmen. Peter darf nicht hineingezogen werden.
    Der Präsident fährt fort:
    »Es hat keinen Sinn, wenn Sie leugnen. Die Polizei hat inzwischen Ihren Komplicen bei einem Hoteleinbruch verhaftet. Er gab an, eine Woche zuvor im Kasino 200 000 neue Francs gewonnen zu haben, von denen er in der folgenden Nacht 100 000 wieder verlor. Er gab an, die fehlenden 100 000 seien ihm von einem jungen Mädchen gestohlen worden, die mit dem Geld verschwunden sei. Als wir ihm in der Annahme, nicht fehlzugehen, Ihre Fotografie vorhielten, gab er zu, daß Sie diese Person wären.«
    Birke hat nur eines herausgehört.
    »Er ist verhaftet?«
    »Wundert Sie das?«
    »Es war alles ganz anders!«
    »Erzählen Sie, wie es war!«
    »Ich allein habe das Geld von der Bank mitgenommen. Ja, ich wollte das Geld für mich verbrauchen. Ich wollte einmal die Welt sehen, ich wollte reisen, reich sein, in guten Hotels wohnen, wenn auch nur für ein paar Wochen. Da hat mich keiner erst dazu überreden müssen. Ich allein habe die Unterschrift gefälscht. Dann bin ich nach Wien gefahren. Erst dort lernte ich Herrn Saussen kennen. Er lud mich ein, mit ihm nach Venedig zu fahren.«
    »Sie sind mitgefahren?«
    »Aber natürlich! Warum denn nicht? Wissen Sie, was es für mich bedeutet, von einem Mann wie ihm geliebt zu werden? Mir von ihm Venedig zeigen zu lassen und das große Leben an seiner Seite kennenzulernen?«
    »War es also nur das große Leben, das Sie veranlaßt hat, mitzufahren?«
    »Das ist meine eigene Sache.«
    »Wie ging es dann weiter in Monte Carlo?«
    »Ich gebe zu, daß

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