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Geliebter Boss

Geliebter Boss

Titel: Geliebter Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Hanns Roesler
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mir entsprach.«
    »Nur den Wagen?«
    »Die Frau auch.«
    »Reden Sie nicht so daher! Sie haben mich ja gar nicht sehen können.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie schnell ein Mann eine Frau erkennt! Sie haben mich ja auch erkannt.«
    »Bilden Sie sich darauf nichts ein!«
    »Doch. Ein bestimmter Frauentyp fliegt immer auf eine bestimmte Kostümierung. Blue jeans, offenes Hemd, Bart.«
    Ein unverschämter Patron! Ich werde kein Wort mehr mit ihm reden, denkt sie.
    Es scheint ihm nichts auszumachen.
    »Darf ich rauchen?« fragt er nach einer Weile.
    »Es stört mich nicht.«
    Er kramt in den Taschen. Erst links, dann rechts.
    »Rauchen Sie?« fragt er.
    »Mitunter.«
    »Haben Sie eine Zigarette?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Weil ich keine Zigaretten bei mir habe. Ich habe meine goldene Tabatiere daheim liegenlassen.«
    »Und Ihr goldenes Feuerzeug auch!« sagt Valerie wütend.
    »Das auch.«
    Sie deutet mit dem Kopf nach ihrer Handtasche, die auf dem Notsitz hinter ihr liegt.
    »Bedienen Sie sich!«
    »Danke.«
    Er beugt sich zurück, angelt nach ihrer Handtasche, öffnet sie. Obenauf liegt eine silberne Emaildose mit Zigaretten. Ein rundes Porzellanbild, eine Miniatur, ist in das Email eingelassen.
    »Französische Arbeit, Rokoko!« sagt er bewundernd. »Ein sehr altes Stück. Und überaus wertvoll.*
    Er betrachtet die Miniatur. Zwei nackte Putten im Grünen.
    »Sind Sie das als Kind?«
    »Die Dose ist zweihundert Jahre alt.«
    »Die Miniatur ist der Dose erst später hinzugefügt worden.“
    »Das ist nicht wahr.«
    »Ich habe das Pendant daheim.«
    »Ich denke, Sie haben eine goldene Dose?« fragt Valerie ironisch.
    »Ist es einem Mann verboten, zwei Zigarettendosen zu haben?«
    Er brennt zwei Zigaretten gleichzeitig an.
    Reicht ihr die eine. Bis zum Mund hin.
    Sie nimmt sie entgegen und wundert sich über sich selbst.

    In einem Rasthaus, achtzig Kilometer hinter der Stadt, die Rosen blühen voll an den Stöcken, große Körbe von Wicken, wie man sie sonst nur in England sieht, unten im weiten Rund des Korbes und nach oben sich spitz türmend, jeder Korb’ in einer anderen Blütenfarbe, blau, rot, gelb, dunkellila und rosafarben, stehen im Gras am Rande der Parkflächen.
    Sie haben den Wagen verlassen. Suchen nach einem Tisch.
    Als der Kellner zu ihnen tritt...
    »Was nehmen Sie?« fragt der Mann in den Blue Jeans.
    »Eine Bouillon.«
    »Dasselbe für mich.«
    »Mit Ei?« fragt der Kellner.
    »Wie Sie befehlen!«
    Als der Kellner gegangen ist...
    »Ich mache Ihnen Spesen — ich habe kein Geld bei mir«, sagt der Mann am Tisch.
    Valerie hat es nicht anders erwartet.
    Als sie gehen, zahlt Valerie die Zeche.
    »Wohin wollen Sie eigentlich?« fragt sie.
    »Wie weit Sie mich mitnehmen.«
    »Haben Sie kein Ziel?«
    »Der Ort hat keinen Namen.«
    »Ich nehme an, Sie fahren zu Verwandten?«
    »Eine kühne Annahme! Wie kommen Sie darauf?«
    »Ohne Geld in der Tasche?«
    »Man findet überall verwandte Seelen.«
    Valerie bleibt stehen.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagt sie. »Sie bleiben hier und sehen sich nach einem anderen Wagen und einer anderen verwandten Seele um — dafür helfe ich Ihnen gern ein wenig aus.«
    Sie öffnet ihre Handtasche.
    Er nimmt sie ihr aus der Hand. Drückt sie wieder zu. »Das ist nicht der Sinn meines Abenteuers«, sagt er.
    »Ihres Abenteuers?«
    »Ich wollte einen schönen Sommertag einmal auf diese Weise erleben — ohne Geld in der Tasche, als Anhalter, ohne jede Verantwortung. Jetzt haben Sie die Verantwortung für mich — bitte, behalten Sie sie!«
    »Ich habe nicht die geringste Lust dazu.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nicht die geringste Lust!«
    »Schade!«
    Er dreht sich um und geht, ohne ein Wort zu sagen.
    Valerie sieht ihm nach auf seinem Weg zum Parkplatz der Raststätte. Sie sieht, wie er neben einem roten Wagen stehenbleibt, sich hinunterbeugt und mit jemandem durchs Fenster spricht. Dann läuft er vorn um den roten Wagen herum und steigt auf der rechten Seite ein. Als der Wagen sich in Bewegung setzt, an Valerie vorbei, erkennt sie eine junge Dame am Steuer. Etwas reichlich Make-up. Langes offenes Haar. Die beiden sind schon im eifrigen Gespräch. Trotzdem ihr bisheriger Anhalter ganz nah an ihr vorbeifährt, beachtet er sie nicht. Er blickt überhaupt nicht zu ihr hinüber.
    Na ja, das passiert einem einmal und nicht wieder.
    Aber es geschieht ihr recht. Sie besteigt ihren Wagen und findet ihn plötzlich viel zu groß für eine Person.
    Der rechte leere Platz beengt

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