Geliebter der Nacht
Sie illustriert, wie dein Angreifer versuchte, seinen Zauber vor dir zu verbergen. Ich werde sie nun mit einem Gegenzauber beschriften.« Heather nahm eine kleine Nadel auf und ritzte damit etwas in die Kerze, wobei sie zügig von unten nach oben schrieb. Als sie fertig war, entzündete sie die Kerze, ließ einige Tropfen heißen Wachses in den Kessel fließen und steckte die Kerze in das Wachs.
»Ich sehe deinen Willen und fessle deinen Zauber. Ich verbanne dich und alle deiner Art. Deine Arbeit ist getan, alles verrichtet. Wir zähmen deine Kraft auf immerfort.« Diese Worte wiederholte Heather neunmal. Danach saßen sie schweigend da, bis die Kerze vollständig heruntergebrannt war. Lexi war nicht sicher, was genau sie erwartete, das geschehen würde oder sie empfinden müsste. Neugierig sah sie zu Darius, doch was immer in ihm vorgehen mochte, sein Gesicht gab nichts davon preis.
Als Heather ihr kurz zunickte, ließ Lexi das Feuer in ihren Händen erlöschen. Heather dankte der Mutter Göttin für ihre Anwesenheit, stand auf und blies die Göttinnenkerze aus. »So soll es sein«, sagte sie, nahm den Mondstein auf und legte ihn Darius um den Hals. Der Stein war inmitten all der Tätowierungen auf seiner Brust fast nicht zu erkennen.
Nun ging Heather in die Ostecke und zog mit einem Fuß die Salzlinie entgegen dem Uhrzeigersinn nach. Als sie einmal um den Kreis war, drehte sie sich lächelnd zu Lexi und Darius. »Der Zirkel ist jetzt offen.«
»Erinnerst du dich an irgendetwas?«, fragte Lexi, die zeitgleich mit Darius aufstand. Auf seinen perplexen Blick hin ergänzte sie: »Von deiner Vergangenheit, von letzter Nacht?«
Er schüttelte den Kopf, worauf Lexi kurz zu Heather sah, die bloß lächelte. »So schön es wäre, wenn alles so einfach ginge, so ist es doch höchst unwahrscheinlich. Warte ab und behalte den Mondstein um.«
Dann blies sie die vier Kerzen aus und führte Lexi und Darius aus dem Zimmer. »Könnt ihr noch zum Mittagessen bleiben, oder müsst ihr gleich wieder weg?«
Lexi wurde verlegen. »Ähm, ich dachte, es ist vielleicht besser, wenn Darius vorerst bei dir bleibt. Hier hat er wenigstens den Schutz des Hexenzirkels.«
Abrupt blieb Darius stehen und sah sie verwundert an. Heather überspielte ihre Verwunderung um einiges besser. »Natürlich ist Darius herzlich eingeladen, bei mir zu bleiben«, sagte sie freundlich. »Allerdings würde ich meinen, dass die Göttin, wäre das ihre Absicht gewesen, ihn gleich zu mir geschickt hätte.« Als Lexi etwas erwidern wollte, hob Heather eine Hand. »Außerdem ist er bei einer feuerbeherrschenden Werwölfin besser aufgehoben, falls er Schwierigkeiten bekommt, ehe sein Gedächtnis wiederhergestellt ist.«
Darius sagte nichts, und Lexi war klar, dass jede Widerrede sinnlos wäre. Also folgte sie den beiden in die Küche, wo Heather, eine überzeugte Veganerin, ihnen frischen Salat servierte. Hinterher umarmte Lexi ihre Freundin zum Abschied, stieg mit Darius in den Yukon und fuhr zurück in die Stadt.
Unterwegs hielt sie beim Drive-in eines Fast-Food-Restaurants und bestellte vier Cheeseburger und zwei Colas. Kaum war sie wieder auf die Autobahn eingebogen, griff sie in die Papiertüte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, Darius einen Cheeseburger zu geben, aber dann fiel ihr etwas ein. »Du isst doch Fleisch, oder?«, fragte sie ihn. Schließlich war er ein Unsterblicher, der mit Göttern zusammenlebte und so. Vielleicht hatten die ja ein ehernes Gesetz, dass sie sich ausschließlich pflanzlich ernähren durften.
Er hatte währenddessen auf die Tüte gestarrt und sah nun erst grinsend zu ihr auf. »Ja.«
Lächelnd holte sie einen Burger hervor und reichte ihn ihm. »Na dann, der dürfte dir schmecken. Das Ding heißt Cheeseburger.«
Er nahm das Päckchen, klappte den Pappdeckel auf und blickte das Essen interessiert an, während Lexi sich ebenfalls einen Burger aus der Tüte nahm. Für einen kurzen Moment steuerte sie mit dem Knie, um den Burger auszupacken. Dann biss sie herzhaft hinein und fühlte sich sofort viel besser.
»Ich mag Heather sehr und würde sie niemals beleidigen wollen«, erklärte Lexi mit vollem Mund, »aber diese reine Obst- und Gemüsenummer ist nichts für mich. Eine Werwölfin kann nun einmal schlecht
kein
Fleischfresser sein. Das wäre gegen unsere Natur.«
Sie sah zu Darius, der seinen Burger aus der Schachtel hob und zögernd hineinbiss.
Im nächsten Augenblick ging ein Leuchten über sein Gesicht. »Der ist
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